E.T. antwortet nicht

Von Dirk Lorenzen · 24.08.2010
Sind wir allein im All? Oder gibt es irgendwo außerhalb der Erde Leben im Universum? Mit großen Radioteleskopen horchen die Astronomen nach möglichen Funksignalen von Leben im All. Vor 50 Jahren hat SETI begonnen – die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz.
Frank Drake war ein junger Astronom von nicht einmal 30 Jahren, als er 1960 erstmals mit einem Radioteleskop nach Signalen außerirdischer Intelligenz horchte. Die Suche nach Leben im All blieb erfolglos. Bisher, denn sehr viel Geduld brauche man nicht mehr.

Jederzeit könne man intelligentes Leben im All entdecken, das sei reine Glückssache. Wenn man mit einem großen Radioteleskop bei der richtigen Frequenz an die richtige Stelle am Himmel blickt, könne man heute Erfolg haben. Doch die Chancen dafür seien schwer abzuschätzen. Man müsse wohl noch 20 Jahre warten. Frank Drake ist am SETI-Institut bei San Francisco tätig, das mit großen Radioschüsseln die Suche nach außerirdischer Intelligenz betreibt. Dabei wähnten sich die Astronomen einst bereits am Ziel.

Die Entdeckung extrem regelmäßiger Radiosignale sorgte 1967 für größtes Aufsehen. Die Zeitungsschlagzeilen sprachen Bände...

Doktorandin entdeckt kleine grüne Männchen!

Wir sind nicht allein im All!

Haben Astronomen fremde Zivilisationen entdeckt?

Ein Funkfeuer von ET?

Doch es waren keine Leuchttürme für Raumschiff Enterprise und Co, die Jocelyn Bell, eine Doktorandin in Cambridge, entdeckt hatte. Diese extrem regelmäßigen Radiopulse kommen von Neutronensternen – kompakten Objekten, die in engen Strahlungskegeln Radiowellen aussenden und dabei schnell rotieren. Die Astronomen sprechen von Pulsaren.

So dauert die Suche nach Leben bis heute an. Die Forscher lauschen auf charakteristische Radiostrahlung technischer Zivilisationen im All. Keineswegs absurd: Seit gut hundert Jahren gibt es Radio und Fernsehen auf der Erde. Im Umkreis von 100 Lichtjahren würde diese Strahlung also das Leben auf der Erde verraten. Wenn auch andere Zivilisationen Radiowellen nutzen, wären sie recht leicht zu entdecken.

Aber die Forscher haben ein riesiges Problem: Im All gibt es so viele elektromagnetische Signale, dass man für die Datenauswertung sündhaft teure Supercomputer bräuchte. Daher hat man SETI at home erdacht, die Suche nach Extraterrestrischer Intelligenz zu Hause. Dabei wird die Datenlawine in kleinen Päckchen per Internet an Hunderttausende Enthusiasten verteilt, die dank einer speziellen Software die Auswertung auf ihren Privat-PCs laufen lassen.

"Ich habe selber angefangen 2003 mit einem kleinen Rechner. Weil ich Science-Fiction-Fan bin, bin ich mal auf die Frage gekommen: Sind wir wirklich allein? Das habe ich erst auf einem kleinen Rechner mitlaufen lassen. Aus dem einen kleinen Rechner sind im Laufe der Zeit mehr als 20 Rechner geworden, auf denen SETI aber auch andere Projekte gerechnet werden."

Jörg Steinmetz ist Mitglied der Gruppe SETI Germany und großer Anhänger des verteilten Rechnens. Kapazität, die ein Computer nicht für Textverarbeitung, Spiele und ähnliches braucht, wird im Hintergrund von SETI genutzt. Die Datenpakete laufen per Internet zwischen der Zentrale an der Universität Berkeley und den SETI-Fans hin und her. Und natürlich träumen alle von dem einen großen Moment...

"Bei SETI at home muss man warten, bis einer brüllt: Hurra, wir haben die Außerirdischen gefunden."

Glaubt man den Astronomen, dann kann dieser Moment nicht mehr so weit entfernt sein. Denn die Forscher sind überzeugt, dass die Erde kein kosmischer Sonderfall ist. Nach dem Copernicanischen Prinzip leben wir an einem ganz normalen, völlig durchschnittlichen Ort im Universum. Fragt sich nur, wie normal... Frank Drake tippt, dass es derzeit etwa 10000 prinzipiell entdeckbare Zivilisationen in unserer Milchstraße gibt.

Doch auch damit sei die Suche noch sehr schwierig, denn die nächste Zivilisation sei etwa 1000 Lichtjahre entfernt und damit zu weit, um die irdischen Radio- und Fernsehsignale schon empfangen zu können. Damit nun aber WIR die ANDEREN im All finden können, müssen die Astronomen extrem viele Sterne überwachen: Denn im Schnitt führe die Suche nach außerirdischer Intelligenz nur bei einem von zehn Millionen Sternen zum Erfolg.

Bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen bleibt noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, genug zu tun. Jörg Steinmetz und immer mehr SETI-Fans in aller Welt horchen mit ihren Computern weiter darauf, ob E.T. gerade bei uns anruft.

"Der Reiz der Suche nach außerirdischer Intelligenz ist natürlich ungebrochen. Auch SETI nimmt permanent zu. Die Suche nach dem unbekannten Außerirdischen ist immer noch mit das größte Zugpferd, das wir auf der Erde haben."