"Eine klare, große, wunderbare, königliche Stimme"

10.01.2013
Peter Fitz hat in seiner langen Karriere an allen großen Häusern des deutschsprachigen Theaters gespielt. Am Donnerstag starb er 81-jährig in Berlin. Der Regisseur und Intendant Claus Peymann würdigte den Charakterdarsteller als "etwas ganz Großartiges, Intelligentes und Besessenes".
Sigrid Brinkmann: Der Schauspieler Peter Fitz, er ist mit 81 Jahren in Berlin gestorben. Am Telefon begrüße ich Claus Peymann, den Intendanten des Berliner Ensemble. Guten Abend, Herr Peymann.

Claus Peymann: Guten Abend.

Sigrid Brinkmann: An Ihrem Haus hat Peter Fitz im vergangenen Jahr noch auf der Bühne gestanden und "Nathan den Weisen" gespielt. War das eine Schlüsselrolle für ihn?

Claus Peymann: Also, es war sicher für das Alterswerk, wenn man das bei einem Schauspieler so sagen kann, eine zentrale Station. Und es war ein trauriger Tag, als er mir sagte: Du Claus, du weißt, es ist ein Lebenstraum, "Nathan" hier zu spielen, aber ich kann es nicht mehr, ich will es nicht mehr, ich schaff' es nicht mehr. Und ich hab' dann sehr gerungen, um jede Vorstellung gekämpft. Aber er sagte: Es geht nicht mehr. Und dann musste ich ihn umbesetzen. Es war ein trauriger Moment. Wie überhaupt, ich glaube, Peter wusste, dass irgendwie das Ende in Sicht war. Er hat darüber immer auf seine Art dann auch ironische und sarkastische Bemerkungen gemacht. Er war ja überhaupt nicht sentimental, trotzdem total empfindlich. Aber so war das abzusehen. Aber als das heute, die Nachricht uns erreichte hier im Theater – ich war in den Proben zu "Kabale" – dann setzt natürlich das Erschrecken ein und die Trauer der Kollegen, die mit ihm so viele Schlachten geschlagen haben, nicht. […]

Eigentlich alle großen Namen der Regisseure waren an Peter interessiert und an dieser einmaligen und großartigen Fähigkeit, mit Sprache wirklich in die Abgründe eines Textes, sei er nun von Handke oder Strauß oder von Tabori, oder sei es eben von Schiller oder Kleist, einzudringen. Und das ist eine Kunst, von der ich eben leider den Eindruck und die Furcht habe, dass sie verloren geht heute. In dieser lärmenden, oft durch Mikroports verstärkten Un-Stimme von Schauspielern klingt eine klare, große, wunderbare, königliche Stimme des Peter Fitz durch die Theater. Und das war etwas ganz Großartiges, Intelligentes und Besessenes.

Das vollständige Gespräch mit Claus Peymann können Sie in unserem Audio-on-Demand-Angebot bis zum 11. Juni 2013 als MP3 hören.
Der Intendant des Berliner Ensemble, Claus Peymann
Claus Peymann© AP
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