Erneuter Bergsturz in der Schweiz

Touristenregion bangt um Gäste

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Berge im wildromantischen Val Bregaglia © Deutschlandradio/Katrin Kühne
Von Dietrich Karl Mäurer · 01.09.2017
Zerstörte Häuser und beschädigte Straßen – erneut gab es einen Bergsturz in Graubünden. In der Region befürchtet man weitere Erdrutsche, und die Tourismusbrange hat Angst, dass weniger Gäste kommen.
Eine riesige graue Trümmerwüste. In deren Zentrum rauscht ein reisender Strom. An vielen Stellen staut sich das Wasser. Die zerstörerische Suppe aus Gestein und Schlamm nimmt keine Rücksicht auf Straßen und Brücken. Die Region Bergell ist nach dem neuerlichen Bergrutsch und den nachfolgenden Murgängen regelrecht abgeschnitten, sagt Christian Gartmann vom lokalen Führungsstab.
Wann mit den Aufräum- und Reparaturarbeiten begonnen werden kann, blieb zunächst unklar. Die Lage wurde als zu unsicher eingestuft. Zwar wurde nach dem letzten Bergsturz niemand verletzt, doch mehrere Häuser wurden beschädigt und einige Gebäude auch total zerstört.
Zusätzlich, zu den ohnehin schon aus Bondo Evakuierten, mussten auch Bewohner der Siedlung Spino ihre Häuser verlassen. An eine Rückkehr ist vorerst nicht zu denken.
Außenaufnahme von der Felsentherme in Vals in Graubünden, realisiert von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor. Das Thermalbad aus massivem einheimischen Quarzit wurde über der einzigen Therme Graubündens erbaut und im Dezember 1996 eröffnet.
Außenaufnahme von der Felsentherme in Vals in Graubünden, der Ort ist beliebt bei Touristen © (c) dpa - Bildarchiv
Die eigentlich idyllische Bergell-Region lebt zum großen Teil vom Tourismus. Nun geht hier die Angst um, dass wegen der Bergrutsche und Murgänge Feriengäste auf längere Zeit fern bleiben könnten. Valeria Tognetti vom Piz Hotels in Vicosoprano sagt:
"Zuerst dachte ich an Bondo, die armen Leute, und dann dachte ich, dass es mit meinem Geschäft vorbei ist."

Touristiker versuchen Optimismus zu versprühen

Michael Kirchner vom Tourismusbüro der Gemeinde Bregaglia, zu der Bondo gehört, versucht Optimismus zu versprühen. Was angesichts evakuierter Ortsteile und gesperrter Straßen schwer fallen dürfte. Doch er meint:
"Bondo ist ein Teil von Bregaglia, zusammen mit Experten müssen wir sehen, wie wir den Ort wieder aufbauen können und wie wir ihn wieder in eine Perle von Bregaglia verwandeln können."

Kaum vorstellbar, aber nur ein paar Kilometer von der Steinlawine im Bondasca-Tal entfernt gibt es auch jetzt tatsächlich Feriengäste, die ihren Urlaub genießen. Etwa diese Frau aus Deutschland:
Nach einem Bergsturz im schweizerischen Kanton Uri.
Nach einem Bergsturz im schweizerischen Kanton Uri. © Imago /Geisser
"Auf ähnlich entspannte Gäste hofft man nun in der Region."
Auch Hotelmanagerin Valeria Tognetti:
"Im September kommen meistens Rentner, gute Kunden - bislang rief niemand an, um den Aufenthalt zu stornieren. Unsere Region ist klein, aber wir haben viele Möglichkeiten, es gibt noch viele Wandermöglichkeiten. "
Von den Entwicklungen in den nächsten Tagen dürfte abhängen, ob die Region für Touristen attraktiv bleibt. Denn noch immer liegt hoch oben am Berg Piz Cengalo eine halbe bis eine Million Kubikmeter Gestein instabil. Weiterhin drohen also Bergrutsche und Murgänge.
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