Experimentierfreudige Künstlerin

Von Oliver Seppelfricke · 21.02.2007
Sophie Taeuber-Arp gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Schweiz. Das Museum für Gestaltung in Zürich zeigt nun eine große Schau der Gestalterin, Architektin und Tänzerin in Zürich. Bei der Ausstellung ist ihr angewandtes Werk zu sehen.
Ursonate

Das ist der Anfang der "Ursonate" von Kurt Schwitters. Sie ist erhalten geblieben. So wie auch das "Gedicht an Anna Blume". Doch ist es bezeichnend, dass es heute von Sophie Taueber-Arp keine Tondokumente mehr gibt. Sie stand im Hintergrund. Und dort steht sie immer noch. Einem größeren Publikum in der Kunst ist ihr Name weitgehend unbekannt. Zu Unrecht!

"Beim näheren Hinsehen hat sich gezeigt, dass Arp im Grunde genommen sehr abhängig war von der Tätigkeit seiner Frau. Sie war ihm sehr behilflich bei seiner Arbeit. Sie hat deshalb sehr oft nicht selbst zur Auswirkung kommen können. Solange sie gelebt hat, hat Hans auf ihre Mitarbeit gezählt."

Das sagt Max Bill. Selber Künstler, der das Paar Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp gut kannte. Beide lernten sich 1915 in Zürich kennen. Dem Dada-Geburtsort und dem Sitz des "Cabaret Voltaire". Sophie Taeuber hatte in Deutschland an verschiedenen Kunstgewerbeschulen studiert. Sie war eine hoffnungsvolle junge Künstlerin, experimentierte kräftig mit Farben und Formen, schuf Bilder mit klaren geometrischen Formen in Anschluss an Mondrian und Malewitsch. Und: Sie beobachtete genau, was die jungen Künstlerkollegen taten. So traf sie Hans Arp. Ihren späteren Ehemann. Der über sie schrieb:

"Sie war stets bereit, das Helle wie das Dunkle still zu empfangen. Sie war hold, licht, wahrhaft, unbestechlich, entschieden, klar. Sie ließ leuchtende Himmel in dieses Leben niederschweben."

Die Lebens- und Künstlergemeinschaft Arp hielt 27 Jahre lang. Bis zum Tod Sophie Taeuber-Arps im Jahr 1943 im Alter von 53 Jahren. Ihr Leben war im wahrsten Sinne des Wortes bewegt gewesen.

Nachts tanzte Sophie Taeuber-Arp im "Cabaret Voltaire", tagsüber unterrichtete sie als Lehrerin an der Züricher Kunstgewerbeschule. "Eine fleißige Arbeiterin und eine fleißige Träumerin" nannte sie ihr Mann Hans mit vollem Recht. Sorgte sie doch für den Lebensunterhalt des Paares. Das 1926 groß herauskommt. Zusammen mit dem Künstler Theo van Doesburg gestalten sie das riesige Vergnügungslokal "Les Aubettes" in Straßburg.

"Les Aubettes" ist eine Halluzination aus Farben und Formen. Und schockierte und faszinierte damals gleichermaßen. Sophie Taeuber-Arp war fortan als Innenarchitektin bekannt. Doch der Erfolg hatte seinen Preis: Sophie Taeuber-Arp war ein Jahr lang gependelt zwischen Paris, dem neuen Wohnort der Arps, Straßburg, der Arbeitsstätte, und Zürich, dem alten Heim.

Sie überarbeitete sich, wird erstmals lungenkrank, der Erlös aus "Les Aubettes" ermöglicht es dem Paar jedoch, ein Haus in der milden Luft Südfrankreichs zu kaufen. In Meudon. Ab 1933 wird dieses Haus Zufluchtsort vieler deutscher Intellektueller und Künstler. Ein beeindruckender Ort. Hatte Sophie doch vieles selbst gestaltet: die Möbel, die Inneneinrichtung, den Garten. Ein Traum von Haus, doch der Traum währt nicht lang:

Ende 1942, die Arps waren gerade vor den Nazis nach Meudon geflohen, marschieren die italienischen Faschisten in das Land ein und die Arps gehen zurück nach Zürich. Dort, in ihrer alten Heimaltstadt, kann man nun die wenig bekannte Seite der Sophie Taeuber-Arp entdecken. Ihr Leben als "Tänzerin, Architektin, Gestalterin", wie der Untertitel der Schau im Museum Bellerive heißt. Eine Schau, die eine Reise zurück ist in die Zeit und eine Schau, die hoffentlich einem größeren Publikum klarmacht, dass Sophie Taeuber-Arp viel mehr war als eine Malerein und die Ehefrau von Hans Arp... Eine Künstlerin, die es wieder einmal neu zu entdecken gilt!