Festival mikromusik

Klänge zur Zeit

Der Komponist Turgut Erçetin
Der Komponist Turgut Erçetin © Kai Bienert/daad-Künstlerprogramm
27.09.2017
Die Römerin Clara Ianotta, der Israeli Yair Klartag und Turgut Erçetin aus Instanbul haben mindestens zwei Gemeinsamkeiten: alle drei wurden zwischen 1983 und 85 geboren, und alle waren oder sind DAAD-Stipendiaten. Im Eröffnungskonzert des Berliner Mikromusik-Festivals erscheinen sie nebeneinander.
Keine der Kompositionen ist älter als fünf Jahre, Erçetins "Panopticon Specularities" sind sogar eine Uraufführung – entstanden als Auftragswerk des Ensemblekollektivs Berlin, in dem sich wiederum vier Neumusik-Teams, die sonst selbständig agieren, projektweise zusammentun. Dabei beweist nicht nur der Aufführungsort der Stücke – ein alter Saal mitten in einem der sozialen Brennpunkte Berlins – dass es den Komponisten wie ihren Interpreten bestimmt nicht um selbstgenügsame Elfenbeintürmerei geht. Hier wie im gesamten Festival, für das der Deutschlandfunk Kultur einer der Kooperationspartner ist, stellen sich Fragen, die nicht nur in Bezug aufs Klangliche wichtig sind – wie die nach dem Verhältnis von Individuum und Gruppe oder nach den generellen Möglichkeiten künstlerischer Äußerungen in einer Welt, die von scheinbar meinungsstarken Statements, Bildern und Klängen übersättigt und ihrer manchmal auch schon überdrüssig ist. Drei individuelle Antwortversuche in vier Werken, in denen es um die innere Stringenz wie die nach außen wirkende Sinnerfülltheit musikalischer Kommunikation in Zeiten einer zunehmenden Virtualisierung und Uneigentlichkeit geht.


Festival mikromusik
Heimathafen Neukölln, Berlin
Aufzeichnung vom 23.08.2017


Yair Klartag
"A Villa in the Jungle" für Ensemble
"There’s no lack of void" für Ensemble
Clara Iannotta
"Clangs" für Violoncello und Ensemble
Turgut Ercetin
"Panopticon Specularities" für Ensemble (Uraufführung)


Ensemble mosaik (Klartag)
Ensemblekollektiv Berlin
Leitung: Bas Wiegers, Christoph Breidler