Erste Ausgabe nach dem Anschlag

Türkische Zeitung wagt Abdruck des Charlie-Hebdo-Titelblattes

Eine türkische Fahne weht im Wind.
Nur vier der 16 Seiten des neuen "Charlie Hebdo"-Heftes konnten in der Türkei erscheinen. © picture alliance / dpa-ZB / Jens Kalaene
Moderation: Katja Schlesinger und Frank Meyer · 14.01.2015
Vier Seiten des neuen Charlie-Hebdo-Heftes wurden der türkischen Tageszeitung "Cumhuriyet" beigelegt. Das war dem Staat nicht ganz geheuer, Staatsanwälte statteten der Druckerei einen Besuch ab. Doch durch einen Trick gelang es der Zeitung, die Titelseite des Satiremagazins trotz der Zensoren zu zeigen.
In der Türkei ist heute eine Teilausgabe des neuen Heftes von "Charlie Hebdo" erschienen. Sie wurde der Ausgabe der Tageszeitung "Cumhuriyet" beigelegt.
Heute früh, vor der Auslieferung der Zeitung, habe es zunächst eine Überprüfung durch den Staatsanwalt in der Druckerei gegeben, berichtete Türkei-Korrespondent Thomas Bormann. Diese Kontrolle habe sich auf eine mögliche Verletzung religiöser Gefühle von Menschen bezogen. Das sei allerdings kein übliches Verfahren, sondern ein Sonderfall:
"Hier waren im Vorfeld wohl schon alle Alarmlampen auf Rot geschaltet. Und da wollte die Staatsanwaltschaft einfach kontrollieren. Können wir das zulassen? Oder wäre das vielleicht eine zu große Provokation?"
Nur vier von ursprünglich 16 Seiten
Nur vier Seiten der ursprünglich 16 Seiten des neuen "Charlie Hebdo"-Heftes seien der Zeitung "Cumhuriyet" beigefügt worden, sagte Bormann:
"Weggelassen haben die Redakteure Zeichnungen, in denen auch der Prophet Mohammed als Karikatur dargestellt wird. Weil sie einfach nicht zu viel provozieren, nicht zu viel riskieren wollten. Also schonungslose Karikaturen sind dabei, aber eben keine, die in irgendeiner Form religiöse Gefühle verletzen könnten."
In der vierseitigen Beilage fehle auch das Titelblatt der neuen "Charlie Hebdo"-Ausgabe mit dem Propheten Mohammed, so Bormann:
"Aber zwei Kommentatoren aus der Zeitung haben in ihrer Kommentarspalte das Titelblatt trotzdem veröffentlicht, in kleinem Format und in Schwarz-Weiß. So haben sie gesagt: 'Liebe Leser, macht euch selbst ein Bild. Schaut her! Das soll der Prophet Mohammed sein? Ich weiß nicht, ob er es wirklich ist.' Also mit diesem Trick hat die Zeitung 'Cumhuriyet" heute trotzdem auch das Titelblatt veröffentlicht."
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