Dokumentarfilm

Leidenschaftliche Lieder

Von Patrick Wellinski · 12.03.2014
Kommt der Tango wirklich aus Argentinien oder aus Finnland? Das wollen drei Argentinier herausfinden und starten zu einem Roadtrip durch Finnland. Ein heiterer Film über die Kraft der Musik.
Es sind Klischees die gewisse Dinge in die Welt setzten. Zum Beispiel folgende Assoziationskette: Tango, Rhythmus, Erotik, Wärme, Argentinien. Klar: Der Tango kommt aus Argentinien. Oder doch nicht? Vielleicht muss man ja anders denken. So wie der international ausgezeichnete Regisseur Aki Kaursimäki, der seit Jahren behauptet, der Tango sei eine rein finnische Erfindung.
Etwas, dass die finnischen Hirten vor hunderten von Jahren an der heutigen russischen Grenze sangen, damit sie die Wölfe vertreiben konnten und um sich weniger einsam zu fühlen. Dieser – sehr romantischen Interpretation – folgt nun die junge deutsche Dokumentarfilmerin Viviane Blumenschein. In "Mittsommernachtstango" schickt sie drei argentinische Tango-Stars in einem klapprigen Auto durch Finnland.
Im Mittelpunkt die Musik
Die deutsche Regisseurin Vivane Blumenschein beobachtet in ihrer Dokumentation wie die drei Argentinier Chino, Diego und Pablo auf diesem inszenierten Road-Trip durch Finnland vielen unterschiedlichen Musikern begegnen. Sie tauschen sich aus über die Kraft der Musik, das Empfinden und natürlich auch über die Herkunft. Dieser "culture clash" ist humorvoll und heiter und verliert natürlich nie den Blick fürs Wesentliche – sprich: für die Musik.
Deshalb gibt es immer wieder wunderbare Jam-Sessions, Versuche den argentinischen Tango mit der finnischen Sehnsucht in Verbindung zu bringen. Umgekehrt erkennen die Argentinier, wie introspektiv man von Liebe und Leidenschaft singen kann, ohne sofort an verschwitze Abende in Buenos Aires zu denken. Skepsis und Klischees verschwinden in den romantischen Klängen. Und wir erkennen: Der Tango wird immer neu geboren, je nachdem wer ihn gerade braucht und singt.

Mittsommernachtstango
D 2014, Regie: Viviane Blumenschein mit Aki Kaurismäki
FSK ab 0 Jahren, 89 Minuten

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