Erinnerungskultur in Sachsen

Streit um ein würdiges Gedenken

Die Dauerausstellung "Spuren des Unrechts" in Torgau auf Schloss Hardenfels
Blick in die Dauerausstellung "Spuren des Unrechts" in Torgau auf Schloss Hardenfels - unter Opferverbänden ist die Ausstellung umstritten © imago/STAR-MEDIA
Von Jennifer Stange und Bastian Brandau · 08.06.2017
In der NS-Zeit wurden im sächsischen Torgau Deserteure hingerichtet. Opferverbände bemängeln, dass diese Verbrechen in den Gedenkeinrichtungen vor Ort nicht gebührend gewichtet werden. Die CDU fokussiere stattdessen auf das DDR-Unrecht. Die Fronten in dieser Debatte haben sich längst verhärtet.
Ludwig Baumann ist als junger Mann desertiert:
"Ich wollte kein Soldat sein, ich hatte früher schon den Traum, auch in Bordeaux, nach Amerika, das war damals mein Traum."
Er war als Soldat der Kriegsmarine in Bordeaux im besetzten Frankreich stationiert, als er erkannte, dass ein verbrecherischer und mörderischer Krieg von deutschem Boden aus geführt wurde, den er nicht mitmachen wollte. Auf der Flucht 1942 wurde er gefasst, wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt und letztlich nach Torgau in Sachsen überstellt, wo sich Wehrmachtsgefängnis und Hinrichtungsstätte befanden.
"Ich bekam Diphtherie, konnte nicht richtig laufen, und blieb denn da. Und habe das Elend dort miterlebt. Mein bester Freund hat – da hatte sich ein Soldatenrat gegründet, das waren Wiener Soldaten, betrunken. Er hat das nicht angezeigt und dann, als ich ihn zum letzten Mal sah, da sagte er, nie wieder Krieg, das ist mir wirklich fürs Leben ein Vermächtnis geworden."

Wehrmacht-Deserteure waren in der Bundesrepublik verschrien

Baumann wurde mit einer sogenannten Bewährungstruppe an die umkämpfte Ostfront geschickt, das Kriegsende erlebte er in einem Lazarett.
Der ehemalige Häftling im KZ Esterwegen, Ludwig Baumann, schaut sich am Montag (31.10.2011) in der Gedenkstätte Esterwegen (Kreis Emsland) um. Die Gedenkstätte wurde als "Ort für das Gedenken mit Raum für eigene Gedanken" kurz danach feierlich eröffnet. Im Hintergrund ist das Barackengelände des einstigen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers der Nationalsozialisten zu sehen.
Der Wehrmachtsdeserteur und Pazifist Ludwig Baumann© picture alliance / dpa / Ingo Wagner
Mindestens 20.000 Todesurteile, gesprochen durch Richter der Wehrmachtsjustiz, wurden im Nationalsozialismus vollstreckt. Gegen Deserteure, die den Krieg sinnlos fanden, gegen angebliche Kriegsverräter, die sich nichts anderes zu Schulden hatten kommen lassen, als eine pazifistische Gesinnung oder kritische Äußerungen gegenüber dem NS-Regime.
Wer diesem Verdikt entkam, war in der frühen Bundesrepublik abgestempelt, als Drückeberger, Feigling, Vaterlandsverräter. In der DDR wurden zumindest diejenigen gewürdigt, deren Schicksal sich in das Heldengedenken an kommunistische Widerstandskämpfer einpflegen ließ. Rund sechzig Jahre hat es gedauert, bis in Deutschland die Verurteilten der Wehrmachtsjustiz offiziell als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt und rehabilitiert wurden.

Die Opfer haben die Hoffnung verloren

Lange Jahre war Ludwig Baumann das Gesicht der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz. Zusammen mit anderen Deserteuren kämpfte er jahrzehntelang für die Aufhebung der Urteile gegen Deserteure. Und für ein würdiges Gedenken an historischen Orten wie Torgau. Inzwischen ist er 95 Jahre alt, gibt keine Interviews mehr. Die Passagen von ihm stammen aus einem Gespräch mit dem Deutschlandradio von 2014.
An einer Erklärung der Bundesvereinigung von Ende 2016 hat er jedoch noch mitgearbeitet. Darin heißt es, man werde die Mitarbeit an der Neugestaltung der Ausstellung in Torgau einstellen:
"Es ist kaum zu erwarten, dass auch nur ein Opfer der NS-Militärjustiz an diesem zentralen Ort der Verfolgung eine angemessene Darstellung seines Verfolgungsschicksals erleben wird."
Ludwig Baumann selbst hat im Wehrmachtsgefängnis Torgau gesessen und ist einer der letzten Zeitzeugen. Der Historiker Ulrich Baumann, stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal für die Ermordeten Juden Europas, hat den ehemaligen Deserteur Ludwig Baumann vor über zehn Jahren kennengelernt, als er die Wanderausstellung "Was damals Recht war...” kuratiert hat:
"Wir haben jetzt über Torgau schon lange nicht mehr gesprochen, weil letztendlich - das hat sich ja eher zum Schlechten entwickelt - und es hat ihn sehr ausgezehrt. Das habe ich über die Jahre schon beobachtet. Andererseits, das muss man sagen, zum Glück hat Ludwig Baumann in den letzten 20 Jahren so viele politische Erfolge auch erleben können, durch diese beiden Aufhebungs-, durch diese Rehabilitierungsbeschlüsse des Bundestags. Also erst 2002 und dann 2009 nochmal. Und unsere Ausstellung ist ja auch so ein kleiner Anteil. Also insofern ist Sachsen zum Glück nur eine Baustelle."
Die Ausstellung beschäftigt sich erstmals umfassend mit der nationalsozialistischen Militärjustiz und ihren Opfern. Torgau nimmt hier einen zentralen Platz ein. Weil die Nazis hier Wehrmachtsgefängnisse und Hinrichtungsstätten unterhielten, und weil hier ab 1943 das höchste deutsche Militärgericht urteilte.

Ein Ort mit doppelter Vergangenheit

In Torgau erinnert das Dokumentations- und Informationszentrum auch an dieses Stück Vergangenheit. Auch, denn Torgau ist ein Ort mit doppelter Vergangenheit. Nach 1945 gab es hier sowjetische Speziallager, in denen NS-Kriegsverbrecher und so genannte Gegner der neuen politischen Ordnung interniert waren. Später nutzte die DDR das Gefängnis. Die Ausstellung "Spuren des Unrechts" fasst diese Epochen zusammen.
Für die Besucher werde aber die herausragende Bedeutung, die Torgau als Zentrum der NS-Militärjustiz hatte, nicht deutlich. Meinen Kritiker seit Jahren. Doch geändert hat sich nichts. Deshalb hat Ludwig Baumann aufgegeben.
Dabei hatte die Bundesregierung bereits 1999 festgehalten: Torgau soll der zentrale Gedenkort in Deutschland sein, der an die Opfer der NS-Militärjustiz erinnert. Ulrich Baumann von der Stiftung Denkmal für die Ermordeten Juden Europas:
"Ich kann mir da keinen Reim drauf machen. Ich finde an anderen Orten in Buchenwald oder Sachsenhausen, wo wir auch diese doppelten Geschichtsschichten haben, ist es ja auch gelungen und auch, sagen wir mal, in Kontakt mit den Häftlingsgruppen."
Zuständig ist die Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Es gab Beschlüsse, Workshops, Konzepte für Lösungen und Zwischenlösungen für eine neue Ausstellung. Seit 2009 ist Siegfried Reiprich Geschäftsführer der Stiftung, fast ebenso lang ist er um die Erneuerung der Ausstellung in Torgau bemüht, sagt Reiprich.
"Das ist aus verschiedenen Gründen in dieser großen Lösung nicht gelungen. Das hat nicht in erster Linie politische Gründe, sondern haushaltstechnische und Gremien, ja, pluralistische. Es gibt eben verschiedene Meinungen und verschiedene Konzepte und verschiedene Wege nach Rom."

Sächsische Erinnerungspolitik auf Abwegen

Den Königsweg zu finden ist sicherlich nicht leicht. Der Streit um die Gewichtung zwischen nationalsozialistischer Barbarei und DDR-Unrecht durchzieht nicht nur die sächsische Erinnerungskultur, er ist ein Vermächtnis des wiedervereinigten Deutschlands. In Sachsen zeigt sich allerdings auch, wie man dabei auf Abwege geraten kann.
Die Stiftung wurde 1994 per Gesetz ins Leben gerufen, um "an die Opfer politischer Gewaltherrschaft” zu erinnern. Der Zentralrat der Juden in Deutschland, Ludwig Baumanns Bundesvereinigung und andere Vertreter von NS-Opfergruppen sind 2004 aus der Zusammenarbeit mit der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ausgestiegen. Der Vorwurf: Man präferiere in Sachsen einseitig die Erinnerung an die SED-Diktatur.
Das Gesetz wurde 2012 überarbeitet. Die Verbände kehrten zurück. Doch die Hoffnungen von damals haben sich für Rolf Surmann zerschlagen. Er sitzt im Stiftungsbeirat, als Vertreter der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz.
"Die Zusammenarbeit und das Umgehen miteinander hat sich enorm verschlechtert. Zum Beispiel haben wir von der Beiratssitzung Anfang Dezember, an der ich entschuldigt nicht teilgenommen habe, keine Informationen gekriegt über die Beschlüsse hinsichtlich der Ausstellungsüberarbeitung. Und das hindert uns natürlich in unserer Interessenwahrnehmung. Und es geht sogar so weit, dass ich mehrfach versucht habe ab Januar den nächsten Beiratstermin zu erfahren und ich habe darauf keine Antwort gekriegt. Und erst wenige Tage vor der Sitzung im April ist mir das mitgeteilt worden, dass eben halt in den nächsten Tagen diese Sitzung stattfindet und so kurzfristig konnte ich auch an dieser Sitzung nicht teilnehmen. Und insofern ist das ein unmöglicher Zustand."
Die Präambel, wie sie dem sächsischen Gedenkstättengesetz 2012 vorangestellt wurde, betont die "außerordentliche Bedeutung" von Opfern und bürgerschaftlichen Initiativen bei der historischen Aufarbeitung.
Ein Anspruch, der zu scheitern droht? Wenn, liege das an den Anforderungen und Befindlichkeiten der anderen, an Surmann beispielsweise, sagt Geschäftsführer Reiprich:
"Wenn er sich wieder eingekriegt hat und wieder im Stiftungsbeirat mitarbeitet, dann muss er eben einfach sein demokratisches Recht wahrnehmen und mitarbeiten - und da haben wir ihm alle Möglichkeiten gegeben – aber auch ertragen können, dass man eben nur eine von 19 oder 20 Stimmen hat."

Der Streit eskaliert

Klingt, als hätte sich ein Konflikt um geschichtspolitische Deutung auf persönlicher Ebene verselbstständigt. Ein simpler Streit also? Claudia Maicher, wissenschaftspolitische Sprecherin der oppositionellen Grünen im sächsischen Landtag, will das nicht gelten lassen.
"Es kann nicht sein, dass es dann eskaliert, bis Opferverbände aus der Zusammenarbeit aussteigen. Das ist eben auch Aufgabe des Geschäftsführers, und der muss fähig sein, verschiedene Sichtweisen, verschiedene Interessen und verschiedene Herangehensweisen vielleicht auch an Ausstellungen zu moderieren und auch zu einem Ergebnis zu führen."
Der Streit um Torgau scheint symptomatisch für einen schwelenden Konflikt um die Frage: Wie soll die Geschichte zwischen 1933 und 1989 in Sachsen aufgearbeitet und erinnert werden?
Gestritten wurde vor gut einem Jahr beispielsweise über die Verteilung von Stiftungsgeldern. Ein Großteil davon fließt direkt in verschiedenen Gedenkstätten, die unter dem Dach der Stiftung vereint sind. Darüber hinaus werden jährlich Projektmittel vergeben. Die, wie eine parlamentarischen Anfrage ergab, in den vergangenen Jahren hauptsächlich Initiativen zugute kamen, die sich der DDR-Vergangenheit und der Zeit der sowjetischen Besatzungszone widmete. Die Verteilung der Projektgelder geschehe auf Grundlage der Förderrichtlinien und nach wissenschaftlichen und finanziellen Kriterien, sagt Reiprich.
Auch ein Schreiben des Geschäftsführers an die Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig wirft Fragen auf. Die Stiftung müsse sich auf ihre "Kernaufgaben” konzentrieren, heißt es dort. Zur Erforschung des Schicksals sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg hatten die Mitarbeiter in Leipzig Fördergelder bei der Berliner Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" beantragt. Die Bewerbung lief über die Dresdner Stiftungszentrale. Zuerst gab es von dort grünes Licht, doch dann, kurz bevor es losgehen sollte, der Brief von Reiprich: Man habe den Antrag zurückgezogen. Der Grund dafür sei Personalmangel gewesen.
"Das hat keinerlei politische Bedeutung, es ist schlicht und ergreifend aus einer Überforderungssituation derjenigen, die es machen müssen, zurückgezogen worden."

Die Gegenseite streitet politische Motive ab

Immer wieder kommt Reiprich auf die politische Dimension in der Debatte um die sächsische Erinnerungskultur zu sprechen. Er selbst verfolge keine politischen Motive, im Gegensatz zu seinen Kritikern. All diejenigen also, die sagen, das Gedenken an die NS-Zeit friste in Sachsen ein Schattendasein, weil die Arbeit der Stiftung zu sehr auf das DDR-Unrecht fokussiere.
Reiprich bestreitet das. Er führt historische Gründe an für die sächsische Ausrichtung des Gedenkens:
"Was wir fördern müssen, was der Gesetzgeber vorgegeben hat, was man auch im Gesetz findet, die genannten institutionell und in eigener Trägerschaft zu fördernden Einrichtungen, die sind wirklich ein Reflex auf die historischen Gegebenheiten. Hätte zum Beispiel das Außenlager des KZs Buchenwald in Thüringen, nicht in Schlesien, in Groß-Rosen gestanden, sondern in Sachsen, hätten wir hier eine große NS-Gedenkstätte, die angemessen viel Geld bekommen würde. Wir haben hier aber frühe KZs, kleine Einrichtungen, die wir auch entwickeln."
Der Eingang des Dokumentations- und Informationszentrums im sächsischen Torgau
Der Eingang des Dokumentations- und Informationszentrums im sächsischen Torgau© imago/STAR-MEDIA
Sachsen sei vor allem das Zentrum der friedlichen Revolution von 1989. Sie läutete das Ende der DDR ein. Ein Regime, dessen Opfer Reiprich selbst geworden war. Wegen seiner kritischen Haltung zum SED-Regime wurde Reiprich exmatrikuliert und später ausgebürgert. Er studierte in Westdeutschland Geophysik, solidarisierte sich mit der Friedensbewegung und engagierte sich nach der Wende für die Belange von Stasi-Opfern. Aus dieser Perspektive: ein nachvollziehbarer Reflex.
Doch abgesehen davon, ist es wohl zweifelhaft, ob man der Frage nach dem nationalsozialistischen Erbe Sachsens gerecht werden kann mit Verweis auf Anzahl und Größe von Konzentrationslagern.
Zurück zur Stiftung: Wäre es nach dem Stiftungsrat gegangen, würde Siegfried Reiprich nicht auf dem Geschäftsführerposten sitzen. Ein anderer Kandidat war seinerzeit gewählt worden, wurde aber von der CDU-geführten Staatsregierung nicht berufen. Die CDU setzte schließlich ihren Favoriten Reiprich durch, der seit 2009 im Amt ist.

Die NS-Zeit wird für heutige Generationen immer abstrakter

Gräben zu glätten und allen Opfern einen würdigen Platz in der sächsischen Erinnerungskultur zu schaffen, scheint bis heute nicht gelungen zu sein. Stiftungsmitarbeiter, Beiratsmitglieder, Historiker und Engagierte kritisieren das seit langem.
"Leipzig würde auf jeden Fall die These bestätigen, dass die Erinnerung an die Erinnerung in der DDR, der friedlichen Revolution und alles was damit zusammenhängt über der des Nationalsozialismus steht. Und genau das ist ja auch die Kritik."
Sagt Henry Lewkowitz, Geschäftsführer vom Erich-Zeigner-Haus in Leipzig. Eine Bildungs- und Begegnungsstätte, die Kinder und Jugendliche für Zivilcourage stark machen will. Jenseits staatlicher Erinnerungspolitik erforscht der Verein mit Schülern Biografien und Schicksale von NS-Verfolgten und stillen Helden, also denjenigen die anderen zur Flucht verholfen oder versteckt haben. Forschendes Lernen, nennt Lewkowitz das. Historische Verantwortung begreifen, statt Erinnerungsrituale einzuüben. Das sei ein wichtiger Schlüssel für die Gegenwart.
"Wir sehen gerade dass diese Zeit immer abstrakter wird. Insbesondere bei jungen Leuten, die wissen einfach nicht mehr, die können einfach nicht mehr Analogien zwischen Verfolgungsprozessen von damals und heutigen gesellschaftlichen Missständen in dieser Richtung nachvollziehen. Das heißt unabhängig von dieser Frage wieviel da schon erforscht ist, wie viel dort schon gemacht wurde, ist es zweifelsfrei meines Erachtens so, dass die Erinnerung an diese Zeit nicht zurück geschraubt werden sollte, sondern heute vor dem Hintergrund des Erstarken der Rechten intensiviert werden sollte."
Es ist nicht nur der Streit um die Sächsische Erinnerungskultur, der die Stiftung immer wieder in die Diskussion bringt. Dazu kommen Auseinandersetzungen zwischen Leitung und Mitarbeitern, die mitunter sogar vor Gericht landeten.

Bis Ende 2018 soll eine Evaluation Ergebnisse liefern

Auch deshalb forderten im vergangenen Jahr Oppositionsparteien im sächsischen Landtag eine Evaluation der Stiftungsarbeit, die dann später der Stiftungsrat beschlossen hat. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange durch ihr Amt auch Vorsitzende des Stiftungsrats setzt große Hoffnungen in die Evaluation. Ende 2018 sollen die Ergebnisse vorliegen, spätestens im Frühjahr 2019. Grünen-Politikerin Claudia Maicher ist skeptisch:
"Was ich auch befürchte, dass man sich jetzt erstmal auf dem Prozess der Evaluation ausruht und sagt, wir warten das erstmal ab, und irgendwann danach werden wir mal darüber nachdenken, was wir für eine inhaltliche Konzeptionierung wollen. Dann warten wir bis 2019, bis 2020, und fangen dann an, für die Gedenkstätten hier eine Konzeption auszuarbeiten. Das halte ich wirklich für eine Verschleppung und ich finde es kann nicht sein, dass wir jetzt hier in Sachsen so lange warten, bis dann ein Geschäftsführer in Pension geht und in Ruhestand."
Seine Amtszeit gehe bis 2022, das sage er allen, die hofften, er höre früher auf, sagt Siegfried Reiprich. Was er noch vorhat? Unter anderem möchte er die neue Ausstellung in Torgau fertig stellen.
Dennoch bleibt zu befürchten, dass der ehemalige Deserteur Ludwig Baumann Recht behalten wird. Für einen Großteil der Opfer der Wehrmachtjustiz wird die neue Ausstellung in Torgau wohl zu spät kommen.
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