Ein deutsches Dorf in Südkorea

Von Barbara Wahlster · 30.10.2005
Rote Giebeldächer, weißer Verputz, Fachwerk, üppige Gärten. Hündchen mit den Namen Susi und Heidi. Die Frauen sitzen bei Kaffee und Kuchen um den Tisch. In den 60er und 70er Jahren lebten sie in Frankfurt am Main, Berlin und anderswo in Deutschland, und gemeinsam mit ihren Männern haben sie Gewohnheiten aus dem einst fremden Land mit zurück in die Heimat genommen. Der Mangel an Pflegepersonal in westdeutschen Krankenhäusern hatte seinerzeit zur verstärkten Anwerbung auch in Korea geführt.
Das deutsche Dorf, von den lokalen Behörden gefördert, wurde zu ihrem Alterssitz, und die deutschen Ehemänner, so scheint es, können gut damit leben, dass meist die Frauen für sie sprechen, weil sie selbst nicht genug Koreanisch können. Für einen Schwatz mit dem buddhistischen Mönch beim abendlichen Hundeausführen reicht es allemal. Ihre Ehefrauen sind Christinnen, denn die Anwerbung übernahmen oftmals christliche Organisationen. Momentan wird überall im Dorf gebaut, zum Teil mit aus Deutschland importierten Materialien. Und schon bald wird der Zuzug eines Mannes erwartet, der Wurst machen kann...

Barbara Wahlster lebt als freie Autorin und Journalistin in Berlin und arbeitet vorwiegend für den Rundfunk. Daneben Buchveröffentlichungen und Beiträge für ausländische Magazine. Lange Recherche- und Arbeitsaufenthalte, auch für die Entwicklungszusammenarbeit, im Ausland.