Ein Krieg gegen die "Achse des Bösen"

Von Christoph Burgmer · 20.03.2013
Weil der Diktator Saddam Hussein angeblich über Massenvernichtungswaffen verfügte, marschierten die USA am 20. März 2003 in den Irak ein. Fernsehzuschauer in aller Welt konnten erstmals den Beginn der militärischen Operationen live mitverfolgen.
Nun, da der Konflikt da ist, ist der einzige Weg, seine Dauer zu begrenzen der Einsatz entscheidender Gewalt und ich versichere, dies wird nicht eine Kampagne halbherziger Maßnahmen und wir werden keinen anderen Ausgang als den Sieg akzeptieren. Wir werden unsere Freiheit verteidigen. Wir werden anderen die Freiheit bringen und wir werden siegen. Möge Gott unser Land und alle, die es verteidigen, segnen"

Der amerikanische Präsident George W. Bush in einer Ansprache an die Nation. Der Irakkrieg hatte begonnen. Saddam Hussein hatte ein drei Tage zuvor gestelltes Ultimatum, den Irak binnen 72 Stunden zu verlassen, verstreichen lassen. Nur zwei Stunden nach Ablauf des Ultimatums, am 20. März 2003, begann die Operation Iraqi Freedom. Mit gezielten nächtlichen Bombardements auf Bagdad wurde zunächst die militärische und zivile Infrastruktur der Millionenmetropole lahmgelegt. Ein Teil der 40 Marschflugkörper war auf vermutete Aufenthaltsorte Saddam Husseins gerichtet.
"Das ist ein weiteres ihrer schamlosen Verbrechen gegen den Irak. Das ist der Beginn einer neuen Reihe von Verbrechen. Alle Irakis und alle, die sich für unsere Nation interessieren, müssen sich jetzt für die Werte unseres Landes einsetzen, für die Werte des Kampfes, für die Religion, für die Seele, für die Familie. Wir müssen uns stets daran erinnern, was gelobt worden ist. Nach Gottes Willen wird geschehen, was geschehen wird."

In den Reden Saddam Husseins wie auch des amerikanischen Präsidenten wurde der Krieg am Golf als religiöser Glaubenskrieg des Guten gegen das Böse inszeniert. Am Morgen des 20. März begann der Bodenkrieg mit der Invasion von 300.000 Soldaten aus beinahe 30 Ländern. Großbritannien stellte, trotz der heftigen öffentlichen Proteste, neben den USA das größte Truppenkontingent. Der britische Premierminister Tony Blair war ein überzeugter Kriegsbefürworter.

"Heute Nacht beginnen britische Soldaten mit ihrem Einsatz zu Luft, Land und Wasser. Ihr Auftrag: Saddam Hussein zu entmachten und die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen. Mein Urteil als Premierminister ist, dass diese Bedrohung real ist. Sie wächst und ist von ganz anderer Art als jede herkömmliche Bedrohung für unsere Sicherheit, mit der Großbritannien jemals zuvor konfrontiert worden ist."

Der Irakkrieg war genauso wenig wie der Beginn des Afghanistankriegs nur zwei Jahre zuvor durch die Vereinten Nationen legitimiert. George W. Bush hatte schon im Januar 2003 erklärt, eine militärische Operation gegen den Irak auch ohne UN-Resolution führen zu wollen. In Europa wie auch in der arabischen Welt lehnte man die Invasion in den Irak mehrheitlich ab. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder begründete in einer Ansprache im Fernsehen, warum sich Deutschland nicht beteiligte.

"Wir haben versucht, den Krieg zu verhindern, bis zur letzten Minute. Ich bin sicher, es hätte einen anderen Weg zur Entwaffnung des Diktators gegeben, den Weg der Vereinten Nationen. Der Krieg hat begonnen. Er muss so schnell wie möglich beendet werden."

Doch der 20. März 2003 war mehr als der Beginn eines Krieges. Fernsehzuschauer in aller Welt konnten erstmalig den Beginn der militärischen Operationen live mitverfolgen. Damit hatte sich die moderne Kriegslogik in dieser Nacht eine neue, medial-global vermittelte Front geschaffen. Bilder von Gräueln wurden unterdrückt. Schon in den wenigen Wochen zwischen dem 20. März und dem 1. Mai 2003, als George W. Bush das Ende der, wie es hieß "größeren Kampfhandlungen" verkündete, kamen offiziell 115 US-Soldaten ums Leben. Die Zahl der Toten auf irakischer Seite schwankt zwischen 10.000 und 45.000. Die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt.
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