Film der Woche: "Ein Dorf sieht schwarz"

Alltagsrassismus im 70er-Jahre-Look

Szene aus dem Film "Ein Dorf sieht schwarz"
Die Schauspieler Aïssa Maïga (2. v. l.) und Marc Zinga in einer Szene in dem französischen Film "Ein Dorf sieht schwarz" von Regisseur Julien Rambaldi. © Prokino
Von Hannelore Heider · 20.04.2017
Im nordfranzösischen Dorf Marly-Gomon fehlt ein Arzt und der Kongolese Seyolo Zantoko ist der einzige, der mit seiner Familie in die Provinz ziehen will. Die Komödie "Ein Dorf sieht schwarz" von Regisseur Julien Rambaldi basiert auf einer wahren Geschichte und zeigt in bunten Bildern den täglichen Rassismus.

Worum es geht:

"Ein Dorf sieht schwarz" spielt in den 70er-Jahren in dem nordfranzösischen Dorf Marly-Gomont, in dem seit Jahren ein Arzt fehlt. Immer wieder sucht der Bürgermeister einen Kandidaten unter den Hochschul-Absolventen. Diesmal wird er fündig. Der Kongolese Seyolo Zantoko (Marc Zinga) hat seine Approbation in der Tasche, aber keine Chance zu praktizieren, bevor er nicht französischer Staatsbürger ist. Das kann dauern, es sei denn, der Bürgermeister ruft den medizinischen Notstand aus und beschleunigt die Sache, was auch funktioniert. Nur will weder Seyolos Familie in der regnerischen Provinz leben noch wollen sich die Bewohner von einem afrikanischen Arzt behandeln lassen: die Dörfler haben zuvor noch keinen Schwarzen gesehen!

Was diesen Film besonders macht:

Schier unerschöpflich scheint der Fundus von Erfahrungen zu sein, aus denen französische Filmemacher den Stoff für ihre Anti-Rassismus-Komödien ziehen und ihre Motivation, sie angesichts aktueller politischer Entwicklungen auf die Leinwand zu bringen. Drehbuch und Regie erzählen fein ironisch überhöht eine wahre Geschichte, in der die Konflikte mal etwas anderes gelagert sind.

Familie Zantoko sowie die immer mal anreisende Verwandtschaft sind keine armen Schlucker, die nur französisch radebrechen können, sondern sie sind durchaus anspruchsvoll. Mit Verachtung blicken sie auf die Dörfler, mit denen sie sich aber irgendwie arrangieren und anfreunden müssen – und die sich mit Ihnen.

Bewertung:

Hier werden nicht nur Schnurren erzählt, sondern es wird der alltägliche Rassismus behandelt. Das liegt an Kamini Zantoko, dem Sohn des echten Arztes, der ein erfolgreicher Rapper und Komiker geworden ist. Die Umsetzung in eine Komödie durch Regisseur Julien Rambaldi macht den Film zu etwas Besonderem. Sehr schön die Atmosphäre der bunten 70er-Jahre und im Kontrast dazu der Rapsong von Kamini, der im Internet ein Riesenhit geworden ist.

"Ein Dorf sieht schwarz" von Regisseur Julien Rambaldi
Frankreich, 2017, Komödie
Mit Marc Zinga, Aïssa Maïga, Bayron Lebli