Documenta mit Finanzproblemen

"Man muss dem Aufsichtsrat ein mieses Zeugnis ausstellen"

Auf einem Hügel steht ein aus Büchern zusammengesetzter Parthenon nach dem Vorbild des Parthenon auf der Athener Akropolis.
Nicht nur der "Parthenon der Bücher" wird jetzt in Kassel wieder abgebaut - auch ein Berg von Schulden müssen die Documenta-Macher offenbar abtragen. © Christel Boßbach
Ludger Fittkau im Gespräch mit Christine Watty · 12.09.2017
Zum documenta-Ende wird offenbar, dass die Kunstausstellung nur durch eine Sieben-Millionen-Bürgschaft vor der Pleite bewahrt werden konnte. Schuld daran seien vor allem der Aufsichtsrat - und der künstlerische Leiter Adam Szymcyk, meint Hessen-Korrespondent Ludger Fittkau.
Am Sonntag schließt die documenta 14 in Kassel ihre Tore. Der Bücher-Parthenon wird schon seit Tagen abgetragen. Und: Die erste documenta an zwei Standorten muss womöglich auch noch Schulden abtragen – nur mit Hilfe einer Bürgschaft des Landes Hessen und der Stadt Kassel in Höhe von insgesamt sieben Millionen Euro konnte die Pleite abgewendet werden. Die Kunstausstellung hat sich offenbar übernommen. Was lief da schief? Und vor allem: Wer ist verantwortlich?

Geschäftsführerin als Bauernopfer

Der Haussegen zwischen der Geschäftsführerin Annette Kulenkampff und dem künstlerischen Leiter der Documenta, Adam Szymczyk, hänge schief, meint Journalist Ludger Fittkau, der aus Hessen berichtet. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Aufsichtsrat, der – obwohl mit erfahrenen Kulturschaffenden und –politikern besetztoffenbar seiner Aufgabe nicht nachgekommen sei.
"Man muss dem Aufsichtsrat ein ganz mieses Zeugnis ausstellen", urteilt Fittkau. Er vermutet, Kulenkampff werde "die Woche nicht überleben". Mehr noch: Sie sei ein Bauernopfer.

Es gab Warnungen

Kulenkampff habe auf die Mehrkosten durch zwei Standorte und deutlich mehr Performances als sonst hingewiesen. Dies sei jedoch sowohl vom Aufsichtsrat als auch vom künstlerischen Leiter, der einen Großteil der Schuld am finanziellen mittrage, nicht wirklich ernst genommen worden.
Ausbaden müssten dies nun vermutlich die Steuerzahler. "Es ist (…) schlimm, dass Adam Szymcyk, ein politischer Linker, der erklärt hat: ‚Wir müssen auf der Seite der Armen sein, wir müssen solidarisch sein‘ – dass der, wenn es ums Geldausgeben ging, nicht wirklich hingeschaut hat."
Es sei ja "nicht irgendein Kapitalist geschädigt worden, sondern die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Hessen. Und da hätte Szymcyk eigentlich ein bisschen sparsamer und bescheidener auftreten müssen."
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