Die "Schönauer Stromrebellen"

Ökostrom aus Bürgerhand

Michael und Ursula Sladek, die "Schönauer Stromrebellen"
Die "Schönauer Stromrebellen" Michael und Ursula Sladek setzen auf das Modell der Windenergie in Bürgerhand. © privat
Ursula und Michael Sladek im Gespräch mit Ulrike Timm · 19.04.2017
Seit Tschernobyl haben Ursula und Michael Sladek gegen die Atomkraft gekämpft und nebenbei die Elektrizitätswerke Schönau aufgebaut. Wie rechnet sich ein Stromnetz in Bürgerhand und warum ist Humor manchmal überzeugender als Argumente – darüber spricht Ulrike Timm mit dem Paar.
Bis zum April 1986 seien sie ökologisch nicht interessierter gewesen als der Bevölkerungsdurchschnitt, sagt das Ehepaar Sladek. Zu den berüchtigten "Schönauer Stromrebellen" werden Ursula und Michael Sladek erst durch den Super-GAU in Tschernobyl. "Jetzt war auf einmal klar, man kann die Luft nicht mehr atmen, kann das Wasser nicht mehr trinken und kann sich auch nicht mehr ernähren," sagt Michael Sladek. "Das war für mich so ein richtiges Damaskus-Erlebnis." Unter dem Eindruck dieser Katastrophe schließen sich der Arzt und die ausgebildete Lehrerin - Eltern von fünf Kindern - mit anderen Bewohnern des Schwarzwaldstädtchens Schönau zu der Vereinigung "Eltern gegen Atomkraft" zusammen.

Zähes Ringen mit dem örtlichen Energieversorger

"Die Bevölkerung hat uns, weil wir wirklich etwas getan haben, nicht für Spinner gehalten," sagt Ursula Sladek. "Eine Bürgerinitiative war in so einem kleinen Ort damals durchaus etwas Verdächtiges. Wir haben dann einen Verein gegründet, damit wir etwas Bekanntes repräsentieren, weil in einem Verein ist in so einem Ort ja jeder." Nach und nach entsteht aus dem lokalen Engagement ein Vorzeigeprojekt für atomkraftfreie Stromversorgung. Nach mehreren Bürgerentscheiden und zähem Ringen mit dem örtlichen Energieversorger übernehmen die Sladeks und ihre Mitstreiter schließlich das lokale Stromnetz und liefern seit nunmehr 20 Jahren Ökostrom aus Bürgerhand.

"Der schönste Preis war der Nuclear-Free Future Award"

"Das Tolle ist, dass wir als Tandem gemeinsam spielen konnten," sagt Michael Sladek. "Auch in den Verhandlungen haben wir ja häufig zusammen verhandelt und da war meine Frau eben manchmal der böse Teil und ich der versöhnliche Teil und das ist dann auch für die Menschen am Verhandlungstisch etwas ungewohnt gewesen, aber zum Schluss steht, welches Ergebnis herauskommt. Unser Zusammenspiel war immer gut." Der Einsatz habe sich gelohnt, fügt seine Ehefrau Ursula Sladek hinzu. "Der schönste Preis, den wir bekommen haben, war 1999 der Nuclear-Free Future Award. Die Verleihung war in Los Alamos, dort, wo einst die Atombombe entwickelt wurde, das war sehr, sehr bewegend." Inzwischen sind die Sladeks über 70, aber ein Ende des ökologischen Engagements ist nicht in Sicht: Jetzt setzen sie sich für eine nationale CO2-Abgabe ein.

Wie hat sich ihr Engagement auf das Familienleben ausgewirkt? Wie rechnet sich ein Stromnetz in Bürgerhand und warum Humor manchmal überzeugender ist als Argumente - darüber unterhält sich Ulrike Timm mit Ursula und Michael Sladek "Im Gespräch" am 19. April ab 9.07 Uhr.

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