"Die Stadt der träumenden Bücher" als Graphic Novel

Buntes Kopfkino

Aus "Die Stadt der träumenden Bücher"
Aus "Die Stadt der träumenden Bücher" © Walter Moers / Florian Biege
Florian Biege im Gespräch mit Andrea Gerk · 20.11.2017
"Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers hat weltweit viele Leser begeistert. Nun liegt die Geschichte um den jungen Dichter Hildegunst von Mythenmetz auch als Graphic Novel vor, aufwändig illustriert von Comiczeichner Florian Biege.
Andrea Gerk: Mit seinem Roman "Die Stadt der träumenden Bücher hatte Walter Moers einen Riesenerfolg. Der bekannte Comiczeichner und Erfinder von "Käpt'n Blaubär" und dem "Kleinen Arschloch" schuf damit eine fantastische Liebeserklärung an das Lesen. Nun hat Walter Moers diese eigenwillige Welt gemeinsam mit dem Illustrator und Comiczeichner Florian Biege über mehrere Jahre hinweg in eine Graphic Novel übertragen, die nun in zwei Bänden erscheint, der erste jetzt und im Januar dann der zweite. Und Florian Biege ist mir jetzt aus einem Studio in Münster zugeschaltet. Guten Morgen, Herr Biege!
Florian Biege: Guten Morgen! Danke für die Einladung.
Gerk: Was hat Sie denn gereizt an der "Stadt der träumenden Bücher"? Was gefällt Ihnen an diesem Roman besonders?
Aus "Die Stadt der träumenden Bücher"
Eine Skizze für den Comic "Die Stadt der träumenden Bücher" ...© Walter Moers / Florian Biege
Biege: Das ist natürlich eine lange Liste eigentlich, es sind viele Kleinigkeiten, viele einzelne Schauplätze und Figuren, viele Details, aber natürlich auch insgesamt die ganze Geschichte, die mich sehr begeistert hat, als ich sie direkt das erste Mal gelesen habe.

Vorlagen von Walter Moers

Gerk: Das heißt, Sie selbst sind auch so ein Büchernarr, der in den Geschichten der anderen versinken kann?
Biege: Ja, auf jeden Fall. Ich höre viele Bücher als Hörbuch vor allem, und die Bücher von Moers gibt es ja auch hervorragend als Hörbuch.
Gerk: Wie haben Sie denn mit Walter Moers zusammengearbeitet? Wie muss man sich das vorstellen, wer da was jetzt gemacht hat an dieser Graphic Novel, die wir jetzt vorliegen haben?
Aus "Die Stadt der träumenden Bücher"
... und wie sie im fertigen Comic umgesetzt wurde.© Walter Moers / Florian Biege
Biege: Walter hat das Szenario gemacht, das heißt, er hat den Text umgearbeitet und dann auch für jede Seite eine Skizze erstellt, die dann auch schon direkt mit Sprechblasen und so weiter versehen war. Und von da habe ich dann angefangen, weiter zu arbeiten. Die erste Skizze von Walter war mit Bleistift erstellt, und dann habe ich am PC weitergearbeitet, habe erst eine eigene Skizze erstellt und dann angefangen, nach und nach mit Farbe zu arbeiten und dann immer mehr Details bis zum endgültigen Ergebnis hinzuzufügen.
Gerk: Wenn man das anschaut, ist es sehr farbenfroh und auch sehr räumlich, muss ich sagen. Wie muss man sich das vorstellen, was machen Sie da am Computer, damit das so eine Tiefe bekommt?

Vorlieben für Licht und Farben

Biege: Ich arbeite mit einem Grafiktablett, und die Tiefe entsteht natürlich durch die Perspektive, durch die Farben, durch die Details, wo man viele Details setzt, wo man wenig Details lässt, wo man es sehr unscharf lässt. Ja, ich denke, so entsteht die Wirkung, und viel natürlich auch durch Licht, was mir am Herzen liegt.
Gerk: Und da sind ja in dem Buch auch richtig große Panoramen zum Aufklappen drin, da sieht man schon quasi den Film vor Augen, oder? Das könnte man sich auch gut vorstellen.
Biege: Ja, genau, das geht mir natürlich beim Malen auch so, dass ich immer schon mir vorstelle, wie das Ganze in Bewegung aussehen könnte, um dann auch den richtigen Moment auszuwählen und die richtige Perspektive und so weiter.
Aus "Die Stadt der träumenden Bücher"
Noch eine Skizze...© Walter Moers / Florian Biege
Gerk: Wenn Sie sagen, Sie haben das Buch schon vorher sehr gemocht, dann hatten Sie doch sicher auch so Ihr Kopfkino da am Laufen, wenn man eben so was liest. Es ist ja nun auch ein sehr fantastischer Roman, der sehr bildstark ist. Entspricht das, was man jetzt in diesem Comic sieht, Ihrem Kopfkinofilm?
Biege: Ja, größtenteils schon. Also als ich erst den Roman gelesen habe und danach die Skizzen für das Comic bekommen habe, einige Stellen, wo ich mir dachte, okay, das habe ich mir ein bisschen anders vorgestellt. Aber das war dann natürlich für mich ganz okay. Und ich hatte dann auch die Möglichkeit, denke ich, meine Vorstellungen genau eigentlich umzusetzen, wie ich es mir vorgestellt habe.

Schritt für Schritt zum fertigen Bild

Gerk: Haben Sie dann immer wieder das, was Sie erarbeitet hatten, Walter Moers gezeigt und der hat es quasi abgenommen, oder wie lief das?
Biege: Ja, ganz genau. Es läuft dann immer von der ersten sehr groben Skizze, um erst den groben Aufbau zu erklären, die ich dann als E-Mail verschickt habe. Und das arbeite ich dann weiter aus. Und jeder Schritt wird einzeln besprochen, auch mit mehreren Leuten ab und zu, die im Verlag gearbeitet haben oder so. So arbeitet man sich dann Schritt für Schritt bis zum fertigen Bild.
Gerk: Und das ist ja tatsächlich so eine richtig eigene Welt, die Sie da kreiert haben. Es gibt hinten sogar ein Glossar, wo die erklärungsbedürftigen Begriffe dieser Stadt der träumenden Bücher noch mal erklärt werden. Man taucht da also quasi in wirklich so eine Gegenwelt ein.
Aus "Die Stadt der träumenden Bücher"
... und ihre Umsetzung im fertigen Comic.© Walter Moers / Florian Biege
Biege: Ja, genau. Wir mussten natürlich viele Details aus dem Roman, konnten wir nicht zeichnen oder nicht in den Sprechblasen unterbringen, weil es natürlich von der Textmenge viel weniger ist. Und so hatten wir hier die Möglichkeit, noch mal ein paar Zusatzinformationen rüberzubringen in dem Glossar am Ende.

Unterschiede, aber keine Unstimmigkeiten

Gerk: Haben Sie denn eigentlich eine sehr unterschiedliche Bildsprache? Ich stelle mir das gar nicht so einfach vor, wenn man da mit jemandem so eng zusammenarbeitet. Gab es da auch mal Unstimmigkeiten?
Biege: Die Unterschiede sind auf jeden Fall schon sehr groß, aber ich denke, es ergänzt sich eigentlich ganz gut, weil Walters Skizzen leben in erster Linie von den Details und auch von der Bildidee in dem Stadium. Und ich kann dann vor allen Dingen mit Perspektive und vor allen Dingen Licht und Farben, was ja in den Skizzen und allgemein in Walters Zeichnungen nicht so viel Beachtung findet, noch sehr viel von meinen eigenen Vorlieben da unterbringen, denke ich.
Gerk: Und arbeiten Sie jetzt wieder an eigenen Projekten?
Biege: Ja, ich arbeite sowieso an Aufträgen und auch an eigenen Projekten. Ich weiß jetzt noch nicht genau, wann ich wieder die Gelegenheit bekomme, einen Comic zu machen, aber das würde ich auf jeden Fall sehr gern.
Gerk: Florian Biege, vielen Dank für dieses Gespräch!
Biege: Danke schön!
Gerk: Und die Graphic Novel "Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers und Florian Biege ist im Knauss-Verlag erschienen. Nachlesen können Sie diese Informationen, überhaupt zu allen Büchern, über die wir in dieser Sendung sprechen, auch bei uns im Internet unter www.deutschlandfunkkultur.de.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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