Die Lust am Realen im Porno

"Authentisch heißt jetzt nicht, dass das nicht professionell ist"

Ein junger Mann umarmt eine junge Frau. Sie von hinten und von ihm sind nur die Arme zu sehen.
Ein junger Mann umarmt eine junge Frau. © picture alliance / Christophe Gateau/dpa
Laura Méritt im Gespräch mit Gesa Ufer · 13.03.2018
Der Wunsch nach Authentizität ist ein Trend, der sich bis in die Sex-Industrie zieht. Auch in Mainstream-Pornos sei der gezeigte Sex inzwischen realistischer, meint die "PorYes"-Aktivistin Laura Méritt. Für die Darsteller berge die Entwicklung aber auch Fallstricke.
Die Pornografie ist im Wandel. Auch hier gibt es inzwischen einen Ruf nach Authentizität, abzulesen an den vielen Amateurvideos, die ins Netz gestellt werden. Das wirkt sich auch auf die klassische Pornobranche aus, stellt die "PorYes"-Aktivistin Laura Méritt fest, eine Bewegung, die für eine positive Darstellung von Pornografie, besonders weiblicher Sexualität eintritt:
"Ich glaube schon, dass der Mainstream-Porn vieles aufgenommen hat. Das ist ja auch ein Erfolg der Frauenbewegung, also darauf hingewiesen zu haben, dass das eher Fake-Porn ist. Also dass das so fernab von der Sexualität ist, die die meisten Menschen doch haben, und dass es da einen richtigen Shift gegeben hat."
Auch im Mainstream-Porno sei die Darstellung von Sexualität inzwischen ein bisschen realistischer geworden, so die Feministin Méritt. "Authentisch heißt letztendlich, dass es eben nicht diese XXL-Genitalien sind", die Filme folgten auch nicht mehr nur einem klassischen Schema von Befriedigung.

Wunsch nach direktem Kontakt zu den Stars birgt Gefahren

"Es gibt einfach eine größere Palette an 'was können wir denn alles machen', das hat natürlich auch von der Kameraeinstellung bis zum konsensuellen Vorgehen vor dem Spielen und eine safe Atmosphäre und noch mehr Kriterien zur Folge."
Diese Entwicklung birgt aber auch Fallstricke. Der direkte Kontakt zu den Stars sei wichtiger geworden, die inzwischen viel Arbeit in die Selbstvermarktung in den Social-Media-Kanälen stecken müssten. "Das ist auch eine große Gefahr, weil dann privat und Arbeit ineinander verschwimmen können", mahnt Laura Méritt. Gerade im Bereich der Pornografie müsse man besonders auf Grenzen achten.
"Authentisch heißt jetzt nicht, dass das nicht professionell ist. Das ist auch ein Punkt der Frauenbewegung, die immer ganz klar sagt: klare Regeln, klarmachen, wo sind die Grenzen und da auch immer strategisch vorgehen. Das ist Arbeit."
Trotz vieler Kostenlosangebote im Netz zeigt sich Méritt zuversichtlich, dass der 'fair porn', der auf klare Kriterien und gute Arbeitsverhältnisse achte, zukünftig wachsen wird.
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