Dokumentarfilm "Pre-Crime"

Wie eine Software die Mörder von morgen erkennen will

Auch die Polizei in Oberhausen startete bereits Versuche mit Software, die Verbrechen voraussagen soll. Um diese Praxis geht es in der Doku "Pre-Crime".
Auch die Polizei in Oberhausen startete bereits Versuche mit Software, die Verbrechen voraussagen soll. Um diese Praxis geht es in der Doku "Pre-Crime". © picture-alliance / dpa / Bernd Thissen
Matthias Heeder im Gespräch mit Gesa Ufer · 12.10.2017
Ein Algorithmus identifiziert Menschen, bei denen ein hohes Risiko besteht, dass sie ein Verbrechen begehen oder Opfer werden. Das ist längst Polizeipraxis - und Thema des Dokumentarfilms "Pre-Crime", der nun in die Kinos kommt. Wir sprachen mit dem Filmemacher.
Stellen Sie sich vor, es klingelt an Ihrer Haustür und vor Ihnen stehen ein Sozialarbeiter und ein Kripo-Kommissar, die Ihnen freundlich, aber bestimmt erklären: "Schönen Guten Tag, wir haben mitbekommen, dass Sie hin und wieder Joints rauchen und bei illegalen Poker-Runden dabei sind. Sie stehen deshalb auf einer Verdächtigenliste und werden sehr wahrscheinlich in nächster Zeit ein Verbrechen begehen oder sie werden Opfer eines Verbrechens."
Das klingt nach Science Fiction, ist mancherorts aber bereits Realität, nachzusehen zum Beispiel im Dokumentarfilm "Pre-Crime" von Monika Hielscher und Matthias Heeder, der am Donnerstag in die deutschen Kinos kommt. Er thematisiert sogenanntes "Predictive Policing", wie es etwa in Chicaco praktiziert wird. So hat die dortige Polizei anhand vorhandener Personendaten eine sogenannte "heat list" erstellt.

Diskriminierung und Kriminalisierung durch "heat lists"

Im Wesentlichen basiere diese Liste auf Daten, die von der Polizei selbst erhoben worden seien, sagte Regisseur Matthias Heeder im Deutschlandfunk Kultur. "Und dann hat die Polizei in Zusammenarbeit mit akademischen Partnern basierend auf einer Netzwerktheorie und basierend auf Algorithmen, die Massendaten durchpflügen auf bestimmte Fragestellungen hin eine Software entwickelt, die in Chicago tatsächlich eine Liste ausgespuckt hat mit 400 Namen von sogenannten Menschen, die in Gefahr sind, Gewalt auszuüben oder selbst Opfer von Gewalt zu werden."
Offenbar landen auf solchen "heat lists" vor allem Geringverdiener, Arbeitslose oder Menschen in prekären Wohnumfeldern. Dadurch würden diese diskriminiert und weiter kriminalisiert, meint Heeder.

"Die Algorithmen müssen öffentlich gemacht werden"

Hinzu kommt, dass kein Außenstehender wisse, wie diese Algorithmen funktionierten, kritisiert er. "Die privaten Anbieter haben einen Patentschutz auf ihre Algorithmen, das heißt, niemand kann reingucken, niemand weiß, wie es darin arbeitet." Das muss sich dem Filmemacher zufolge ändern: Die Algorithmen müssten öffentlich gemacht und auch öffentlich diskutiert werden, fordert er.
(uko)
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