Entstehung eines feministischen Kultbuchs

I Love Dick

Von Jean-Claude Kuner  · 22.09.2020
Die Künstlerin Chris Kraus verliebt sich in den 1990er Jahren hoffnungslos. Über ihr obsessives Begehren und ihr schmerzhaftes Scheitern schreibt sie einen Roman, der Jahre später unverhofft zu einem Kultbuch des Feminismus wird.
1997 veröffentlicht die erfolglose Künstlerin Chris Kraus den Roman "I Love Dick". Darin beschreibt sie sehr offen und schonungslos ihre obsessive Verliebtheit in einen Kollegen ihres Mannes. Als sie sich ihrem Ehemann offenbart, beschließt das Paar, ein gemeinsames Kunst-Projekt daraus zu machen. Beide schreiben Briefe an Dick, die sie zwar nie abschicken, die aber Teil des Buches werden. Während ihr Mann nach und nach das Interesse an der fiktiven Dreier-Beziehung verliert, steigert sich Chris Kraus immer tiefer in ihr erfolgloses Begehren hinein. Zehn Jahre nach Erscheinen wird der Roman in zahlreiche Sprachen übersetzt, der Stoff wird verfilmt und gilt nun als Kultbuch des Feminismus. In dem Feature reflektiert Chris Kraus die erstaunliche Erfolgsgeschichte von "I Love Dick" und die Frage, wie feministisch ihr Buch tatsächlich ist.

I Love Dick
Die Autofiktion der Chris Kraus
Von Jean-Claude Kuner
Regie: der Autor
Mit: Anne Müller, Ulrich Matthes, Moritz Grove, Bettina Kurth, Johannes Nichelmann
Ton: Peter Kainz
Produktion: WDR/Deutschlandfunk Kultur 2018
Länge: 53'55
Eine Wiederholung vom 05.09.2018

Jean-Claude Kuner, geboren 1954 in Basel, arbeitete von 1982 bis 1996 als Theater- und Opernregisseur, seit 1996 als Rundfunkautor und -regisseur. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. für "Traumrollen" (Dlf/HR 2013) – Hörspiel des Jahres 2013 – und für "Bukhara Broadway" (RBB/Dlf/NDR 2012) – 2013 von der Asia-Pacific Broadcasting Union als bestes Feature geehrt. Zuletzt: "Im Schatten des amerikanischen Traums – Die Audiotagebücher des Künstlers David Wojnarowicz" (RBB 2020) und "Fake Family – Menschenverleih in Japan" (Dlf Kultur/WDR 2019).