Die Trauer eines Trios

Vorgestellt von Anke Leweke · 30.01.2008
In dem Film "Mondkalb" mit Juliane Köhler und Axel Prahl begegnen sich mit einer entlassenen Gefangenen, einem Jungen und dessen alleinstehendem Vater drei einsame Seelen. Die leise Komödie "Die Band von nebenan" erzählt von einer ägyptischen Polizeikapelle, die vergeblich nach ihrem Auftrittsort in Israel sucht.
"Die Band von nebenan"
Israel 2007, Regie: Eran Kolirin, Hauptdarsteller: Sasson Gabaii, Ronit Elkabetz, Saleh Bakri, 83 Min.

Was suchen acht Männer in hellblauen Polizistenuniformen, mit Rollköfferchen und Instrumentenkästen am Ende der Welt? In Eran Kolirins Film"Die Band von nebenan" landet eine Polizeikapelle aus Alexandria bei einem Gastspiel durch eine Adressenverwechslung am falschen Ort, in einer israelischen Kleinstadt irgendwo in der Wüste. In dem gottverlassenen Kaff gibt es weder ein arabisches Kulturzentrum, an dem man auftreten könnte, noch ein Hotel, noch einen Bus zurück. Doch dank einer pragmatischen Restaurantbesitzerin finden die acht Männer zumindest eine Bleibe für die Nacht.

Im Film des Israeli Eran Kolirin geht es nicht um die große Ebene der Politik. Auf den Nahostkonflikt wird nicht einmal angespielt. Vielmehr geht es um Menschen, die viel mehr verbindet als sie politisch trennt. In der langen, trockenheißen Wüstennacht werden sich einige Bandmitglieder und israelische Einheimische einander annähern.

"Die Band von nebenan" ist ein schöner Film der Langsamkeit. Es gibt keine großen Versöhnungen oder Verbrüderungen, und durch den Aufenthalt der Band wird niemand ein anderer oder besserer Mensch. Aber es gibt kleine Zeichen, Stimmungswechsel, Veränderungen der Tonlage. Und am sympathischsten ist, dass diese leise Kulturkomödie so unspektakulär in der Wüste endet, wie sie dort begonnen hat. Kaurismäki lässt grüßen.

"Mondkalb"
Deutschland 2007, Regie: Sylke Enders, Hauptdarsteller: Juliane Köhler, Axel Prahl, Leonard Carow, 102 Min.

Drei einsame Seelen in der Provinz. Eine Frau, die gerade aus dem Gefängnis gekommen ist. Ein Junge, dessen Mutter sich umgebracht hat, und sein alleinstehender Vater. Es ist allzu offensichtlich: In dieser Konstellation sollen sich die Einsamkeiten und Zerrüttungen gegenseitig spiegeln. 90 Minuten lang läuft Juliane Köhler mit hochgezogenen Schultern durchs Bild. 90 Minuten lang verbirgt Axel Prahls Filmfigur Wut und Frust hinter flapsigen Sprüchen.

Für die Trauer und den Schmerz ihres Trios findet die Regisseurin Sylke Enders keinen filmischen Raum oder Rahmen. Vielmehr zwängt sie sie fortwährend in eine Halbtotale. So bleibt in diesem Film vieles bloße Drehbuchidee und Behauptung – auch die Liebesgeschichte mit ihrem Wechsel von Annäherung und Zurückweisung. Statt aus den Sichtweisen der drei Hauptfiguren einen Erzählrhythmus zu entwickeln, mäandert die Regisseurin unentschlossen zwischen den Perspektiven hin und her.