"Erfolg in Niedersachsen ist ein Erfolg von Philipp Rösler"

Patrick Döring im Gespräch mit Hanns Ostermann · 21.01.2013
Die Liberalen müssten sich mit ihrem Erfolg in Niedersachsen nicht verstecken, sagt FDP-Generalsekretär Patrick Döring. Er fordert ein Ende der innerparteilichen Querelen: Die Wähler fänden Personaldebatten "einfach nur abschreckend und widerlich".
Hanns Ostermann: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Die FDP stand vor der Wahl in Niedersachsen am Abgrund. Nur wenige trauten den Liberalen zu, wieder in den Landtag von Hannover zu kommen. Und jetzt? Da erreicht die Partei mehr, als ihr viele zugetraut haben: knapp zehn Prozent der Stimmen. Allerdings: mit der Koalition in Hannover ist jetzt Schluss.

Am Telefon von Deutschlandradio Kultur ist der Generalsekretär der FDP, Patrick Döring. Guten Morgen, Herr Döring.

Patrick Döring: Guten Morgen.

Ostermann: Haben Sie schon sich bei Rainer Brüderle bedankt?

Döring: Also zunächst bedanke ich mich bei den Wählerinnen und Wählern in Niedersachsen, die bis zuletzt für diese Koalition eingestanden haben, uns unterstützt haben. Wir hatten großartige Veranstaltungen, haben einen tollen Wahlkampf gemacht mit 6000 Mitgliedern in Niedersachsen, und darüber freue ich mich, denn es ging um auch meine Heimat. Dass es jetzt so knapp nicht gereicht hat, tut weh, aber das Ergebnis für die FDP ist ein riesiger Vertrauensvorschuss für die nächsten fünf Jahre.

Ostermann: Und Sie werden sich vor allen Dingen bei denen bedankt haben, die eigentlich CDU wählen wollten, denn von den Leihstimmen, den Wechselwählern, haben Sie entscheidend profitiert?

Döring: Ich empfehle uns allen ein bisschen mehr Respekt gegenüber der Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger. Die vergeben ihre Stimme bei jeder Wahl neu. Und bei zwei Stimmen ist es nicht ganz ungewöhnlich, dass viele, die die Koalition verlängert sehen wollten, auch ihre Stimme so abgeben. Wir haben dafür geworben, von Anfang an, wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir diese Koalition fortsetzen wollen. Wir haben zu David McAllister und der Union gestanden, so wie die Union mit David McAllister zu uns, zu Stefan Birkner und Jörg Bode gestanden hat. Wir haben zehn Jahre erfolgreich miteinander regiert. Ich finde, man kann uns nicht vorwerfen, dass wir das auch öffentlich gesagt haben. Wir mussten uns nicht verstecken und das werden wir auch nach diesem Wahlergebnis nicht tun.

Ostermann: Natürlich entscheidet auch der Bauch, das Gefühl bei dem Gang an die Urne, und offensichtlich hatten einige Mitleid mit einer Partei, die mehr durch Personalquerelen und Mobbing als durch Sacharbeit auffiel. Kommt es heute zum Showdown zwischen Rösler und Brüderle?

Döring: Zunächst erlaube ich mir den Hinweis, dass bei meinen an die 100 Einsätzen in Niedersachsen kein einziger Wähler, weder am Wahlstand noch in Veranstaltungen noch in Gesprächen, die innerparteiliche Situation der FDP als Maßstab für seine Wahlentscheidung gemacht hat, sondern es ging immer um das Land. Und auch hier sage ich, das ist eine Lehre dieses Wahlkampfs. Philipp Rösler und ich haben uns nicht irritieren lassen durch die innerparteilichen Nebensächlichkeiten, sondern konzentriert gearbeitet, Antworten auf die Probleme der Zeit, auf die politischen Fragen des Landes zu geben, und das empfehle ich meiner Partei für die Wahlen im September ganz genauso. Innerparteiliche Diskussionen gehören in die Gremien, aber die Wählerinnen und Wähler finden vieles von dem, was wir dort diskutieren, einfach nur abschreckend und widerlich.

Ostermann: Herr Döring, kommt es heute zum Showdown? Oder anders herum gefragt: Wie sicher sitzt Philipp Rösler auf dem Stuhl eines Parteivorsitzenden?

Döring: Im Vorfeld dieser Wahl ist oft darauf hingewiesen worden, dass Philipp Rösler in Niedersachsen wohnt und aus Niedersachsen kommt, auch zum Teil von jenen, die glaubten, dass die Wahl nicht ganz so erfolgreich ausgeht wie jetzt. Und deshalb sage ich, Philipp Rösler ist der Vorsitzende der Partei, er wird den Gremien heute einen guten Vorschlag machen, wie wir uns in den nächsten Monaten zum Parteitag und ab dem Parteitag aufstellen. Genscher hat am Freitag gesagt, Niedersachsen ist Rösler, ein Erfolg in Niedersachsen ist ein Erfolg von Philipp Rösler. Ich habe dem nichts hinzuzufügen.

Ostermann: Er ist und bleibt Parteivorsitzender, vorläufig jedenfalls. Aber die Frage ist ja, welches Personal-Tableau er heute den Gremien vorschlagen wird. Welche Rolle könnte da Rainer Brüderle spielen, der ja mächtig die Strippen zieht in Ihrer Partei?

Döring: Es ist ja unbestritten, dass ein Vorsitzender der Bundestagsfraktion, zumal eine Persönlichkeit wie Rainer Brüderle, die 40 Jahre die Partei kennt und geprägt hat, in einem Wahlkampf immer eine herausgehobene Rolle spielen muss. Es wäre ja auch gar nicht verstehbar, wenn jener, der bei allen Themen gefragt wird in einer Koalition, nämlich der Fraktionsvorsitzende, jetzt versteckt würde. Das haben wir nie so gehalten und das werden wir auch in diesem Wahlkampf nicht so halten. Aber die Diskussion zeigt doch nur eins: Philipp Rösler und all diejenigen, die Führungsverantwortung in der FDP tragen, werden sich jetzt zusammennehmen müssen und eins den Mitgliedern doch vermitteln müssen: Wir alle müssen deutlich machen, wir wollen kämpfen, wir wollen den Erfolg der FDP und wir wollen ihn gemeinsam erarbeiten. Das ist uns in Niedersachsen jetzt gelungen und das wird uns im September genauso gelingen.

Ostermann: Und welche Rolle wird die Boygroup spielen, die nicht immer eine glückliche Figur machte in Ihrer Partei?

Döring: Zunächst kann ich nur sagen, Daniel Bahr ist ein erfolgreicher Bundesgesundheitsminister, der mit der Abschaffung der Praxisgebühr über die Grenzen der Anhänger der FDP sich bleibende Verdienste erworben hat, und Christian Lindner ist Vorsitzender des größten Landesverbandes der FDP. Das ist immer ein wichtiges Schiff in der Flotte. Deshalb bin ich ganz sicher, wir werden zusammenstehen, denn eins verbindet uns, den Erfolg der FDP zu erarbeiten. Das ist jetzt die Aufgabe der Parteiführung.

Ostermann: Patrick Döring, der Generalsekretär der FDP, nach der Wahl in Niedersachsen. Herr Döring, danke Ihnen für das Gespräch.

Döring: Danke sehr.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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