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Müll - das ist das falsche Wort

Blume-Müll-Kompost: Der ewige Kreislauf
Blume-Müll-Kompost: Der ewige Kreislauf © imago stock&people / Rech
Moderation: Mandy Schielke · 30.09.2017
Müll - ist immer das, wofür man keine Verwendung hat. Und da genau diese Definition, dass man etwas "gebrauchen" oder "noch gebrauchen" kann, sehr subjektiv ist, ist auch "Müll" sehr subjektiv. Auf der Suche nach dem Wendepunkt des Mülls.
Schmutz ist nur Materie am falschen Ort, heißt eine schöne Beobachtung der Kultursoziologin Mary Douglas. Sie gilt auch für den Müll, denn obwohl der Begriff so sauber zu trennen scheint, was wertvoll ist (alles andere) und was nicht (der Müll eben), bemerkt man bei genauerem Hinsehen, dass es eine Frage der Perspektive ist, was Müll ist und was nicht - oder besser: wann etwas Müll ist. Oder wo.
Für Archälogoen zum Beispiel ist Müll die Arbeitsgrundlage: Aus dem, was sie im Boden finden, lassen sich Rückschlüsse über das Alltagsleben ziehen. Keramik - für uns heute ein Fall fürs Kunstgewerbemuseum - war in der Jungsteinzeit etwa das, was für uns heute Plastik ist.

Der neue Kreislauf - eine alte Idee

Dem Kreislauf oder auch der Neudefinition geht das Live-on-Tape auf die Spur - einem Trend in Großstädten, alte Sachen nicht mehr zum Sperrmüll zum bringen, sonder mit "Zu verschenken"-Schild vor die Tür zu stellen.

Schmuck aus alten Festplatten

In Kapstadt arbeit die Schmuckgestalterin Ashley Heather mit Gold und Silber - zwei Edelmetallen, die sie aus alten Computerfestplatten gewonnen hat.

Cinephile Müllwühler

Und unter Cinephilen ist gerade ein neues Phänomen zu beobachten, das aus der Liebe zum verschwindenden Zelluloid kommt: Weil die Digitalisierung, gleichsam das Zurüsten fürs künftige Gesehen-werden-können, vor allem Filme betrifft, die als kanonisch gelten, hat sich ein virulentes Interesse an letzten Begegnungen mit dem Abseitigen, Exzessiven, scheinbar Billigen auf der Leinwand herausgebildet, das manchmal auch zu einer Rettung führt: Seit ein paar Monaten liegt "Blutiger Freitag", ein Reißer von 1972 mit Raimund Harmstorf, in einer aufwändigen DVD-Edition vor - so macht der Trash sich im Regal plötzlich wie die Dostowjewski-Werkausgabe.
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