Europäisches Hansemuseum

Ein echter Hingucker

Der Eingang des Neubaues des Europäischen Hansemuseums ist in Lübeck (Schleswig-Holstein) zu sehen. Das Museum ist ab dem 30.05.2015 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Eingang des Neubaus des Europäischen Hansemuseums in Lübeck. © picture alliance / dpa / Markus Scholz
Von Dietrich Mohaupt · 27.05.2015
In Lübeck wird heute das neue Europäische Hansemuseum eröffnet. Das Museum zeigt an Städten wie Brügge, London und Lübeck Aufstieg und Fall der Hanse. Und es gibt sogar ein Hanselabor.
Der Museumsneubau im Nordwesten der Lübecker Altstadt direkt am Ufer der Trave ist ein echter Hingucker: Eine sehr schlichte, geradlinige Fassade aus speziell angefertigten Backsteinen, auf den ersten Blick ein Fremdkörper in der langen Reihe der Kaufmanns- und Bürgerhäuser mit ihren prächtigen Giebelfassaden. Und doch fügt sich das Hansemuseum eigentlich ganz logisch in die historische Architektur der kleinen Altstadtgassen und die Bebauung am Traveufer ein, betont der verantwortliche Architekt Andreas Heller:
"Das Gebäude ist eine Metamorphose zwischen diesem giebelständigen Gebäude, was Anschluss findet zu denkmalgeschützten Gebäuden in dieser Straße Kleine Altefähre, und auf der anderen Seite zu dieser großen Straße an der Trave entlang verbindet es sich fast in eine Stadtmauer, weil hier auch im Mittelalter eine Mauer sich befand. Und mitten im Gebäude ist integriert ein Bergahorn, der 130 Jahre alt ist und unter Naturschutz steht."
Eine Installation mit historischen Kaufmannskostümen ist im Neubau des Europäischen Hansemuseums in Lübeck (Schleswig-Holstein) zu sehen. Das Museum ist ab dem 30.05.2015 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Eine Installation mit historischen Kaufmannskostümen ist im Neubau des Museums zu sehen. © picture alliance / dpa / Markus Scholz
Historische Elemente in den Neubau integrieren – das war ein ganz wichtiges Vorhaben beim Entwurf und Bau des neuen Museums. Besonders deutlich wird das auf einem großen Platz etwas oberhalb des eigentlichen Museumsneubaus. Hier stand einst die Kirche des ehemaligen Burgklosters, auf dem mit weißen Steinplatten ausgelegten Boden deuten schwarze Linien Spuren der Vergangenheit an, erläutert Museumsleiterin Lisa Kosok:
"Dieser Platz zeigt die Grundrisse und den Deckenspiegel der ehemaligen Kirche, und in dem Gemäuer kann man in der Tat sehen, wo die Anschlüsse der Kirche zum Kloster sich befunden haben. Solche Situationen haben wir eben häufiger – wenn wir noch mal weitergehen ... "
... dann geht es zum Beispiel in aufwendig restaurierte Bereiche der historischen Bebauung am Traveufer.
"Hier durchschreiten wir jetzt das Burgkloster, den Kreuzgang, den wir hier natürlich auch als Teil der Präsentation mit angeschlossen haben."
Journalisten gehen am 26.05.2015 in Lübeck (Schleswig-Holstein) im Europäischen Hansemuseum im Kellerbereich an archäologischen Grabungsstätten vorbei. Der Museumsneubau wird am 30.05.2015 für Besucher geöffnet.
Im Kellerbereich des Europäischen Hansemuseums in Lübeck sind archäologische Grabungsstätten zu sehen.© picture alliance / dpa / Markus Scholz
Glücksfall und Herausforderung
... und von dem aus auch einer der archäologischen Höhepunkte des Museums zu erreichen ist: Uralte Mauerreste, frühe Siedlungsspuren aus dem 8. Jahrhundert, die erst bei den Bauarbeiten für das Museum freigelegt wurden. Ein Glücksfall – und eine echte Herausforderung.
"Das Museum ist noch mal neu geplant worden. Und jetzt haben wir die großartige Situation, dass wir wirklich im 8. Jahrhundert beginnen können mit der Geschichte – nämlich mit diesem Grabungsfund, der Teil des Museums geworden ist. Das hat ein bisschen Verzögerung gebracht."
Gut ein Jahr länger als geplant dauerten die Bauarbeiten schließlich. Jetzt präsentiert das Museum tatsächlich einerseits die Lübecker Stadtgeschichte vom 8. bis ins 21. Jahrhundert und gut 300 Jahre Hansegeschichte, die in ihren wichtigsten Abschnitten in sehr lebensechten Szenen dargestellt wird.
"Wir haben Nowgorod, Lübeck, Brügge, wir haben London und Bergen als die großen Handelskontore, die eben auch szenografisch dargestellt sind, und abgesehen von diesen Szenen gibt es immer Zwischenräume, in denen Originalobjekte zu sehen sein werden – die Quellen, die Zeugnisse, die es uns ermöglichen, etwas über diese Geschichte zu erfahren."
Lisa Kosok, Direktorin des Europäischen Hansemuseums, sitzt am 26.05.2015 in Lübeck (Schleswig-Holstein) während einer Pressekoferenz auf dem Podium. Der Museumsneubau wird am 30.05.2015 für Besucher geöffnet.
Wir bieten mehr als Hände auf den Rücken und in die Vitrinen schauen, sagt Museumsdirektorin Lisa Kosok.© picture alliance / dpa / Markus Scholz
Geschichte zum Anfassen
Das europäische Hansemuseum will eben nicht einfach "nur" Geschichte vermitteln, betont die Museumschefin – ganz wichtig sei auch die konkrete Auseinandersetzung mit dem, was uns von dieser Geschichte geblieben sei. Genau das soll – quasi als Abschluss und Höhepunkt eines Museumsrundgangs – im sogenannten Hanselabor geschehen. Dort soll es darum gehen, Geschichte anzufassen – im wahrsten Wortsinne zu begreifen. Mehr möchte Lisa Kosok noch nicht verraten, sie verspricht aber:
"Es wird nichts sein, um diese, ich sage mal längst veraltete Museumsgrundhaltung einzunehmen – Hände auf dem Rücken, leicht gebeugt, und in die Vitrine schauen. Hier gibt es sozusagen den unmittelbaren Kontakt und die unmittelbare Reflexion und das Nachdenken über die Objekte, mit denen wir da zu tun hatten."
Eine Installation im Europäischen Hansemuseum in Lübeck (Schleswig-Holstein), die einen Markt mit Produkten von Handwerkern, Jägern und Kaufleuten zeigt, wird am 26.05.2015 von Jpurnalisten betrachtet. Der Museumsneubau wird am 30.05.2015 für Besucher geöffnet.
Eine Installation zeigt einen Markt mit Produkten von Handwerkern, Jägern und Kaufleuten.© picture alliance / dpa / Markus Scholz
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