Ein Clown berichtet

Die kleinste Maske der Welt

Berlin: Da lacht der Clown Beppo Küster, und alle lachen mit.
Clown Beppo lacht und die Kinder um ihn herum lachen mit. © picture alliance / dpa / Klaus Franke
Von Harald Grube · 08.02.2016
Der Rosenmontag ist der nationale Tag der Gleichmacherei: wenig Protest, viel Jubel. Es ist eine Demonstration der Eintracht. Jetzt kann man das sein, was man sonst nie ist. Nur: Was sagen eigentlich die Experten zu diesem närrischen Treiben des Fußvolkes? Clowns! Wir sprechen mit Clown Beppo.
Das ist der Clown Beppo. Die komischen Töne, die Beppo da von sich gibt, sind Gromolo - die ganz eigene Sprache der Clowns, die aber überall auf der Welt von Groß und Klein verstanden wird.
Sobald Beppo zur roten Clowns-Nase greift, fangen seine Augen an zu leuchten, und die Metamorphose beginnt:
Gromolo-Geplapper von Clown Beppo
"Das geht rucki-zucki, ganz schnell. Wir machen einen Sprung, setzen dabei die rote Nase auf, und schon sind wir Clown. In jenem Augenblick, wo man die rote Nase aufsetzt, erlauben sich die Allermeisten, freier zu werden, zu lachen, zu weinen, emotionaler zu werden. Und dafür ist die Clownsnase bei uns im Unterricht das wichtigste Mittel. Wir sagen zu der roten Nase auch immer: Das ist die kleinste Maske der Welt."
Und was hält der Profi von der Pappnase des gemeinen Feld-, Wald- und Wiesen-Clowns beim Karneval auf der Straße? Beppo zieht seine Stirn in tiefe Falten.
Ein guter Clown ist ein Künstler
Gromolo-Geplapper von Clown Beppo
"Die meisten Clowns, die man im Karneval antrifft, das sind Leute, die haben sich bunt kostümiert, sehr fantasievoll, sehr liebevoll, aber sie sind eben halt nur verkleidet. Und wir legen darauf großen Wert, dass man von innen heraus Clown sein kann. Da muss man einige Unterrichtsstunden erlebt haben, bis man wirklich Clown vom Herzen, von der Seele, aus der Psyche heraus ist, dass man im Land dieser großen Freiheit ist."
Im Straßenkarneval gibt es dieses Land der großen Freiheit nicht, glaubt Beppo. Allein schon das Wort "Straßenkarneval" - da verzieht er sehr skeptisch sein Gesicht. Der professionelle Clown könne da zwar hingehen, klar. Aber in der Regel interessiert ihn dieses Geschehen nicht.
Gromolo-Geplapper von Clown Beppo
"Es ist kein Feld, in dem man künstlerisch aufleben kann. Weil ein guter Clown ist immer auch ein Künstler, der sich differenziert äußern möchte. Der Straßenkarneval, von dem ich als Hannoveraner nichts verstehe, scheint mir doch eher grob, laut, schrill und bunt zu sein, und wenig Raum für die individuelle Poesie des einzelnen Clowns zu lassen."
Und für diese Poesie braucht Beppo auch kein aufwändiges Kostüm. Er sagt: Die Clownsnase reicht völlig aus. Dabei reißt er die Augen auf, spitzt die Lippen, arbeitet mit seinem ganzen Gesicht. Dann tippt er sich auf einmal kurz mitten ins Gesicht – und macht breit grinsend der Welt eine lange Nase.
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