Erziehung kann man studieren

Von Claudia van Laak · 26.05.2008
Die Besten für die Jüngsten - unter diesem Motto hat die Fachhochschule Potsdam vor drei Jahren mit einem neuen Studiengang begonnen. Das Ziel: die Aufgaben von Erzieherinnen auf eine akademische Basis zu stellen. Denn die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für Krippen und Kindergärten ist gewachsen.
Es klingt wie ein Kindergarten, aber es ist keiner. Im Theatersaal der Fachhochschule Potsdam spielen 20-jährige Männer und Frauen in einer improvisierten Sandkiste, bauen Türme aus Bauklötzen, pusten Seifenblasen aus dem Fenster.

Hermann Staats, Professor für analytische Entwicklungspsychologie, läuft herum, schreibt auf, wie seine Studierenden spielen:

"Ziel dieses Seminars ist es, noch einmal in das Erleben von Kindern einzusteigen, in die Altersgruppe drei bis vier Jahre und zu erleben, wie es einem selber in dieser Zeit ging."

"Es war ein merkwürdiges Gefühl. Ich hatte das Gefühl, dass ich bestimmte Sachen nicht konnte. Zum Beispiel soziale Sachen, oder miteinander reden, das war sehr interessant",

sagt Gregor Moosblech, einer der wenigen männlichen Studenten des dreijährigen
Studiengangs "Bildung und Erziehung in der Kindheit". Noch sind Kindergärten eine Frauendomäne. Durch eine Akademisierung könnte der Beruf für Männer attraktiver werden - das hofft Christiane Ludwig-Körner. Die Professorin am Fachbereich Sozialwesen hat den Studiengang entwickelt:

"Manchmal entdecken wir uns dabei, dass wir einen Bonus für Männer geben. Damit wir eben auch in diesem Beruf auch die wenigen männlichen Bewerber fördern können. Das ist sehr wichtig, weil es eine klare Überlast von Frauen in der frühen Zeit gibt. Und Kinder brauchen eben auch das Männliche."

Ein Grund für das geringe Interesse von Männern an diesem Beruf ist die schlechte Bezahlung - der Arbeitsmarkt ist auf Frühpädagogen von der Fachhochschule noch nicht vorbereitet. In vielerlei Hinsicht.

"Ich glaube, dass wird auch unser größtes Handicap werden, uns da zu behaupten und da Fuß zu fassen. Auch bei den Kollegen, die dann auch vielleicht denken, mein Gott, die kommt von der Fachhochschule, die denkt, die ist was besseres oder kann mehr."

Die Studentin Berit Riemkasten bekommt diese Haltung schon jetzt in ihrer Praxisphase zu spüren. Doch Christiane Ludwig-Körner bemerkt eine gesellschaftliche Veränderung. Langsam spricht es sich herum, dass die ersten Jahre der Kindheit enorm wichtig sind und dass deshalb auch akademisches Personal für die Leitung von Kindereinrichtungen benötigt wird, sagt die Psychologie-Professorin.

"Wenn am Anfang das Gehirn nicht dementsprechend aufgebaut werden kann, nicht Behandlungen nicht entsprechend erfolgen, keine Beziehungsfähigkeit entsteht, dann bekommen wir langfristig Menschen, die eventuell straffällig werden, die psychisch krank werden, oder körperlich krank, und der Gesellschaft viel mehr Geld kosten, als wenn man das in den frühen Bereich dementsprechend hineinnehmen würde, dieses Denken kommt langsam an."

Eine akademische Ausbildung für Frühpädagogen ist in Europa seit Jahren üblich, nur Deutschland hinkt in diesem Bereich hinterher. Die Fachhochschule Potsdam gehörte zu den ersten Hochschulen in Deutschland, die ein Studium für Frühpädagogen angeboten haben.

Mittlerweile haben viele andere Hochschulen nachgezogen. Die Nachfrage ist groß - auf einen Studienplatz kommen 13 Bewerberinnen und Bewerber.