FIlm "Die Misandristinnen" von Bruce LaBruce

"Eine Welt, in der Männer fast überflüssig sind"

Filmstill "Die Misandristinnen" von Bruce LaBruce.
Einkreuzung des Queer-Denkens mit der Mode der Softpornos aus den 70er Jahren © Edition Salzgeber
Bruce LaBruce im Gespräch mit Timo Grampes · 10.11.2017
Wie sähe die Welt aus, wenn Frauen alle Macht hätten? Bruce LaBruces Film "Die Misandristinnen" zeigt eine queere Version davon: Eine feministische Terrorzelle, die von der Ausrottung der Männer träumt und ihren Kampf mit Pornos finanziert.
"Alle meine Filme haben immer auch einen starken Bezug auf andere Filme, sie sind sämtlich auch Remakes", sagt Bruce LaBruce, der bekannteste Vertreter des queeren Autorenkinos. So ist auch sein neuester Film "Die Misandristinnen" ein Remake von Clint Eastwoods "Betrogen" aus dem Jahr 1971.
Eine Gruppe radikaler feministischer Kämpferinnen versteckt sich in einem Kloster im Wald und plant die Machtübernahme – bis ein verletzter Soldat in die geschlossene Frauengemeinschaft eindringt und alles durcheinander bringt. Doch anders als Sofia Copolla, die mit "Die Verführten" in diesem Jahr ebenfalls eine Neufassung des Stoffes vorlegte, legt LaBruces den Schwerpunkt nicht auf den einen Mann unter den Frauen:
"Hier ging es mir darum, eben diesen originalen Film im queeren Sinne neu zu denken, in dem ich hier eben mein Augenmerk ganz auf die lesbische Beziehung richtete. Ein Aspekt der in den anderen Fassungen von 'Betrogen' fast vollständig fehlte. Ich fand das so interessant, diese Welt zu zeigen, wo man davon träumt, dass Männer fast überflüssig und ausgeschlossen sind. Also eine Art Einkreuzung des Queer-Denkens mit der Mode der Softpornos aus den 70er-Jahren."
Trotzdem kommen im Film sehr viele Penisse vor, und die Kämpferinnen schauen sich bei Schwulenporno ab, wie man erfolgreich Sexfilme dreht:
"Das ist eine der ganz tiefen Ironien in diesem Film, dass diese Frauen sich Schwulenpornos reinziehen. Das ist eine Art durchgedrehtes Vergnügen. Das genießen sie wie eine Art Fetischismus. Sie überschreiten diese Grenze dessen, was eine Art verbotenes Terrain ist in der lesbischen Bewegung und was sie selbst antörnt. (…) Ich sehe sie als starke Frauen."
Mehr zum Thema