"Eklatanter Fall von Rechtsbruch"

Michael Krüger im Gespräch mit Anke Schaefer · 01.10.2013
Schriftsteller Ilja Trojanow wurde die Einreise in die USA verweigert, vermutlich, weil er sich öffentlich gegen die Abhörpraktiken der NSA ausgesprochen hat. Sein Verleger, Michael Krüger, hält das für "böse Ironie der Geschichte".
Derzeit befindet der Schriftsteller Ilja Trojanow sich laut seinem Verleger des Hanser Verlags, Michael Krüger, auf der Rückreise nach Wien. Das sei so gar nicht Trojanows Sache, erklärte Krüger im Deutschlandradio Kultur. Trojanow sei ein Weltreisender, der schon mehrere Grenzen überflogen habe. Dass er nun an der amerikanischen Grenze ausgerechnet auf dem Weg zu einem Germanistenkongress gescheitert sei, bezeichnete Krüger als "böse Ironie der Geschichte".

Er nehme an, dass die Einreiseverweigerung eine Reaktion auf Trojanows Engagement gegen die Überwachung durch die NSA sei. "Er ist in den USA ein viel gelesener Autor, hat viele Kontakte und kennt sich gut aus. Es kann eigentlich keinen anderen Grund geben." Trojanow habe ein gültiges Einreisevisum, das reiche normalerweise aus, um durchgewunken zu werden. Krüger vermutet, dass eine höhere Stelle hier die Einreise verhindert haben müsse.

"Wenn das so ist, dann wäre das ein eklatanter Fall von Rechtsbruch", sagte Krüger. Denn wenn jemand gegen die Maßnahme einer Regierung opponiere und dafür dann das Land nicht betreten dürfe, klinge das nach einem Fall von "McCarthy-ismus" - wie damals im Kalten Krieg. Er halte es aber leider für möglich, dass die Amerikaner so etwas tun.

Krüger sagte weiter, in den USA herrsche offenbar eine große Angst davor, Trojanow könne sich mit amerikanischen Kritikern der NSA-Abhörpraktiken treffen und austauschen. Anders als es die USA glauben machen wollten, gebe es im Land nämlich "enormen Protest dagegen".

Jetzt müsse man abwarten, welche Begründung für die Einreiseverweigerung gegeben wird. Krüger erwartet auch von Kanzlerin Merkel eine entsprechende Reaktion und dass die Bundesregierung sich dem Fall annehme.

Das vollständige Gespräch mit Michael Krüger können Sie bis mindestens 1. März 2014 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Angebot nachhören.