Fanpost an den US-Präsidenten

"You seem really nice!"

US-Präsident Donald J. Trump während eines Treffens mit Vertretern von US-Firmen, bei dem die Stärkung von US-Produkten das Thema ist (19. Juli 2017).
US-Präsident Donald J. Trump © dpa / Pool via CNP
Von Martina Buttler · 07.08.2017
Tief in der Seele vieler Amerikaner ist Liebe. Und die ist nun unterwegs direkt ins Weiße Haus. Liebesbriefe an den Präsidenten. Ausgewählte Exemplare werden von Trumps Sprecherin vor der täglichen Pressekonferenz verlesen.
"Mein Name ist Dylan, aber alle nennen mich saure Gurke. Ich bin neun Jahre alt und Sie sind mein Lieblingspräsident."
Mit diesem Fanbrief beginnt die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee-Sanders, ihre Pressekonferenz. Das soll zu einer Trump-Tradition werden. Briefe an den US-Präsidenten vor dem offiziellen Frage- und Antwort-Marathon vorzulesen:
"Es soll uns öfter an die vergessenen Männer und Frauen erinnern, an die Menschen, für die wir hier sind. Wir werden künftig immer wieder mal die Pressekonferenz so beginnen."
Barack Obama hatte eine stillere Gewohnheit: Am Ende eines jeden Tages hat er zehn Briefe von Amerikanern beantwortet. Fragen, Sorgen, Lob und Kritik. Sein Ziel: nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Das ist offiziell auch das Ziel seines Nachfolgers. Fragen des Schülers beantwortet Donald Trump gern:
"Wie alt sind Sie? Dylan, der Präsident ist 71. Wie viel Geld haben Sie? Dylan, ich bin mir nicht sicher, aber ich weiß, es ist viel."

Gefundenes Fressen für die Kritiker auf Twitter

Dylan erzählt, dass seine Geburtstagsparty ein Motto hatte. Sein Kuchen hatte die Form der roten Trump-Kappe. Dylans Brief dürfte ganz nach dem Geschmack des US-Präsidenten gewesen sein:
"Ich weiß nicht, warum Menschen Sie nicht mögen?"
"Dylan, das weiß ich auch nicht."
"Sie scheinen sehr nett zu sein. Können wir Freunde sein."
"Dylan ich habe persönlich mit dem Präsidenten gesprochen und er würde sich freuen, Dein Freund zu sein."
Es ist eine Lobhudelei, die offenbar einen positiven Ton am Anfang der Pressekonferenz setzen soll. Ein gefundenes Fressen für seine Kritiker auf Twitter. Später wird der Brief in krakeliger Handschrift veröffentlicht, um zu belegen: Den gibt's wirklich. Und wenn's den Jungen gibt, dann ist er bei Donald Trump immer herzlich willkommen:
"Dylan, danke, dass Du an den Präsidenten geschrieben hast. Wenn Du mal in Washington bist, melde Dich, wir würden Dir gern das Weiße Haus zeigen. Und damit zu ihren Fragen."
Der nächste Liebesbrief an Trump kam nicht gleich bei der nächsten Pressekonferenz. Es soll wohl dosierte Liebe sein und viele sind gespannt, welcher Wähler als nächstes die Ehre hat, diese vor der versammelten Weltpresse zu bekunden.
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