Dita von Teeses Debütalbum

"Sobald man den Erwartungen entspricht, wird es langweilig"

Die Tänzerin Dita von Teese
Die Tänzerin Dita von Teese veröffentlicht nun ihr erstes Album als Sängerin. © dpa / picture alliance / Etienne Laurent
Von Andreas Zimmer · 19.02.2018
Dita von Teese war als Burlesque-Tänzerin bereits beim Eurovision Song Contest. Nun versucht sie sich als Sängerin. Entstanden ist ein chansonbasiertes und minimalistisches Elektropop-Werk.
"Die Leute dachten, ich würde vielleicht ein Bigband-Album machen mit den Sounds von damals. Aber sobald man den Erwartungen entspricht, wird es langweilig, es gibt kein Risiko."

Das Debütalbum der als Heather Sweet geborenen Dita von Teese überrascht. Es wurde allerdings auch vom französischen Songschreiber Sebastién Tellier geschrieben. Kennen gelernt hatten sich beide bei einem Gastspiel Ditas in Paris. Danach herrschte über Jahre Funkstille, bis Tellier von Teese plötzlich mit dem kompletten Album überrumpelte und fragte, ob sie nicht eigene Texte zur Musik schreiben wollte.
"Er hat mich gefragt, ob ich nicht die Texte schreiben wollte aber darin hab ich keine Expertise. Und weil ich so großen Respekt vor dem Werk habe, hab ich nicht mal Sebastiens englische Texte verändert, selbst wenn sie kein richtiges Englisch waren."
Wer Dita von Teese nur als billige Stripperin abtun will, tut ihr Unrecht. Im Gespräch entwickelt sie einen unglaublichen Charme und überzeugt durch Witz und authentische Selbsteinschätzungen. Ihr sei immer klar gewesen, dass sie keine wirkliche Sängerin sei, auch wenn Sebastien Tellier sie als solche vorgesehen habe auf der neuen CD. Insofern macht sie sich auch nichts vor, dass er als Produzent auch die Gesangssoftware "Autotune" eingesetzt haben könnte ...
"Ich bin sicher, er hat es benutzt – aber frage nicht, dann gibt’s auch keine Antwort. Es gab nichts, was ich zur Vorbereitung hätte tun können. Ich erinnere mich aber, dass ich mir vorgenommen hatte, es nicht zu übertreiben. Und so habe ich beispielsweise keinen Gesangsunterricht genommen. Man kann nicht plötzlich Sängerin sein und das dann faken."

Debüt-CD als ein Wagnis

Beim ersten Hören erinnert das selbstbetitelte Debütalbum der Dita von Teese an den leicht eingängigen Schlager-Pop der monegassischen Prinzessin Stephanie aus den 1980er-Jahren. Erst beim genaueren Hinhören entpuppt sich die CD als chansonbasiertes und minimalistisches Elektropop-Werk, in dem Tellier seine Vorstellung der Ikone Dita von Teese beschreibt. Das entwickelt durchaus verführerischen Charme.

Mit 45 Jahren ist Dita von Teese abgeklärt genug zu wissen, dass sie mit ihrer Debüt-CD ein Wagnis eingeht. Sie ist sich schon jetzt sicher, es mit der Musik nicht jedem ihrer Fans recht zu machen. Darüber hinaus verlässt sie ihre Komfortzone und zeigt einen sehr verletzlichen Aspekt von sich. Ganz bewusst.

"Ich bin voll verantwortlich, wann immer ich meine Shows mache. Und ich weiß genau, was ich dort tue. Natürlich fühle ich mich hierbei jetzt verletzlich. So ganz ohne Make-up und Schleier. Ich durchbreche einige Grenzen."
Als Künstlerin im Burlesque- und jetzt auch im Musikgeschäft hat von Teese natürlich Kontakt mit den Schattenseiten des Business. Bis jetzt habe sie allerdings keine sexuellen Übergriffe zu beklagen. MeToo? Nicht mit ihr. Aber natürlich hat sie auch darüber reflektiert.

"Es ist traurig, dass wir als Frauen aufpassen müssen, in welche Situationen wir uns begeben. Wo doch die eigentliche Diskussion darum gehen sollte, wie man Männern beibringt, sich zu benehmen. Und auch darum, was man gegen mächtige Männer unternehmen kann, die regelrecht Jagd auf Frauen machen."