"Dieser Krieg ist eine gigantische Schreibmaschine"

Ulrich Raulff im Gespräch mit Gabi Wuttke · 16.10.2013
Vor knapp einem Jahrhundert brach der Erste Weltkrieg aus. Eine Ausstellung im Deutschen Literaturarchiv Marbach zeigt, wie Schriftsteller den Kriegsausbruch erlebten. Direktor Ulrich Raulff sagt, die Fülle an Schriftstücken habe die Ausstellungsmacher überrascht.
Der Direktor Deutschen Literaturarchivs Marbach, Ulrich Raulff, glaubt nicht an die deutsche Begeisterung für den Ersten Weltkrieg. Diese Euphorie sei teilweise künstlich gewesen, teilweise ein späteres Bild, mit Fleiß erzeugt, sagte er. "Natürlich hat es Begeisterung gegeben, hier und da", so Raulff, "es hat aber ebenso viele Momente von Verzweiflung und Trauer gegeben." Das Bild der Euphorie sei absolut nicht flächendeckend gewesen.

Die Ausstellung mit über 200 Exponaten beschäftigt sich mit den letzten Friedenstagen und "sehr kleinteilig" mit den ersten Tagen nach Kriegsausbruch. Dabei habe die Ausstellungsmacher interessiert, wie so sensible Menschen wie Schiftsteller, literarische Autoren und Dichter auf das Herannahen des Krieges reagierten, ob sie ahnten, dass man an der Schwelle zu einem großen Krieg stand und wie sie den Eintritt des Krieges registrierten.

Bei der Zusammenstellung der Exponate habe die Ausstellungsmacher die Fülle an Schriftstücken überrascht. "Dieser Krieg ist eine gigantische Schreibmaschine", sagte Raulff. Dies beträfe nicht nur die offizielle Publizistik. "Alle haben geschrieben. Briefe geschrieben, Tagebücher begonnen", sagte Raulff. Selbst Menschen, die weit entfernt von der Front lebten, hätten angefangen, Kriegstagebücher zu schreiben, hätten das Bedürfnis gehabt, den Krieg als Chronisten zu begleiten.

Das vollständige Gespräch mit Ulrich Raulff können Sie mindestens bis 16.1.2014 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.