Fantasy-Sport-Ligen

Streit um den virtuellen Football in den USA

Marion Barber (l.) von Dallas Cowboys und Al Harris (r.) von den Greenbay Packers im Texas Stadium in Irving, aufgenommen 2007
Die Fantasy-Ligen fußen auf dem American Football: Die Spieler stellen sich ihre Wunschmannschaften mit echten Spielern zusammen. © picture alliance / dpa / epa Larry W. Smith
Von Kerstin Zilm · 27.12.2015
Hunderte Millionen Dollar werden in den USA mit den Fantasy-Sport-Ligen umgesetzt. Spielen die Teilnehmer strategisch oder ist das reines Glücksspiel, das verboten werden sollte? Darüber ist nun ein heftiger Streit entbrannt. Allein: Die Politiker, die darüber entscheiden werden, wissen noch nicht einmal genau, was die Fantasy-Sport-Ligen überhaupt sind.
"Let's see, I don't like this player. Just constantly disappointed me..."
Acht Uhr morgens: Saahil Sud sitzt vor seinem Computer in Boston und stellt aus real existierenden Football-Spielern eine virtuelle Mannschaft zusammen. Dann noch eine und noch eine und noch eine. Jedes Mal muss er eine Gebühr bezahlen. An manchem Wochenende kommen mehr als 100.000 Dollar zusammen, erzählt der 27-Jährige, der vor einem Jahr seinen Job als Programmierer gekündigt hat, um sich jeden Tag den Fantasy-Ligen widmen zu können. Es lohnt sich.
"Ich hab über drei Millionen verdient. Diese Saison ist hektisch. Ich arbeite bis Mitternacht, dann wieder ab sechs Uhr, den ganzen Tag."
Sud hat Computerprogramme entwickelt, um seine Chancen beim Fantasy-Sport zu erhöhen. Er spielt in der Football- und der Baseball-Liga und gehört zu den sogenannten "Sharks" - den Haien - im Fantasy-Sport-Becken. Das heißt, er gewinnt überdurchschnittlich oft und viel wie nur rund zwei Prozent der Spieler. Gewinnen ist mehr als Glücksache, sagt deshalb auch Rechtswissenschaftler Dan Eaton. Er vergleicht Fantasy-Sport mit der Börse:
"Du recherchierst, analysierst den Markt, holst dir Rat bei Experten und dann investierst du dein Geld."
Ein Gericht in New York entschied Anfang Dezember anders. Alles Glückssache, urteilte der Richter, deshalb sind Fantasy-Spiele dasselbe wie Online-Poker und verboten! Ein Berufungsgericht hob das Urteil umgehend auf. Das Online-Spiel geht weiter bis zur nächsten Verhandlung.
Die Betreiber der Fantasy-Ligen setzen alles daran, nicht reguliert zu werden
Marktführer Draft Kings und FanDuel schalten Werbespots im Wert von zig Millionen. Ob Basketball, Baseball, Football, Hockey oder Fußball - wer im Fernsehen Sport schaut, kann der Werbung nicht entgehen. Bis zu zwei Millionen Dollar sind pro Tag in den Gewinntöpfen, versprechen die Veranstalter. Alle großen Profi-Ligen haben in den Fantasy-Sport investiert. Je mehr Spieler am Morgen ihre Traumteams zusammenstellen, desto mehr schalten nachmittags und abends die Spiele ein. Je höher die Einschaltquoten, desto höher Werbeeinnahmen und TV-Verträge.
Auch der US-Kongress ist auf die Entwicklung aufmerksam geworden. Als Vorwürfe von Insiderhandel bei DraftKings und FanDuel bekannt wurden, bei dem Mitarbeiter sechsstellige Summen einstrichen, beantragten Politiker eine Anhörung. Die Betreiber der Fantasy-Ligen gehen in die Offensive. Sportjournalist Tony Romm:
"FanDuel hat seinen ersten Lobbyisten in Washington angestellt und sich der Internet-Vereinigung angeschlossen. Die vertritt große Tech-Unternehmen wie Google und Facebook. Sie werden alles daran setzen, nicht wie Sportwetten reguliert zu werden. Das wollten sie von Anfang an vermeiden."
Die Anhörung im US-Kongress soll im Januar stattfinden. Ein großer Teil der Sitzungen wird voraussichtlich damit verbracht werden, den Abgeordneten das Fantasy-Sport-System zu erklären. Erst dann können sie entscheiden: Ist es reine Glückssache oder sind Fertigkeiten mit im Spiel? Für Fantasy-Shark Saahil Sud ist die Antwort klar:
"Wenn man sich ansieht, wer gewinnt, welche Kompetenz ich und andere entwickelt haben, ist eindeutig: dies ist ein Spiel, das auf Fähigkeiten beruht."
Fehlt nur noch, dass jemand eine Fantasy-Plattform für die Olympischen Spiele entwickelt.
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