"Die Schachspielerin"

06.01.2010
Die Putzfrau Hélène ist in die harte Mühle des Alltags eingespannt, für das Leben und die Liebe bleibt keine Zeit. Bis sie ein amerikanisches Touristenpaar beim Schach beobachtet - und Leidenschaft für das Spiel entwickelt.
Caroline Bottaro erzählt in ihrem ersten Spielfilm nach dem Roman von Bertina Henrichs die Geschichte über eine Leidenschaft, die sogar zur Liebesgeschichte wird. Der vermeintliche Schachfilm wendet sich damit nicht zuerst an Schachkenner, denn das Schachspiel ist hier eine unerwartete Leidenschaft, die die Spielerin Hélène (Sandrine Bonnaire) für das Leben und die Liebe öffnet.

Wir lernen die einfache Frau als Familienmutter kennen, die den Lebensunterhalt für Mann und 15-jährige Tochter durch Putzen verdient. Unempfindlich für die traumhafte Landschaft Korsikas, ist sie in die harte Mühle des Alltags eingespannt, bis sie als Zimmermädchen im Hotel ein amerikanisches Touristenpaar beim Schachspiel beobachtet. Die Faszination, die von den glücklichen Menschen ausgeht, wird ihr Leben verändern. Allein versucht sie, das schwierige Spiel zu lernen, bis sie einen Menschen findet, der ihr Lehrer und Mentor wird.

Dr. Kröger (Kevin Kline) ist ein mürrischer, in sich gezogener Misanthrop, den die Wissbegier seiner Putzfrau anfangs nur amüsiert. Während der vielen Stunden gemeinsamen Spiels erlebt der Zuschauer, wie Hélèns Selbstbewusstsein erwacht, wie sie Freude am Risiko gewinnt und die gemeinsame, heimliche Leidenschaft mit einem fremden Mann genießt. Dass das Probleme in der Ehe und im dörflichen Milieu bringt, ist klar, aber schwieriger noch ist, eine eigene Haltung zu finden gegenüber diesem unerwarteten und von einer einfachen Frau auch nicht leicht zu verkraftenden Rollenwechsel. Aus der Hausfrau ist eine selbstbewusste Frau geworden, die im Turnier die örtlichen Größen (alles Männer) schlägt, die Achtung ihrer Tochter gewinnt und offen wird für die Schönheit von Natur und die Möglichkeiten des Lebens.

Was das Drehbuch der jungen Regisseurin hier vielleicht zu viel tut, macht das nuancierte, leise und intensive Spiel der beiden Protagonisten wieder wett. Sandrine Bonnaire ist herb und klar, wie wir sie aus allen ihren Filmen kennen, für Sentimentalität ist bei ihr kein Platz. Kevin Kline hingegen kann der Tendenz französischer Beziehungsfilme hin zu Geschwätzigkeit mit charmantem Understatement begegnen. Obwohl beide Figuren nicht a priori sympathisch sind, kommen sie uns in den intensiven Spielszenen, bei denen sich die Kamera nicht auf die Spielzüge, sondern auf die Bewegung in den Gesichtern der Spieler konzentriert, unerwartet nahe.

Frankreich / Deutschland 2009, Regie: Caroline Bottaro, Darsteller: Sandrine Bonnaire, Kevin Kline, Francis Renaud, Jennifer Beals, Valérie Lagrange, Alexandra Gentil, ohne Altersbeschränkung, 97 Minuten

Filmhomepage: "Die Schachspielerin"
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