Die Kosten konventioneller Landwirtschaft

Ein Appell an die Moral beim Einkauf

Ein Bauer hält Kartoffeln in der Hand
Ein Bauer hält Kartoffeln in der Hand © Agence Producteurs Locaux Damien Kühn / Unsplash
Volkert Engelsman im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 26.02.2018
Für den Autor und Biounternehmer Volkert Engelsman wird der konventionelle Lebensmittelhandel ganz klar subventioniert. Die Schäden aus konventioneller Landwirtschaft würden die Budgets aller Steuerzahler belasten, während die Käufer dieser Produkte einfach nur "billig" einkaufen können.
Im deutschen Lebensmittelhandel ist die Welt geteilt. Hier: konventioneller Handel, dort: die Bioläden. Hier: preisgünstig, dort: teuer und mit "Bio"-Siegel versehen. Für den Autor und Biounternehmer Volkert Engelsman findet im konventionellen Handel eine unrechtmäßige Subvention statt: Der Verbraucher zahlt hier nicht die vollen Kosten für das Lebensmittel.
"Generell sagen wir immer: Bio ist nicht zu teuer, aber konventionell ist zu billig, weil eine ganze Reihe von Kosten nicht berücksichtigt wird, wie zum Beispiel die Bodenfruchtbarkeit, das Klima, die Wasserhaltefähigkeit der Böden, Biodiversität und nicht zuletzt auch die Gesundheitsschäden, die entstehen durch Pestizide, die - etwa auf diese konventionellen Äpfel - gespritzt werden."
Im Deutschlandfunk Kultur sagte Engelsman, die Ursache für dieses Schlupfloch sei eine überholte Gewinndefinition, "die es erlaubt, Kosten an Umwelt und an Menschen und an Gesundheit abzuwälzen auf den Steuerzahler oder auf unsere Kinder".

"Konventionell" heißt meist auch subventioniert

Die Käufer konventionell hergestellter Lebensmittel verursachten Kosten durch die Verschmutzung der Umwelt und müssten dafür nicht zahlen, so der der Vorwurf von Engelsman, Mitherausgeber des Buchs "Die Preise lügen - Warum uns billige Lebensmittel teuer zu stehen kommen" (oekom Verlag).
Allein in Frankreich entständen in der konventionellen Landwirtschaft Schäden im Wasserhaushalt von rund 54 Milliarden Euro jährlich, so Engelsman. Jeder Verbraucher, der diese versteckte Subvention in Anspruch nehme, mache sich hier schuldig.
"Und das ist nicht nur eine moralische Frage, sondern auch eine Frage des richtigen Rechnens."
Engelsman rechnet vor, dass für jedes Kilo konventionell hergestellter Äpfel 14 Cent an Kosten zur Regulierung von Gesundheitsschäden entständen, die aber nicht der Käufer zahle, sondern alle Steuerzahler.

Einfache Regel: "Weniger Fleisch essen!"

Angesichts des sehr geringen Anteils der Lebensmittelkosten im Haushaltsbudget der Deutschen von rund zehn Prozent, könnten es sich die meisten Haushalte aber durchaus erlauben, hier auch die tatsächlichen Kosten zu zahlen. Und als Grundregel für Verbraucher empfiehlt Engelsman:
"Weniger Fleisch essen!"

Volkert Engelsman & Bernward Geier (Herausgeber)"Die Preise lügen: Warum uns billige Lebensmittel teuer zu stehen kommen"
Oekom Verlag, München 2018
168 Seiten, 16 Euro

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