EM-Tagebuch (13)

So macht Fußball richtig Spaß!!!

Ungarn gegen Österreich
Und wieder jubeln die Ungarn: Diesmal über den Gruppensieg. © picture alliance/dpa/Foto: Caroline Blumberg
Von Thomas Wheeler · 24.06.2016
Ungarn Gruppensieger vor Island und Portugal. Der Einlauf in der Gruppe F. Das Trio im Achtelfinale. Genauso wie Italien, Belgien und Irland aus der Gruppe E.
Ach wie sehnsüchtig haben wir darauf gewartet, ja regelrecht danach gelechzt. Einmal mehr als zwei Tore im Schnitt. Spiel 33 entschädigte uns für Vieles bei dieser bisher meist langweiligen und durchschnittlichen Europameisterschaft. Was vor allem dem übertriebenen, z. T. sogar maßlosen Taktieren vieler Mannschaften geschuldet ist. Davon wollten Ungarn und Portugal am letzten Spieltag der Gruppe F glücklicherweise nichts wissen. Und das trotz einer angenehmen Ausgangsposition für Beide vor dieser Partie. Die Ungarn standen bereits als Achtelfinalist fest. Den Portugiesen reichte ein Unentschieden, um ebenfalls weiterzukommen. Trotzdem traten Beide mit offenem Visier an. Und das bescherte uns das bislang größte Spektakel. In der Hitze von Lyon traf der schon 37-jährige Zoltan Gera den Ball optimal. Einer der bislang schönsten Treffer dieser EM. Das 1:0 in der 19. Minute. Der Kontrahent aus Südeuropa musste nun reagieren. Denn bei einer Niederlage wäre er nach Hause geflogen. Dies wissend hielt der EM-Zweite von 2004 voll dagegen. Cristiano Ronaldo, gegen Österreich noch die tragische Figur ob seines verschossenen Elfmeters, schwang sich einmal mehr zum Leader auf. Er war überall zu finden. Seiner Energie und Genialität hatte es Portugal zu verdanken, dass Nani kurz vor der Pause ausglich. Aber nach der Halbzeitansprache waren die Ungarn wieder gedankenschneller und gingen durch einen abgefälschten Freistoß von Balaszs Dzsudzsak, der auch mal bei Bundesligist Hertha BSC im Gespräch war, erneut in Führung. Jetzt wollte auch Ronaldo das tun, was er am liebsten macht, und erzielte nur kurze Zeit später den Gleichstand. Aber wieder war es Dzsudzsak, der seine Mannschaft mit einem weiteren abgefälschten Schuss nach vorne brachte. Das ließ Ronaldo nicht auf sich sitzen und köpfte nach einer guten Stunde das 3:3. Die Portugiesen hatten schließlich bei einer Reihe von Möglichkeiten sogar noch den Siegtreffer auf der Schippe, doch das Torreiche Unentschieden beförderte schließlich Beide in die Runde der besten 16. Genauso wie Island. Bis kurz vor Ablauf der Nachspielzeit sah es für die Nordländer nach dem dritten Remis aus. Dann setzte Jon Bödvarsson von Zweitligist 1. FC Kaiserslautern noch einen drauf und erzielte mit dem letzten Wimpernschlag das 2:1.
Erleichterung auch in Belgien
Die Roten Teufel, bei der Auftaktpleite gegen Italien wahrlich nicht furchteinflößend, haben zumindest das Minimalziel Achtelfinale erreicht. Mit einem knappen Erfolg in einem bescheidenen Spiel gegen Schweden. Die zweite Niederlage war für die Skandinavier gleichbedeutend mit dem Vorrunden-Aus. Damit verabschiedet sich auch Zlatan Ibrahimovic endgültig aus dem schwedischen Trikot. Hat er zumindest angekündigt. Verdient weiter gekämpft haben sich dagegen die Iren. Gegen die bereits qualifizierten Italiener engagierten sich die Männer von der grünen Insel deutlich mehr, brauchten aber viel Geduld und Glück, ehe Robbie Brady fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit das Tor des Abends köpfte. Mit diesem Treffer haben die Iren im Achtelfinale Frankreich gezogen. Gespielt wird am Sonntag in Lyon. Außerdem in der ersten K.O.-Runde. Am kommenden Samstag: Schweiz – Polen, Wales – Nordirland und Kroatien – Portugal. Am Sonntag dann: Deutschland – Slowakei und Ungarn – Belgien. Am Montag folgt die Neuauflage des 2012er Endspiels Titelverteidiger Spanien - Italien und England gegen die nimmermüden Isländer. Wird jetzt alles spannender und niveauvoller? Ich habe da meine Zweifel…