"Die lustige Witwe" an der Oper Frankfurt

Claus Guths grandiose Inszenierung der Party

Marlis Petersen (Hanna), Ensemble
Marlis Petersen (Hanna), Ensemble © Monika Rittershaus
Natascha Pflaumbaum im Gespräch mit Eckhard Roelcke  · 13.05.2018
Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ ist in der neuen Inszenierung an der Oper Frankfurt zu sehen. Claus Guth bringt den Geschlechterkampf im Genre der Operette mit vielen Ebenen auf die Bühne. Unsere Kritikerin Natascha Pflaumbaum ist begeistert.
Claus Guth ist immer für Überraschungen gut, so auch diesmal. Seine Regieidee kreise um das Jahr der Uraufführung: 1905, erklärt Natascha Pflaumbaum. Der Film sei damals das moderne Genre der Zeit gewesen und Claus Guth bringt "Die lustige Witwe" als Spiel im Spiel auf die Bühne, in Form eines Film-Setups, "Die lustige Witwe" wird verfilmt: Es handle sich also um eine doppelte Inszenierung. Einmal der Filmdreh und einmal die Geschichte drum herum. Dafür seien 4/5 der Dialoge gestrichen und Schauspieler mitsamt Kamerateam und Regisseur auf die Bühne geholt worden. Zudem fänden Proben on-stage und backstage statt.

Aufführung der vielen Ebenen

Dadurch, dass die Drehbühne der Oper Frankfurt sehr groß ist, sei es möglich, die Garderobe, aber auch Kulissen von hinten sowie kleine Gänge zu zeigen, eine Aufführung auf vielen Ebenen also. Man sei ständig am Kreisen, fasst Natascha Pflaumbaum ihre Eindrücke zusammen. "Die lustige Witwe" – ohnehin als großes Fest von Lehár konzipiert – wurde von Claus Guth als ebenso große Party auf die Bühne geholt: mit Cancan, Cakewalk, Militär- und Balkanmusik, Tamburica-Kapelle und Grisettentanz. Eine riesige Kostüm- und Tanzschlacht sei das gewesen, so Natascha Pflaumbaum weiter. Man habe sich gefühlt wie in einer Revue.
Außerdem habe Guth mit Zeit gespielt: Während der erste Akt recht langsam beginne, da die Charaktere exponiert würden, ändere sich die Geschwindigkeit im zweiten und dritten extrem. Zudem retardiere er einzelne Szenen wie "Freezes" und baue kleine Pausen ein, welche aber mit Geräuschen überbrückt würden, also keine Stille, aber das Ausschlagen eines Metronoms. Alles sein eingebaut in eine "Geschwindigkeits- und Zeitarchitektur".
Die Hauptdarsteller Marlis Petersen, Iurii Samoilov und Elisabeth Reiter seien alle drei "formidable" gewesen. Für Natascha Pflaumbaum alles in allem nicht nur ein "grandioser Operettenabend", sondern auch eine Liebeserklärung an die Operette, weil das "ein Revival des Genres" sei.
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