Ein Fest für alle

Nicht nur zur Weihnachtszeit: Wie können wir anderen helfen?

Mitarbeiter der Bahnhofsmission unterwegs zu einem Einsatz
Mitarbeiter der Bahnhofsmission unterwegs zu einem Einsatz © imago stock&people
Moderation: Matthias Hanselmann · 23.12.2017
Die Weihnachtszeit ist für viele auch Spendenzeit. Doch manch einer hat Vorbehalte gegen Geldgaben. Eine Alternative ist es, selber zu helfen. Helfen und Spenden - darüber sprechen und diskutieren Landessuperintendentin Petra Bahr und betterplace-Mitbegründerin Joana Breidenbach.
Die Weihnachtszeit ist Spendenzeit: Mehr als ein Drittel der Einnahmen gehen bei Hilfsorganisationen in den letzten Wochen des Jahres ein. Und die Auswahl ist groß: Tausende Initiativen, Stiftungen und Projekte hoffen auf Zuwendungen, dazu kommen an die 100 Online-Plattformen. Dabei geht es um sehr viel Geld: 2016 spendeten die Deutschen 5,3 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen bereits rund 3,1 Milliarden Euro zusammen. Aber Geld zu geben, ist nur eine Möglichkeit, anderen zu helfen. Viele Menschen spenden Zeit, engagieren sich ehrenamtlich. Und dies nicht nur zur Weihnachtszeit!

Keine Ausrede fürs Spenden

"Spenden mit Geld ist das eine, aber noch schöner ist, selber zu helfen. Und viele sagen, dass Zeit zu verschenken, Lebenskraft zu verschenken oder Fähigkeiten, zu mehr Spaß führt, als selbst etwas zu bekommen", sagt die Theologin Petra Bahr. Als Landessuperintendentin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover ist sie für insgesamt 550.000 Menschen in rund 220 Gemeinden zuständig. "Jeder kann helfen auf seine Weise – egal, wie reich oder arm man ist. Und da gibt es auch keine Ausrede, dass man zu jung ist oder zu alt. Weil es einfach bereichert, zu helfen. Wenn man zum Beispiel in ein Seniorenheim geht, zu Menschen, die sonst nie besucht werden, einfach mal eine Stunde. Das klingt kitschig, aber für diese Menschen ist es so wichtig." Diese vielen kleinen Gesten seien für sie genauso wichtig wie die Millionen-Spende eines Unternehmers.

Wirkungsorientiert spenden, lautet die Empfehlung

"Ich möchte, dass Spender bewusst entscheiden; dass sie wirksame Organisationen unterstützen und nicht die, die ein gutes Gefühl vermitteln", sagt Joana Breidenbach, Mitbegründerin der Online-Spendenplattform "betterplace.org". "Eine wirkungsorientierte Spende ist auch eine kritische Spende. Man sollte nicht auf jedes weinende Kindergesicht hereinfallen." Auf "betterplace" können Hilfsorganisationen ihre Ideen und Projekte vorstellen und nach dem Verfahren des Crowdfunding Spenden sammeln. Mehr als 20.000 gemeinnützige Initiativen meldeten sich seit der Gründung im Jahr 2007 an. Über 36 Millionen Euro kamen inzwischen zusammen. Das Internet, so Joana Breidenbach, werde als Spendenkanal immer bedeutsamer, gerade auch für Jüngere. "Der deutsche Spendenmarkt ist sehr überaltert, die Durchschnittsspender sind über 65 plus, auf 'betterplace' liegt das durchschnittliche Alter der Spender bei 37."

Und: Man kann auch übers Spenden reden

Herkömmliche Spendenorganisationen gäben zu viel Geld für Briefe und E-Mails aus, die oft ungelesen im Abfall landeten. Online könne man direkter und transparenter miteinander kommunizieren, alle Transaktionen nachzuvollziehen. Auch das Ehrenamt profitiere von den Möglichkeiten des Internets: man könne vom heimischen Schreibtisch aus Hilfe für Organisationen auf der ganzen Welt leisten. Die sozialen Medien seien zudem ideale Verstärker: Wer auf Facebook mitteile, dass er gerade gespendet habe, generiere sofort weitere Spenden. Auch die Haltung habe sich verändert. Heute sage man: Tue Gutes und rede darüber – und teile dein Engagement! Ihre Überzeugung: "Jeder hat die Chance, einen Impuls zu setzen."

Nicht nur zur Weihnachtszeit – Wie können wir anderen helfen?
Darüber diskutiert Matthias Hanselmann von 9 bis 11 Uhr mit Joana Breidenbach und Petra Bahr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

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