documenta 14

"Athen hat die documenta kaum wahrgenommen"

Ein Transparent wirbt am 07.04.2017 in Athen (Griechenland) am Rathaus für die documenta 14. Die internationale Kunstausstellung documenta 14 wird erstmals vom 08. April bis 16. Juli 2017 zunächst in Athen und vom 10. Juni bis zum 17. September 2017 in Kassel zu sehen sein.
Das Konzept, die documenta 14 an zwei Orten stattfinden zu lassen, habe ihn nicht überzeugt, sagt Alexis Alatsis. © picture alliance / dpa / Angelos Tzortzinis
Alexis Alatsis im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 13.07.2017
Erstmals hat die documenta nicht nur in Kassel stattgefunden, sondern auch in Griechenland. "Von Athen lernen", hieß das Motto. Das Konzept sei gescheitert, sagt Alexis Alatsis, griechischer Kulturmanager und Theaterregisseur. Für die meisten Bewohner der Stadt sei die documenta ein Event wie viele andere gewesen.
Nach 100 Tagen endet nun der erste Teil der documenta. Die inzwischen bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die im Fünf-Jahres-Rhythmus stattfindet, wurde erstmals an zwei Standorten ausgerichtet. Die Schau in der griechischen Hauptstadt Athen begann bereits am 8. April. Sie steht unter dem Motto "Von Athen lernen" und hat auch die Finanz- und Schuldenkrise zum Thema.
Insgesamt habe ihn das Konzept in Athen nicht überzeugt, sagt Alexis Alatsis, Kulturmanager und Theaterregisseur aus Griechenland. "Mein Gefühl ist, dass der Otto Normalverbraucher von Athen die documenta kaum wahrgenommen hat." Für die meisten Bewohner der Stadt sei die documenta ein Event wie viele andere gewesen.

"Athen ist nicht Kassel"

Ein Grund ist laut Alatsis, dass mit der Werbung zu spät begonnen wurde. Auch sei dabei der Unterschied zu anderen kulturellen Events nicht genügend herausgestellt worden. Ein weiterer Grund sei, dass die Strategie, die Ausstellung an vielen dezentralen Orten auszurichten, fehlschlug. "Athen ist nicht Kassel", sagt Alatsis.
Die Stadt sei zu groß und habe nicht ein einzelnes Kunstzentrum, wo alles stattfinde. Es sei nicht deutlich genug herausgestellt worden, welche Veranstaltungen nun von der documenta organisiert wurden und eben nicht von anderen Festivals. Das Werk der kanadischen Künstlerin Rebecca Belmore etwa, ein handgemeißeltes Marmorzelt, das ein auf längere Dauer angelegtes Zuhause für Flüchtlinge und Migranten darstellen soll, sei zwar auf einem Hügel mit direktem Blick auf die Akropolis aufgestellt worden. Aber es sei so schwer zu finden gewesen, dass keiner ohne festen Vorsatz, es anzuschauen, daran vorbeikomme.

Politische Probleme künstlerisch schlecht umgesetzt

Schlecht umgesetzt sei ebenfalls das Vorhaben der Kuratoren gewesen, aktuelle politische Debatten wie die Wirtschaftskrise Griechenlands künstlerisch umzusetzen. Diese Themen waren "viel mehr in den Köpfen der Kuratoren als letztendlich in den Events der Ausstellung selbst", sagt Alatsis. "Die Ausstellung hatte weder etwas ganz Neues darüber zu erzählen, wie ich als Grieche in Athen lebe, noch ist sie mit mir in dem Sinne in Dialog getreten." Das hätten die Kuratoren mit ihren Texten zwar versucht, aber die Werke hätten es nicht geschafft.
Die Kritik, die an anderer Stelle laut wurde, dass die documenta griechische Künstler nicht genug einbezogen habe, teile er aber nicht. "Die lokale Szene wird wahrgenommen, wenn sie etwas zu sagen hat, wie in allen internationalen Events."