DSO Berlin bei Ultraschall Berlin – Festival für neue Musik

Simone Young erzählt Rituale

Der Komponist steht neben der Dirigentin vor dem Orchester
Nach der gelungenen Aufführung dankt der Komponist Samir Odeh-Tamini der Dirigentin Simone Young und dem DSO Berlin © Deutschlandfunk / Simon Detel
Moderation: Volker Michael · 20.01.2019
Fünf vollgepackte Tage von Ultraschall Berlin finden an diesem Abend ihren Abschluss. Der 21. Jahrgang endet mit einer Uraufführung von Michael Hirsch, Simone Young leitet das DSO Berlin außerdem in Werken von Odeh-Tamimi und Czernowin.
15 Konzerte bot das Festival an − Deutschlandfunk Kultur ist live dabei, wenn das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin heute den Schlusspunkt setzt. Gleich zu Beginn eine Uraufführung, ein Werk von Michael Hirsch, der 2017 unerwartet aus dem Leben gerissen wurde. Er hinterließ ein Werk, das er einfach für sich geschrieben hatte − ohne Auftrag, ohne ein "Muss", es von einem Ensemble aufführen zu lassen. Es gehörte auch zu seinen Lieblingswerken, ohne dass er es je live gehört hätte.
Simone Young dirigiert
Simone Young war beim DSO Berlin für das Abschlusskonzert des Ultrachall Festivals 2019 eingeladen.© Deutschlandfunk / Simon Detel
Dem folgt ein Werk des in Jaljuliya/Israel geborenen Komponisten Samir Odeh-Tamimi. Seine ersten musikalischen Erfahrungen hat er in arabischen und jemenitischen Bands gesammelt, die er am Synthesizer unterstützte. Mit 19 ging nach Griechenland, dann nach Deutschland, um zu studieren. Sein Orchesterwerk "Rituale" aus dem Jahr 2008 könnte als Erinnerung begriffen werden − er zeichnet Gesänge und Trommelrhythmen der ekstatischen Sufi-Riten nach, die er als Jugendlicher selbst im Hause seines Großvaters begleitet hatte. Diese Rituale in Orchesterfassung vergleicht Odeh-Tamimi mit dem Nachhall längst vergangener Klänge in seinem persönlichen Erinnerungsraum.
Samir Odeh-Tamimi sitzt in einsamen Stuhlreihen
Samir Odeh-Tamimi wird beim Konzert zugegen sein.© Samir Odeh-Tamimi / Thomas Kujawski
Zum Schluss des Konzerts wird Séverine Ballon noch einmal zu hören sein. Nach ihrem Solorecital am zweiten Festivaltag von Ultraschall spielt sie im Sendesaal in der Masurenallee "Guardian" für Violoncello und Orchester. Dieses Werk der 1957 ebenfalls in Israel geborenen Komponistin Chaya Czernowin hat die französische Cellistin vor gut einem Jahr bei den Donaueschinger Musiktagen zusammen mit dem SWR-Sinfonieorchester uraufgeführt. Nach Worten der Komponistin "träumt das Violoncello ein Orchester - und umgekehrt." Die beiden Protagonisten schlüpfen also klanglich in die jeweils andere Rolle. Dass insbesondere der Solopart anspruchsvoll ist, kann dabei nicht verwundern.
Die Cellistin im Kreise des Orchesters
Séverine Ballon ist eine Meisterin im Finden völlig anderer Klänge für ihr Cello, hier mit Simone Young und dem DSO Berlin© Deutschlandfunk / Simon Detel
Gespräch mit dem Festivalleiter Rainer Pöllmann: hier.
Live aus dem Großen Sendesaal des rbb, Berlin
Michael Hirsch
"…irgendwie eine Art Erzählung…" für Orchester (Urauffführung)
Samir Odeh-Tamimi
"Rituale" für Orchester
Chaya Czernowin
"Guardian" für Violoncello und Orchester
In der Konzertpause war zu hören:
Cornelia de Reese begleitete die Ultraschall-Reporter:
Zudem ein Gespräch mit Volker Michael, der Albrecht Selge und Dirk Wieschollek zu Gast hatte für einen gemeinsamen Rückblick auf die Konzerte des Festivals:
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