Doku-Serie

Das Direktorenzimmer

Musemsleiter Yilmaz Dziewior hat noch Platz im Bücherregal. Das einzige Kunstwerk, das in seinem "Direktorenzimmer" hängt, ist ein Foto von Rosemarie Trockel. Es zeigt den Videokünstler Marcel Odenbach als Marlboro Man.
Musemsleiter Yilmaz Dziewior hat noch Platz im Bücherregal. Das einzige Kunstwerk, das in seinem "Direktorenzimmer" hängt, ist ein Foto von Rosemarie Trockel. Es zeigt den Videokünstler Marcel Odenbach als Marlboro Man. © Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Susanne Luerweg und Sabine Oelze machen Inventur · 28.01.2017
"Das Direktorenzimmer" ist eine Reise zu großen deutschen Museen. Und zugleich ein Besuch an einem Ort, den die meisten von uns nie zu sehen bekommen werden.
Meist wacht eine strenge Vorzimmerdame über den Zutritt zum Büro des Museumsleiters, und selbst berühmte Künstler brauchen einen Termin. Susanne Luerweg und Sabine Oelze haben einige dieser Künstler begleitet.
Hier darf nicht jeder rein: Um die Kunst von Rosemarie Trockel im Zimmer des Direktors vom Museum Ludwig zu sehen, braucht man eine Einladung, keine Eintrittskarte. Bei Gregor Jansen, dem Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, steht die Tür immer offen. Der Intendant der Bundeskunsthalle, Rein Wolfs, hat es sich in den Sitzmöbeln des Vorgängers gemütlich gemacht. Bei einem Brand im Museum Kunstpalast in Düsseldorf muss man über den Schreibtisch des Direktors Beat Wismer flüchten. Im Direktorenzimmer von Matthias Wagner K. im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt beißt der Gast in selbst gezüchtete Äpfel.
Das Direktorenzimmer ist so etwas wie der blinde Fleck des Museums. Die Denkfabrik und Brutkammer des Direktors. Büro, Rückzugsraum und repräsentatives Empfangszimmer – in dem sich jeder Museumsleiter auch selbst ausstellt. Mit seinen Sesseln, Referenzbüchern, Lieblingskunstwerken.
Kreatives Chaos oder modernistische Strenge: Was verrät das Direktorenzimmer über den Direktor? Wie nehmen es Künstler wahr? Wir haben gemeinsam mit Marcel Odenbach, Juergen Teller, Mischa Kuball und vielen anderen Inventur gemacht, auf Sofas gelümmelt, über Kunst, Einrichtung und Fussball gesprochen.
Die Autorinnen:
Sabine Oelze und Susanne Luerweg besuchen sich regelmäßig in ihren "Arbeitszimmern" und haben sich deshalb gefragt, in welcher Atmosphäre Museumsdirektoren ihre kreativen Projekte umsetzen. Sie haben neidisch auf das ein oder andere Kunstwerk an den Wänden geblickt und geduldig auf harten Eames Chairs ausgeharrt. (Redaktion: Tanja Runow)
Folge 1 vom 3.12.2016: Museum Ludwig Köln
Susanne Luerweg und Sabine Oelze besuchen heute einen Mann, der nach langen Jahren endlich nach Hause gekommen ist: Yilmaz Dziewior, seit 2015 Direktor des Museums Ludwig, stammt aus dem Rheinland, hat während des Studiums als Assistent von Marc Scheps schon an diesem "Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts und Gegenwartskunst" gearbeitet und ist jetzt selbst der Chef. Er hat sich einen alten Freund eingeladen, den Videokünstler Marcel Odenbach, ebenfalls ein rheinisches Gemüt. Also, beste Stimmung. Aber hat Dziewior tatsächlich schon alle Umzugskisten ausgepackt?
Videokünstler Marcel Odenbach und Museumsleiter Yilmaz Dziewior in dessen "Direktorenzimmer" im Museum Ludwig
Videokünstler Marcel Odenbach und Museumsleiter Yilmaz Dziewior in dessen "Direktorenzimmer" im Museum Ludwig © Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Folge 2 vom 10.12.2016: Bundeskunsthalle Bonn
Der Holländer Rein Wolfs ist streng genommen gar kein Direktor, denn in der Bundeskunsthalle heißt sein Job: Intendant. In unserer Serie darf er trotzdem dabei sein. Sein Zimmer ist schwer zu finden – eine Herausforderung für sich. Aber wer es schafft, die vielen Sicherheitsschleusen und fensterlosen Gänge hinter sich zu lassen, hat, einmal angekommen, wenigstens jede Menge Möglichkeiten sich stilvoll auszuruhen. Im Corbusier-Sessel sitzt schon der Fotograf Juergen Teller in knappen Neonshorts. Und ein Gegenstand in diesem Raum weckt in ihm sofort Erinnerungen an seine Jugend.
Vom Fußballplatz ins Direktorenzimmer? Der Fotograf  Juergen Teller in sportlichem Neonorange, Intendant Rein Wolfs in klassischem Blau.
Vom Fußballplatz ins Direktorenzimmer? Der Fotograf Juergen Teller in sportlichem Neonorange, Intendant Rein Wolfs in klassischem Blau.© Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Folge 3 vom 17.12.2016: Kunsthalle Düsseldorf
Susanne Luerweg und Sabine Oelze besuchen Direktor Gregor Jansen, der in einem brutalistischen Kasten sitzt und Besucher wie Mitarbeiter umso herzlicher willkommen heißt. Die sind beeindruckt. Welch ein Raum der Überfülle! Aber das kleinste Direktorenzimmer wird auch nicht größer, wenn man versucht, möglichst viele Bücher darin zu Türmen zu stapeln. Der Konzeptkünstler Mischa Kuball ist offenbar trotzdem gerne da und meckert weder über den mangelnden Platz noch über die schlechte Beleuchtung. Wenn es den beiden zu eng wird, gehen sie auf ein Altbier in den Salon des Amateurs. Das ist das Praktische an einem Museum mit angeschlossener Kneipe…
Das Direktorenzimmer der Kunsthalle Düsseldorf. Konzeptkünstler Mischa Kuball und Direktor Gregor Jansen finden gerade noch Platz, um für uns zu posieren.
Das Direktorenzimmer der Kunsthalle Düsseldorf. Konzeptkünstler Mischa Kuball und Direktor Gregor Jansen finden gerade noch Platz, um für uns zu posieren.© Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Folge 4 vom 7.1.2017: Museum Angewandte Kunst, Frankfurt
Das Direktorenzimmer von Matthias Wagner K befindet sich in einem "weißen Schwan" von Pritzker - Preisträger Richard Meier. Sein Museum ist in den letzten Jahren zu einem Wallfahrtsort für Architekten und Designer geworden, die den Diskurs suchen. Welche Design-Klassiker er in seinem Büro versammelt und wie sein Gast, der Gestalter und Kurator Peter Zizka auf das dortige Ambiente blickt, das erfahren wir in dieser Folge der "Direktorenzimmer". Nebenbei lernen wir auch ein interessantes Hobby des sehr fleißigen Direktors kennen.
Der Direktor als Gärtner: Matthias Wagner K in seinem Büro im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt. In der Hand einen selbst angebauten Apfel.
Der Direktor als Gärtner: Matthias Wagner K in seinem Büro im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt. In der Hand einen selbst angebauten Apfel.© Sabine Schirdewahn
Folge 5 vom 14.1.2017: Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Das Museum Kunstpalast war zuletzt regelmäßig in den Schlagzeilen, weil der langjährige Sponsor EON angekündigt hat, die Zahlungen einzustellen. Das Haus blickt 2017 also einer unruhigen Zukunft entgegen. Der umtriebige Schweizer Beat Wismer spinnt schon Zukunftspläne. Und sitzt dabei in einem Direktorenzimmer, das eher an eine Konzernzentrale erinnert. Doch sobald der Bildhauer Bogomir Ecker den Raum betritt, steigt die Stimmung in dem Glaskasten. Gemeinsam mit Susanne Luerweg und Sabine Oelze sinnieren die beiden über Besucher, die den Schreibtisch des Direktors als Fluchtweg nutzen, und Ecker zitiert Bonmots von Harald Juhnke.
Beat Wismer vom Museum Kunstpalast macht gerne Häufchen. Auf seinem Sofa, auf den Fensterbänken und vor allem auf dem Schreibtisch.
Beat Wismer vom Museum Kunstpalast macht gerne Häufchen. Auf seinem Sofa, auf den Fensterbänken und vor allem auf dem Schreibtisch. © Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Auch dieser Heizkörper macht das Büro von Beat Wismer nicht heimeliger. Doch wenn Bogomir Ecker zu Gast ist, steigt die Temperaturkurve in dem Glaskubus merklich an.
Auch dieser Heizkörper macht das Büro von Beat Wismer nicht heimeliger. Doch wenn Bogomir Ecker zu Gast ist, steigt die Temperaturkurve in dem Glaskubus merklich an. © Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Folge 6 vom 21.1.2017: KW – Institute for Contemporary Art, Berlin
Der 35-jährige Niederländer Krist Gruijthuijsen ist noch ganz neu in der legendären Auguststraße in Berlin-Mitte. Susanne Luerweg und Sabine Oelze stellen fest: Dieser Direktor legt offenbar keinen großen Wert auf Privatsphäre oder Status Symbole. Seine Gäste trifft er auch gern woanders. Aber heute haben wir uns zu ihm eingeladen, gemeinsam mit der norwegischen Künstlerin Hanne Lippard. Die Performerin und aktuelle ars viva-Preisträgerin, hat gerade ihre erste Ausstellung in den Kunstwerken eröffnet. Und fühlt sich zwischen Gruijthuijsens unverwüstlichen Topfpflanzen gleich ganz zuhause.
Das einzige Wohlfühlmöbel Krist Gruijthuijsens Direktorenzimmer ist das schwarze Ledersofa. Hier empfängt er darauf die Künstlerin Hanne Lippard.
Das einzige Wohlfühlmöbel Krist Gruijthuijsens Direktorenzimmer ist das schwarze Ledersofa. Hier empfängt er darauf die Künstlerin Hanne Lippard.© Susanne Luerweg, Sabine Oelze
Folge 7 vom 28.1.2017: Haus am Waldsee, Berlin
Das Haus am Waldsee liegt an der Peripherie. Im feinen Vorort Zehlendorf, umgeben von imposanten Villen, strahlt der ehemalige Wohnsitz eines Regenschirmfabrikanten als künstlerisches Kleinod in die ganze Welt. Und es ist von einem Geheimnis umgeben. Denn hier wurde Franz Marcs "Turm der blauen Pferde" zuletzt gesehen. Ob das verschollene Bild irgendwo unter den Bodendielen liegt? Oder doch in der Nationalgalerie gelandet ist? Darüber fachsimpeln Direktorin Katja Blomberg und der Künstler Christian Jankowski, als Susanne Luerweg und Sabine Oelze das Direktorenzimmer betreten.
Querlesen und Querdenken - Direktorin Katja Blomberg und Künstler Christian Jankowski.
 
Querlesen und Querdenken - Direktorin Katja Blomberg und Künstler Christian Jankowski. © Foto: Barbara Green / Haus am Waldsee
Folge 8 vom 4.2.2017: Deichtorhallen Hamburg
Hamburg, da denkt jeder im Moment nur an die Elbphilharmonie und nicht an die vielen Museen, die architektonisch zum Teil auch etwas zu bieten haben. Zum Beispiel die Deichtorhallen, die alljährlich das Beste aus der jungen Fotografieszene vorstellen, oder international bedeutende Künstlerkarrieren von Wolfgang Tillmanns bis Maria Lassnig aufarbeiten. Dirk Luckow ist der Intendant der Deichtorhallen. Im Direktorenzimmer sitzt er heute mit der Wahlberlinerin Monica Bonvicini zusammen. Die beiden planen die nächste Ausstellung: "Elbphilharmonie revisited".
Dirk Luckow und Monica Bonvicini posieren gerne vor der Kamera und haben sich dann – nach mindestens 15 Aufnahmen – diese hier ausgesucht.
Dirk Luckow und Monica Bonvicini posieren gerne vor der Kamera und haben sich dann – nach mindestens 15 Aufnahmen – diese hier ausgesucht.© Deutschlandradio Kultur/ Sabine Oelze
Folge 9 vom 19.8.2017: Folkwang Museum, Essen
David Chipperfields Neubau des Folkwang Museums in Essen ist Pilgerstätte für Architekturfans. Leider konnte das schöne Haus den Direktor Tobia Bezzola auch nicht zum Dableiben bewegen. Zum Ende des Jahres verlässt er das Ruhrgebiet und geht zurück in die Schweiz. Am Büro wird es wohl nicht gelegen haben.
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Letzte Amtshandlungen: Der scheidende Direktor Tobia Bezzola empfängt Künstler Sebastian Riemer im Chipperfield-Bau in Essen. Im Hintergrund: Seine Postkartensammlung.
Letzte Amtshandlungen: Der scheidende Direktor Tobia Bezzola empfängt Künstler Sebastian Riemer im Chipperfield-Bau in Essen. Im Hintergrund: Seine Postkartensammlung.© Susanne Luerweg / Sabine Oelze
Folge 10 vom 26.8.2017: Kestnergesellschaft, Hannover
In der Kestner-Gesellschaft in Hannover ist gerade die Ausstellung "Made in Germany 2" zu sehen. Die Künstlerin Katinka Bock zeigt dort eine Skulptur am Maschsee, die sie gerade mit der Direktorin Christina Végh besichtigt hat, als unsere Reporterinnen eintreffen. Man würde jetzt gerne träumerisch in die Landschaft schauen. Geht aber nicht. Die Fenster sind viel zu hoch!
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Vor martialischer Kulisse: Direktorin Sabine Vegh und Künstlerin Katinka Bock treffen sich im ehemaligen Hallenbad. Abtauchen ist hier zwangsläufig angesagt.
Vor martialischer Kulisse: Direktorin Sabine Vegh und Künstlerin Katinka Bock treffen sich im ehemaligen Hallenbad. Abtauchen ist hier zwangsläufig angesagt.© Susanne Luerweg / Sabine Oelze
Folge 11 vom 2.9.2017: Skulpturenprojekte, Münster
Kasper König, künstlerischer Leiter der Skulptur Projekte Münster, ist immer für eine Überraschung gut. Da er schon seit seiner Zeit als Chef des Museum Ludwig in Köln über kein eigenes Direktorenzimmer mehr verfügt, will er sich im Foyer des Landesmuseums für Kunst und Kultur treffen. Gemeinsam mit der Künstlerin Nora Schultz, die dort eine Installation zeigt. Gemütlich ist das nicht. Aber interessant.
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Das Flair einer leergeräumten Sparkasse:  Kasper König lädt ins Foyer des Landesmuseums für Kunst und Kultur in Münster. Bei ihm zu Gast: Die Künstlerin Nora Schultz.
Das Flair einer leergeräumten Sparkasse: Kasper König lädt ins Foyer des Landesmuseums für Kunst und Kultur in Münster. Bei ihm zu Gast: Die Künstlerin Nora Schultz.© Susanne Luerweg / Sabine Oelze
Folge 12 vom 9.9.2017: Lenbachhaus, München
Das Direktorenzimmer von Matthias Mühling im Münchener Lenbachhaus ist fast zu schön, um wahr zu sein. Doch der unglaublich herzliche Direktor nimmt jedem Besucher die Beklemmung. Das gilt auch für den Künstler Daniel Knorr, der sich am liebsten gleich in die Kuschelecke zurückziehen möchte.
Ziemlich beste Freunde:Künstler Daniel Knorr jenseits der documenta - bei Matthias Mühling im Lenbachhaus.
Ziemlich beste Freunde: Künstler Daniel Knorr jenseits der documenta - bei Matthias Mühling im Lenbachhaus.© Susanne Luerweg / Sabine Oelze
Folge 13 vom 16.9.2017: HMKV, Dortmund
Kisten, Kitsch und keinesfalls zu viel Platz- das Direktorinnenzimmer von Inke Arns beim Hartware Medienkunstvereins in Dortmund ist sicher nicht das Schickste. Doch das Karma stimmt. Vor allem als auch noch der Berliner Künstler Johannes Paul Raether vorbeikommt.
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Johannes Paul Raether zeigt Inke Arns nur den Rücken, nicht die kalte Schulter.
Johannes Paul Raether zeigt Inke Arns nur den Rücken, nicht die kalte Schulter.© Susanne Luerweg / Sabine Oelze
Folge 14 vom 23.9.2017: Marta, Herford
Das Marta Herford verspricht Extravaganz in der Provinz. Es wurde von einem der berühmtesten Architekten der Welt geplant: Frank O´Gehry. Ob der auch das Direktorenzimmer durchgestylt hat? Klein-Bilbao in Herford? Susanne Luerweg und Sabine Oelze sind gespannt.
Direktor Roland Nachtigäller präpariert sein Bücherregal mit Spickzetteln. Er und sein Gast, Künstler Clemens Krauss, scheinen auf alles gefasst.
Direktor Roland Nachtigäller präpariert sein Bücherregal mit Spickzetteln. Er und sein Gast, Künstler Clemens Krauss, scheinen auf alles gefasst.© Susanne Luerweg / Sabine Oelze