DSO in der Philharmonie Berlin

Schostakowitschs sarkastische Raffinesse

Die Cellistin Alisa Weilerstein spielt Dvořák mit den Philharmonikern von Los Angeles in der Walt Disney Konzerthalle.
Die Cellistin Alisa Weilerstein © imago/ZUMA Press
Moderation: Stefan Lang · 03.06.2018
Ein tschechisch-russisches Programm spielt das DSO Berlin in der Berliner Philharmonie. Schostakowitschs Cellokonzerte haben es in sich – die Solistin Alisa Weilerstein traut sich an sein dunkel-düsteres zweites Werk.
Erst verhältnismäßig spät entdeckte Dmitrij Schostakowitsch das Violoncello als Soloinstrument für Orchesterkonzerte. Doch seine beiden Beiträge zur Gattung "Cellokonzert" haben es in sich und werden gern und häufig aufgeführt, wobei gerade jüngere Virtuosen lieber etwas länger warten, bevor sie das dunkel-düstere zweite Konzert in ihr Repertoire aufnehmen.
Die US-amerikanische Cellistin Alisa Weilerstein präsentiert nun mit dem Deutschen Symphonie-Orchesterin Berlin in der Philharmonie Berlin ihre Variante des ersten Cellokonzerts, das zwischen sarkastischer Raffinesse und grüblerischem Melodieseligkeit hin- und herschwankt.

Janáčeks' mächtig auftrumpfende "Sinfonietta"

Dvořáks Konzertouvertüre "Othello" ist fast schon Programmmusik. Der tragische Weg des dunkelhäutigen Generals ist klar nachgezogen. Er vertraut den Aussagen seines Fähnrichs Jago, und beschuldigt seine Frau Desdemona der Untreue. Die Wut darüber übermannt ihn so stark, dass er sie schließlich ermordet. Nachdem er seinen grausamen Fehler erkennt, wählt er den Freitod.

Leoš Janáčeks "Sinfonietta" dagegen ist eine mächtig auftrumpfende Musik, entstanden aus einer Auftragsmusik zu einem patriotisch-sportlichen Freiluftevent mit starker Blechfraktion. Beide Werke bilden die entgegengesetzten Pole der tschechischen Musik der ersten Jahrhunderthälfte.
Der Dirigent Tomáš Hanus
Schnell eingesprungen: der Dirigent Tomáš Hanus© IMG Artists
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 2. Juni 2018
Antonín Dvořák
"Othello", Konzertouvertüre op. 93
Dmitrij Schostakowitsch
Violoncellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107
Leoš Janáček
Sinfonietta op. 60

Alisa Weilerstein, Violoncello
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Tomáš Hanus

James Conlon musste sein Dirigat kurzfristig absagen. Daher ergibt sich der Wechsel am Pult: Tomáš Hanus übernimmt die Leitung. Er ist Chefdirigent der Welsh National Opera und in Deutschland vor allem der Bayerischen Staatsoper sehr verbunden, wo bereits einige Premieren geleitet hat und jedes Jahr zu Gast ist.
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