Ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks

"Ein einstelliges Ergebnis bei einer Landtagswahl ist eine Katastrophe"

Die SPD-Politikerin Barbara Hendricks
Seit Herbst letzten Jahres mit ihrer Lebensgefährtin verheiratet: Ex-Umweltministerin Hendricks (SPD) © dpa / picture alliance / Oliver Berg
Barbara Hendricks im Gespräch mit Ulrike Timm  · 16.10.2018
Als Bundesumweltministerin kämpfte Barbara Hendricks (SPD) für einen konsequenten Klimaschutz und gegen Heerscharen von Lobbyisten. Das bayerische Wahlergebnis hat sie schockiert - von Abgesängen auf ihre Partei will sie aber nichts hören.
Nüchtern und gelassen – so ist Barbara Hendricks meistens. Aber als ihr Kollege im Bundeslandwirtschaftsministerium, Christian Schmidt (CSU), in der EU die weitere Verwendung des Pflanzengifts Glyphosat an ihr vorbei durchsetzte, wurde Hendricks doch wütend.
"Der Landwirtschaftsminister hat mich auch richtig hintergangen; und er hat auch die Geschäftsordnung der Bundesregierung gebrochen. Die Kanzlerin hat ihn auch öffentlich gerügt. Aber er war von der CSU, und sie konnte ihn nicht rausschmeißen. Ich hab ihn dann wenige Tage später eingeladen. Es hatte damit zu tun, dass seine Familie Morddrohungen bekommen hatte und unter Polizeischutz stand. Es war in der der Adventszeit, da soll man sowieso etwas versöhnlicher sein. Natürlich hat er die Geschäftsordnung der Bundesregierung gebrochen, aber deshalb darf seine Familie keine Morddrohung bekommen."

Einstelliges Wahlergebnis? "Für Westdeutschland völlig undenkbar"

Vier Jahre stand die 66-jährige Politikerin dem Bundesministerium für Umwelt, Bau und Reaktorsicherheit vor. Vor ihrer Berufung in die Regierungsverantwortung war sie 20 Jahre lang Abgeordnete des Bundestages und Bundesschatzmeisterin der SPD. Als Studentin der Geschichtswissenschaft trat sie 1972 in die SPD ein und wählte damit nach ruhiger Abwägung eine andere politische Heimat als ihr Vater, der Mitglied der CDU war. Dass ihre Partei bei der Bayernwahl nun so schlecht abgeschnitten hat, ist für Barbara Hendricks ein herber Schlag.
"Ein einstelliges Ergebnis bei einer Landtagswahl, das ist für Westdeutschland völlig undenkbar und ist bis dahin auch nur ein einziges Mal in Sachsen vorgekommen. Es ist eine Katastrophe. Jetzt kommt es darauf an, deutlich zu machen, wieso, weshalb, wofür man die SPD in Zukunft noch braucht. Diese ganzen Abgesänge auf die SPD können natürlich nicht so bleiben."

Gesangsunterricht nach dem Abgeordnetendasein

Barbara Hendriks wuchs in Kleve am Niederrhein auf, wo sie neben ihrem Berliner Wohnsitz auch heute noch ein Haus hat. In Kleve heiratete sie im vergangenen Oktober auch ihre langjährige Lebenspartnerin – nur wenige Wochen, nachdem die Bundesregierung das Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe verabschiedet hatte. Ob die bekennende Katholikin auch gern kirchlich getraut worden wäre?
"Ich kann auch ohne leben. Vor allem auch: Meine Partnerin ist irgendwann aus der Kirche ausgetreten, ich glaube, sie hätte es gar nicht gerne gewollt; aber ich fände es prinzipiell schon gut, wenn die katholische Kirche auch einen Segen geben würde. Ich habe auch in diesem Jahr auf dem Katholikentag gesagt: Ich hätte Verständnis dafür, wenn die katholische Kirche das Sakrament der Ehe Partnerschaften von Männern und Frauen vorbehalten will, aber zumindest sollte sie in der Lage sein, einen Segen zu erteilen. Das muss sie lernen, und das wird sie in der nächsten Zeit auch sicherlich tun".
Wenn Barbara Hendricks aus ihrem Amt als Abgeordnete ausscheidet, überlegt sie, Gesangsunterricht zu nehmen. Ihrer Namensvetterin, der US-amerikanischen Sopranistin Barbara Hendricks, wird sie aber wohl keine Konkurrenz machen.
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