Ethno-Popband Zaitsa

Ein bisschen Ukraine in Hessen

Die Skyline von Frankfurt am Main.
Die Skyline von Frankfurt am Main © picture-alliance / dpa / Thomas Muncke
Von Ludger Fittkau · 19.02.2016
Jazz, Ethno-Pop, Klassik und ukrainischen Volkslieder: Die Deutsch-Ukrainische Band Zaitsa aus Frankfurt am Main feiert mit dieser Mixtur beachtliche Erfolge unter den Ukrainern und Russen in der Rhein-Main-Region.
Kulturvereine, Restaurants aber auch "Go East" – das wichtige Festival des osteuropäischen Films in Wiesbaden, das jährlich auch viele Ukrainer anlockt. Und Musik. Etwa die Band "Zaitsa" mit der ukrainischen Sängerin Olga Zaitseva. Die Band mischt Jazz und Ethno-Pop etwa vom Balkan mit ukrainischen Volksliedern, teilweise auch mit russischen Texten. Das kommt an bei Ukrainern, Russen und Deutschen.
"Ich heiße Olga Zaitseva und ich bin Musikerin aus Leidenschaft. Und mittlerweile durfte ich meine Leidenschaft zum Beruf machen."
Olga Zaitseva sitzt in einem Café am Rande von Wiesbaden. Eine auffallende Gestalt: ebenmäßige Gesichtszüge, wache Augen, bisweilen ein strahlendes Lächeln.
Ursprünglich stammt die Frontfrau der Band Zaitsa aus Dnepropetrovsk in der Ost-Ukraine. Nach Abschluss einer klassischen Ausbildung als Geigerin und einem parallel erfolgreich absolvierten Biologiestudium kam sie vor sechs Jahren nach Wiesbaden, erzählt sie:
"Es war mein Traum, in Deutschland Gesang zu studieren, weil in der Ukraine habe ich ursprünglich Violine studiert - als Hauptfach an der Musikhochschule - und abgeschlossen. Und da durfte ich die klassische Musik ein wenig kennenlernen. Und dann habe ich mitbekommen, dass ganz, ganz viele von denen aus Deutschland kommen und wollte das sozusagen vom Ursprung an lernen."

Ein Auftritt zur Eröffnung der Olympiade in London

In der hessischen Hauptstadt beginnt vor vier Jahren auch die Karriere der 28 Jahre alten Sängerin. "Olga Zaitseva und Band" haben ihren ersten Auftritt 2012 im Wiesbadener Kulturforum. Die Mischung aus Jazz- und Pop-Elementen sowie ukrainischen Volksliedern kommt auf Anhieb gut an. Kurze Zeit später bekommt die Band mit der ukrainischen Sängerin und den deutschen Musikern eine ganz besondere Einladung:
"Anlässlich der Eröffnung der Olympiade in London 2012 wurden wir eingeladen und haben da bei einem großen Festival gespielt mit unserer Band. Das war total motivierend für uns und haben mal ganz schnell dazu eine erste Demo-CD aufgenommen."
2013 wird die Band auf sechs Musiker erweitert. Sie nennt sich seitdem Zaitsa.
"Glücklicherweise habe ich einen ganz tollen Gitarristen, Marek Herz, kennengelernt. Der hat diese Musik – also mich gehört, mit dieser Musik und hat gesagt: Ich bin verliebt in diese Musik. Lasse uns mal was zusammen machen. Der ist Deutscher, hat Jazz studiert und hat ganz viele neue Einflüsse da rein gebracht. Und daraus ist ein Projekt entstanden."

Die Fans sind Ukrainer, Russen und deutsche Ethno-Pop-Liebhaber

Nach dem Auftritt bei der Olympiade folgten Einladungen zu Festivals wie dem Micro!Festival in Dortmund mit 30.000 Besuchern oder zu großen Kulturfestivals in Wetzlar oder Kassel. Doch in der Regel spielt die Band in angesagten Clubs und alternativen Kulturzentren der Rhein-Main-Region. Ukrainer, Russen aber auch sehr viele deutsche Liebhaber der Ethno-Pop-Mischung bilden ihr Publikum. Darunter auch Iryna Caria, die Zaitsa vor einigen Jahren zum ersten Mal im Begleitprogramm des Wiesbadener Go-East-Festivals des osteuropäischen Films gehört hat und seitdem begeistert ist von der Band. Die neu arrangierten Lieder der Kindheit in Ukrainisch oder Russisch berühren sie.
"Egal, wie lange wir hier sind, wir sind hier alle Ausländer. Wir sind aus verschiedenen Ecken der ehemaligen Sowjetunion, sage ich mal, gekommen und das ist alles, was Nostalgie ins uns hervorruft – wo wir traurig werden oder irgendwelche Erinnerungen damit verbinden."
Zaitsa hat eine stabile Fangemeinde hier im Rhein-Main-Gebiet, wo die meisten der rund 10.000 Ukrainer, die in Hessen gemeldet sind, leben. Auch Nataliya Beikert, die die Gruppe zum ersten Mal in einem Wiesbadener Club gehört hat. Sie spricht besonders die Verbindung von Tradition und Moderne an:

"Etwas, das keiner bis jetzt gemacht hat"

"Ich finde das sehr mutig von Olgas Seite, dass sie etwas macht, was keiner bis jetzt gemacht hat. In dieser Bearbeitung. Bekannte Lieder und noch im fremden Land."
Nataliya Beikert hat die Gruppe sogar eingeladen, auf ihrer Hochzeit zu spielen. Gerade, weil einige Angehörige aus der Ukraine wegen Visaproblemen nicht zu diesem Fest kommen konnten, waren ihr die von Olga Zaitseva interpretierten ukrainischen Volkslieder besonders wichtig:
"Die Musik, die sie macht, das ist in erster Linie eine große und eine positive Erinnerung an meine Heimat. Weil, diese Lieder, die sie singt, die werden bei uns ganz oft auf den Hochzeiten und den großen Feiern gespielt."
Beikert: "In den meisten Liedern geht es um Liebe zwischen zwei jungen Menschen. Und die Lieder, die sie singt – die ukrainische Folklore mit Einflüssen von Jazz, Pop und sogar Klassik –, diese Idee mit dieser Bearbeitung finde ich sehr toll. Als ich zum ersten Mal diese Lieder in dieser Version hörte: Einerseits waren es Lieder, die ich schon immer gekannt habe, anderseits aber bekannte Lieder, die neue Klänge und Farben bekommen haben. Das finde ich sehr toll!"
Iryna Caria hat als Treffpunkt ein Café in Frankfurt-Bockenheim vorgeschlagen, weil sie hier mal gekellnert hat. Sie werde immer mehr in Deutschland heimisch, erzählt sie nachdenklich. Die ukranischen Lieder von "Zaitsa" helfen ihr, die Muttersprache nicht zu sehr zu vernachlässigen:
"Wissen Sie, ich bin seit zehn Jahren hier und ich merke, mein Ukrainisch ist schlechter geworden. Ich denke Deutsch. Ich baue Sätze auf Deutsch. Für mich ist es sehr wichtig, meine Muttersprache zu hören, damit ich die nicht vergesse. Obwohl man die nicht vergessen kann, weil die immer irgendwo in unseren Köpfen bleibt. Aber es ist immer wieder eine Übung, wo Sie dran bleiben muss. Entweder Du liest was oder Du hörst Radio oder Du hörst Lieder, guckst Filme. Es muss da sein, ja."
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