Eine Lange Nacht über Israel

Von Utopia nach Arabien

Das Bild zeigt Menschen auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. Sie schauen ein Feuerwerk an, einer trägt einen Hut in den Farben der Israelflagge.
Israel feiert den 70. Jahrestag der Gründung © AP
Von Jochanan Shelliem · 16.06.2018
Was ist aus dem Elan der Menschen geworden, die vor über 70 Jahren in den unbekannten Orient aufgebrochen sind, nach Israel? Lyrische Siedler und junge Schriftsteller beschreiben zärtlich, ketzerisch und selbstkritisch die Wirklichkeit im Land.
Der palästinensische Intellektuelle Sari Nusseibeh, Präsident der Al-Quds-Universität in Jerusalem, und Amos Oz berichten von den Anfängen des Staates Israel und ihren Träumen, Amos Kollek vom Leben in der Nachbarschaft von David Ben Gurion.
Lyrische Siedler und junge Schriftsteller kommen zu Wort, beschreiben zärtlich, ketzerisch und selbstkritisch die Wirklichkeit im Land. Michal Zamir, Tochter des Geheimdienstgenerals Zvi Zamir erzählt von skandalösen Zuständen beim Militär und vom Aufstieg der Nouveau Riche von Israel. Ron Leshem, der junge Direktor des nationalen israelischen Unterhaltungsfernsehkanals Keshet TV berichtet von der 18-jährigen Belagerung des Libanon, Eshkol Nevo vom Leben und Arbeiten in Sderot.

Spiegelbild des Lebens im jungen Staat

Weitere Schriftsteller wie Zeruya Shalev, Meir Shalev und Yoram Kanjuk, AB Jehoschua und Sami Michael kommen zu Wort. Benny Barbasch, Michal Zamir und Etgar Keret spiegeln das Leben der letzten 60 Jahre im jungen Judenstaat.
Eine Lange Nacht der Gegensätze, doch voller Energie, vom Leben in einem Land, dessen Geschichte der Gegenwart zur Last geworden ist und gleichzeitig zur Chance.
(Wdh. vom 17./18.5.2014)
Infos zu den Autoren (eine Auswahl):
Zeruya Shalev
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Die Schriftstellerin Zeruya Shalev © Deutschlandradio / Matthias Dreier
Zeruya Shalev wurde 1959 in einem Kibbuz in Galiläa geboren. Ihre Mutter ist Malerin und Kunstdozentin, ihr Vater Literaturkritiker und Bibelgelehrter. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Lektorin. .Sie lebt mit ihrer Familie in Jerusalem. Ihre vielfach ausgezeichnete Trilogie über die moderne Liebe – "Liebesleben", "Mann und Frau", "Späte Familie" – wurde in über zwanzig Sprachen übertragen. Zeruya Shalev gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit.

Zeruya Shalev: Späte Familie, Roman, aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, 2007, BVT Berliner Taschenbuch Verlag

Zeruya Shalev: Liebesleben. Roman, aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, 2004, BVT Berliner Taschenbuch Verlag

Zeruya Shalev: Mann und Frau, Roman, aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, 2002, BVT Berliner Taschenbuch Verlag.

Etgar Keret

Der israelische Schriftsteller und Filmemacher Etgar Keret
Der israelische Schriftsteller und Filmemacher Etgar Keret© dpa/Ulrich Perrey
Etgar Keret  wurde 1967 in Ramat Gan, Israel, geboren und ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Israels. Er schreibt Kurzgeschichten, Graphic Novels und Drehbücher. Bei S. Fischer erschienen die beiden Storybände "Die sieben guten Jahre" sowie "Plötzlich klopft es an der Tür". Keret lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Tel Aviv.

Etgar Keret: Alles Gaza. Geteilte Geschichten, aus dem Hebräischen von Barbara Linner u. Verena Kilchling, 2006, Luchterhand Literaturverlag

Etgar Keret: Gaza Blues. Erzählungen, aus dem Hebräischen von Barbara Linner, 2002, Luchterhand Literaturverlag

Benny Barbasch
Benny Barbasch wurde 1951 in Beersheba geboren, heute lebt er in Tel Aviv. Er ist Autor zahlreicher Theaterstücke und Drehbücher, unter anderem zu dem Film "Jenseits der Mauern" seines Bruders Uri Barbasch, der den Kritikerpreis auf dem Filmfest von Venedig gewann und als Meilenstein in der Geschichte des israelischen Films gilt. Im Berlin Verlag erschienen "Mein erster Sony" (1996) und "Probelauf" (2005). Beate Esther von Schwarze übersetzt aus dem Englischen, Französischen und seit ihrer Einwanderung nach Israel im Jahre 1970 auch aus dem Hebräischen. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören Yoram Kaniuk, Eran Bar-Gil, Yehudit Rotem, Uri Orlev.

Benny Barbasch: Probelauf, Roman, aus dem Hebräischen von Beate E. von Schwarze, 2007, BVT Berliner Taschenbuch Verlag

Benny Barbasch: Mein erster Sony, Roman, aus dem Hebräischen von Vera Loos u. Naomi Nir-Bleimling. 2003 List TB

Uri Avnery
Zeitzeuge Uri Avnery in Tel Aviv.
Zeitzeuge Uri Avnery in Tel Aviv.© ARD-Studio Tel Aviv / David Gastager
Der Frieden zwischen Israel und Palästina ist möglich. Uri Avnery vertritt seit 1948 die Idee des israelisch-palästinensischen Friedens und die Koexistenz zweier Staaten: des Staates Israel und des Staates Palästina, mit Jerusalem als gemeinsamer Hauptstadt. Uri Avnery schuf eine Weltsensation, als er mitten im Libanonkrieg (1982) die Front überquerte und sich als erster Israeli mit Jassir Arafat traf. Er stellte schon 1974 die ersten geheimen Kontakte mit der PLO-Führung her.

Uri Avnery: Deutschland, Israel, Palästina. Streitschriften. Herausgeber: Georg Meggle, 2007, Europäische Verlagsanstalt

Uri Avnery: In den Feldern der Philister. Meine Erinnerungen aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg, 2005, Diederichs

Uri Avnery: Von Gaza nach Beirut. Israelisches Tagebuch, 2006, kitab

Michal Zamir
Michal Zamir wurde 1964 in Tel Aviv geboren und ist die Tochter von Zvi Zamir, der zur Zeit des Münchner Attentats von 1972 den Mossad führte. Sie hat als Achtzehn- bis Zwanzigjährige ihren Armeedienst abgeleistet. Das Mädchenschiff sei nicht autobiographisch, sagt sie, aber trotzdem habe sie zwanzig Jahre gebraucht, ehe sie dieses Buch schreiben konnte. Michal Zamir lebt mit ihrer Tochter in Tel Aviv. Ruth Achlama, Jahrgang 1945, studierte in Heidelberg Jura, in Cincinnati Judaistik und in Jerusalem Bibliothekswissenschaften. Sie lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit fast dreißig Jahren, darunter Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev.

Michal Zamir: Das Mädchenschiff, Roman, aus dem Hebräischen von Ruth Achlama, 2007, marebuchverlag

Amos Oz
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Der Schriftsteller Amos Oz.© picture alliance / dpa / Stephanie Pilick
Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren. 1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf Hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Seit dem 6-Tage Krieg ist er in der israelischen Friedensbewegung aktiv und befürwortet eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt. Er ist Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung Schalom achschaw (Peace now). Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet (Friedenspreis der Deutschen Buchhandels 1992, Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 2005, Siegfried Lenz Preis 2014). Eine Geschichte von Liebe und Finsternis wurde in alle Weltsprachen übersetzt und 2016 als Film adaptiert.

Amos Oz. Liebe Fanatiker - Drei Plädoyers, aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, 2018, Suhrkamp
Amos Oz, Avraham Shapira: "Man schießt und weint. Gespräche mit israelischen Soldaten nach dem Sechstagekrieg", 2017, Westend Verlag, Frankfurt/Main

Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis, Roman, aus dem Hebräischen von Ruth Achlama, 2006, Suhrkamp

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