In einem Schicksalsmoment wird Winston Churchill als Premierminister berufen. 1940 ist die britische Streitmacht an der französischen Küste umzingelt. Churchill steckt in einem Dilemma: Versucht er mit den deutschen Feinden zu verhandeln und macht sich so zur Marionette Adolf Hitlers? Oder lässt er weiter kämpfen und nimmt den Tod von unzähligen Soldaten in Kauf?

Das Kino liebt große Politikerpersönlichkeiten, schaut sich gerne ihre Werdegänge an, erzählt ihre Biografien von der Wiege bis zur Bahre. Joe Wright konzentriert sich hingegen auf ein paar Wochen in der noch jungen Amtszeit des eigensinnigen und legendären Politikers, der sich von niemandem, auch nicht von König Georg VI, einschüchtern ließ.

Es ist gerade die Ausnahmesituation, die die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten von Churchill zum Vorschein bringt: Seinen Sinn für überraschende Strategien, sein Durchsetzungsvermögen, seinen unbedingten Willen zu Macht, aber auch den Mut, die Konsequenzen für all seine Entscheidungen zu tragen und dafür die Einsamkeit in Kauf zu nehmen.

"Die dunkelste Stunde" ist ein konventionell inszenierter, spannungsreicher Historienfilm. Für heitere Momente sorgt der unorthodoxe Lebensstil von Churchill, der nie einem Glas Whisky oder Champagner abgeneigt war. Gary Oldman übernimmt den gebeugten Gang des Premierministers, imitiert mithilfe des durch Maskenkünste erzeugten Doppelkinns nicht nur die reale Person, sondern versucht, Churchills exzentrisches Wesen zu vergegenwärtigen.

Die große Frage bleibt nur, warum der Nuschler bei seiner großen Rede "We shall fight on the beaches", mit der er das britische Parlament und das britische Volk auf den Krieg gegen Hitler einschwor, sowohl in der englischen als auch der deutschen Fassung erstaunlich flüssig und aufpeitschend redet! Dabei gelang es Churchill trotz seines schleppenden Sprechens und trotz der undeutlichen Diktion, die Nation als auch die politischen Gegner auf seine Seite zu ziehen.