Europameister Dodzi Dougban

Wie man sich als gehörloser Tänzer im Hip-Hop behauptet

Der gehörlose Tänzer Dodzi Dougban (r.) und der Zirkusartist Thomas Kunfira stehen gestikulierend nebeneinander
Der gehörlose Tänzer Dodzi Dougban (r.) und der Zirkusartist Thomas Kunfira © Art.62
Moderation: Gesa Ufer · 12.03.2018
Dodzi Dougban ist professioneller Hip-Hop-Tänzer. Und das, obwohl er seit frühester Kindheit ohne Gehör ist. Wie das funktioniert, wie die Szene ihn aufgenommen hat und worauf es bei der Gebärdensprache vor allem ankommt, erklärt der Tänzer und Choreograf im Interview.
Tanzen ohne zu hören, wie geht das technisch? Dodzi Dougban beweist, dass es kein Hörvermögen dazu braucht. Der professionelle Tänzer ist seit einer Ohrenentzündung in frühester Kindheit ohne Gehör – und trotzdem mehrfacher deutscher und Europameister im Hip-Hop.
"Er muss nicht unbedingt die Musik hören, sondern er fühlt den Bass und hauptsächlich den Rhythmus", sagt sein Bruder und Gebärdendolmetscher Denis Dougban beim gemeinsamen Interview im Deutschlandfunk Kultur. Vorurteile seien ihm in der Szene zunächst schon begegnet, doch "in der Hip-Hop-Welt ist es eigentlich eine offene Gesellschaft, wo man sehr schnell angenommen wird, aber der erste Gedanke ist erstmal: 'Oh, der kann nicht hören, wie soll der denn tanzen'."

Tanz unterrichten – ohne Übersetzer

Tanzen habe Dodzi Dougban schon als Kind in der afrikanischen Folkloregruppe seiner Eltern gelernt. "Trommeln, Tanz, das war für ihn eine Selbstverständlichkeit." Heute unterrichtet er Tanz im "Art.62", einem Kreativzentrum für Rhythmus und Bewegung – und zwar Gehörlose aber auch Hörende. Dort arbeitet er ohne Übersetzer.
"Es geht ohne Worte, ohne Stimme, und das ist das, was die Kinder auch lernen sollten. Man muss ja nicht unbedingt tanzen und dabei reden, das Körpergefühl, die Körpersprache, das erkennen die, und vor allem merkt man das bei den Kindern und Jugendlichen, dass die Mimik und Gestik verbessert wird", so Dougban. Die Visualisierung im Gesicht, die Mimik spiele in der Gebärdensprache eine ganz große Rolle.

"Wie wird 'Deutschland' gebärdet?"

Am heutigen Montagabend feiert eine Produktion des "Art.62" im Tanzhaus NRW Premiere. "(K)eine Kommunikation – (No) Silence!" heißt die Choreografie von Dodzi Dougban und dem Zirkusartisten Thomas Kunfiraim. Es sei ein lustiges Stück, so Dougban, zudem gehe es darum, dass die Gebärdensprache auch sehr viel Geschichte beinhalte. "Wie wird 'Deutschland' gebärdet? Das führt zurück auf Bismarck, und das wissen die Wenigsten."
Der Tänzer Dodzi Dougban und der Zirkusartist Thomas Kunfira bei einer gemeinsamen Tanzperformance
Der Tänzer Dodzi Dougban und der Zirkusartist Thomas Kunfira bei einer gemeinsamen Tanzperformance© Art.62
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