"Don Karlos" am Residenztheater München

Die Liebe als Systemfehler

Eine Szene aus "Don Karlos" von Friedrich Schiller im Residenztheater München in der Regie von Martin Kušej. In der Hauptrolle: Nils Strunk.
Gerade mal 27 Jahre alt ist Nils Strunk, der die Hauptrolle in "Don Karlos" spielt. © Matthias Horn
Christoph Leibold im Gespräch mit Andrea Gerk · 17.05.2018
Die "Don Karlos"-Inszenierung von Martin Kušej am Residenztheater München lässt keinen Raum für Trost. Es geht um gnadenlose Macht und zum Scheitern verurteilte Liebe. Dabei entpuppt sich der Klassiker von Friedrich Schiller als eine Art Thriller.
In Martin Kušejs Inszenierung von Friedrich Schillers "Don Karlos" am Residenztheater München dreht sich alles um die Freheit, oder besser: um die Abwesenheit der Freiheit. Kušej kritisierte vor der Premiere, die Menschen hätten mittlerweile alle Chancen auf Freiheit vergeigt. "Das ist eine interessante Aussage", sagte Theaterkritiker Christoph Leibold im Deutschlandfunk Kultur, "weil das Stück, das wir erleben, zumal so wie Kušej es inszeniert, eigentlich eine Welt zeigt, in der man Freiheit gar nicht vergeigen kann, weil Freiheit hier von vornherein keine Chance hat."

Keine Freiheit, keine Liebe

Die Macht drängt mit Gewalt alles zurück und lässt Freiheit, Liebe und Selbstwirklichung nicht zu. "Liebe ist hier nur ein Systemfehler", sagt Leibold. Besonders interessant an der Inszenierung ist die Besetzung von Don Karlos, der von dem erst 27-jährigen Niels Strunk gespielt wird.
Szene aus "Don Karlos" von Friedrich Schiller in der Regie von Martin Kušej im Residenztheater München.
Völlig am Boden: Szene aus "Don Karlos" von Friedrich Schiller in der Regie von Martin Kušej im Residenztheater München.© Matthias Horn
Die Inszenierung konfrontiert die Zuschauer mit verschiedenen Typen von Machtbewusstsein. Der Stil der Inszenierung habe etwas von einem Thriller. Dazu passt, dass Kušej vermutet, dass wenn Friedrich Schiller noch leben würde, er wohl die Drehbücher spannender Serien schreiben würde.
(mau)
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