"Diese Nacht"

01.04.2009
Werner Schroeter gehörte mit Fassbinder, Herzog und Kluge zu den wichtigsten Vertretern des neuen deutschen Films. In letzter Zeit hat Schroeter mehr fürs Theater und die Oper gearbeitet, jetzt ist er mit "Diese Nacht" wieder auf die große Leinwand zurückgekehrt. Auch hier bleibt er sich selbst und seiner Künstlichkeit treu, verfällt aber in bedeutungslose Klischees, so dass seine Symbolik ins Leere läuft.
Deutschland, Frankreich, Portugal 2008. Regie: Werner Schroeter. Mit Pascal Greggory, Bruno Todeschini, Amira Casar, Eric Caravaca, Nathalie Delon, Marc Barbé, Jean-François Stévenin. Farbe, 118 Minuten

Nach langer Schaffenspause im Kino kehrt Werner Schroeter mit "Diese Nacht" auf die große Leinwand zurück. Der Theater-, Opern- und Filmregisseur will es noch einmal wissen und beharrt auf einem Kino der großen Künstlichkeit. Schon immer spielten Schroeters Filme in seltsam zeit- und ortlosen Filmlandschaften. Schon immer schienen seine Figuren aus jedem Koordinatensystem gefallen, schon immer mussten sie durch manieristische Kunsträume schreiten und waren Machtverhältnisse sein großes Thema.

In "Diese Nacht" begibt sich ein Arzt auf eine Reise in eine verlorene Stadt, er sucht seine große Liebe , findet aber nur deren Tochter, die er schützen und retten möchte. Denn in der Stadt ist die Cholera ausgebrochen, auf den Straßen treibt das Militär sein brutales Unwesen.

Bereitwillig lässt man sich zunächst auf die theatralische Form ein, folgt den Figuren durch apokalyptische Tableaus voller bizarrer Gestalten. Doch irgendwann beginnt man sich zu fragen, auf was Schroeters Stilisierungen und Überhöhungen eigentlich verweisen. Warum muss ein schwuler Gefangener ausgerechnet vor einer Jesusfigur die Hose runterlassen? Warum muss der Diktator von einem cholerischen Zwerg mit Granatengürtel auf rotem Samtsessel gespielt werden?

Immer klischeehafter wirken die Bilder: Natürlich tragen die Bösen lange, schwarze Ledermäntel und foltern wunderschöne Frauen in tief dekolletierten Abendkleidern. Man bekommt es in diesem Film mit einer extremen Symbolik zu tun, die letztlich ins Leere läuft. Mit einer Künstlichkeit, die keine eigene Gegenwart entwickelt. Einmal heißt es in diesem Film, Champagner sei das beste Medikament in allen Lebenslagen. Wahrscheinlich auch für angestrengte Kinobesucher.

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