Die japanische Girlband "Kasotsuka Shojo"

Tanzend die Kryptowährung erklären

"Kasotsuka Shojo"
"Kasotsuka Shojo", die Virtual Currency Girls aus Japan © Deutschlandradio / Michaele Vieser
Von Michaela Vieser · 23.02.2018
Seit Wochen wird über Blockchain berichtet. Aber wer versteht die Kryptowährung schon wirklich? Die japanische Mädchenband Kasotsuka Shojo singt nun darüber und der Tech-Experte Kaz Ohmae erklärt, in welcher Szene die Retortenband vor allem erfolgreich ist.
In der Cinderella Academy in Tokyos Ausgehbezirk Shinjuku sitze ich auf einer Ledercouch acht Mädchen und einem Manager gegenüber. Die Mädchen tragen kurze Maid-Röcke mit Rüschen, weiße Kniestrümpfe, auch mit Rüschen und Masken. So wie diese mexikanische Wrestling Masken, nur dass sie plüschige Ohren angeklebt haben. Bär? Frage ich. Nein, Tiger, sagt der Manager. Auch er trägt eine Maske, einen Mundschutz, der die untere Gesichtshälfte verdeckt und stellt sich als Satoshi Nakamoto vor. Ein Witz, denn natürlich kennt niemand den wahren Satoshi Nakamoto, den Begründer von Blockchain. Man weiß noch nicht einmal, ob er oder sie wirklich Japaner war.
Auszug Lied: "Schütze Dein Passwort und benütze nie dasselbe…"
Die acht Mädchen sind der neuste Hype der Japanischen Pop-Idol-Szene. Sie nennen sich Kasotsuka Shojo, übersetzt die Virtual Currency Girls und wollen eins.
"Wir wollen kein Werkzeug für Spekulationen sein, sondern eine tolle Technik mit Hilfe von gutem Entertainment vermitteln."

Irgendwie sehr japanisch

Gutes Entertainment, das bedeutet in der japanischen Idol-Szene: Mädchen, die noch auf die Highschool gehen, Idol Kleidung tragen und simple choreografierte Moves aufführen. Das Erkennungsmerkmal der Virtual Currency Girls ist eine Geste, bei der die Arme vor dem Körper verschränkt werden und die Zeigefinger und Daumen sich berühren: es soll eine Blockchain darstellen. Eine geniale Idee und irgendwie sehr japanisch: Sich diesem hochkomplexen Thema Blockchain und Cryptocurrency anzunehmen, von dem jeder spricht und das nur die wenigsten verstehen und dann acht süße Mädchen auf die Bühne zu stellen, die das ganze in ihren Pop-Songs erklären.
Jedes der acht Mädchen, die, wie sich im Gespräch herausstellt, zwischen 16 und 22 Jahren alt sind, mimt eine andere Cryptocurrency. Es gibt zwei Bitcoins, eine Ethereum, Ripple, Nem, Mona, Neo und Ada. Auf den Maske ist das entsprechende Symbol genäht. Was sie denn idealerweise erreichen wollen, frage ich. Ganz brav antwortet immer eines der Mädchen.
"Heute werden in jedem Land eigene Währungen benutzt, aber wenn in jedem Land dieselbe Währung benutzt würde, wäre das toll."
Eines ihrer Lieder heißt "Der Mond und virtuelle Währungen und ich" und handelt davon, dass man nicht zu viel Geld in Bitcoins anlegen soll, da der Kurs schnell fluktuieren kann. Die Mädchen wissen gut Bescheid über virtuelle Währungen und wollen, dass ihre Fans auch aufgeklärt sind. Sie verdienen selbst Bitcoins mit ihren Konzerten und Fanartikeln, da es die Band aber erst seit Januar gibt, haben sie bisher noch nichts eingenommen.
Was sie denn sonst gerne tun, will ich wissen und merke an ihren Antworten, wie gut gebrieft sie sind und mir nach dem Mund reden. So antworten sie alle gemeinsam: Deutschen Fußballern zusehen und deutsches Essen, Würste! Der Manager fügt ernst dazu, dass Biertrinken sicherlich auch dazugehören würde, doch seien die Mädchen noch zu jung dafür. Er hat sich das alles ausgedacht, die Band zusammengestellt, kurbelt die Vermarktung an. Es ist seine zweite Idol Band, die er ins Leben gerufen hat.


Da ich bei den Idols nur stereotypische Antworten erhalte, verabschiede ich mich und besuche Kaz Ohmae, einen Tokioter Fin-Tech und Crowdfunding Experten, der mir das alles erklären soll. Japan ist das erste Land, das eine Crypto Regulation einführte, wie also passen die Virtual Currency Girls in diese Umgebung? Kaz´s Office ist in einem Co-Working Space in der Nähe der trendigen Omote Sando Straße, und so eingerichtet, dass es in jeder anderen Metropole der Welt stehen könnte.
"Kasotsuka Shojo"
Die Girl-Band "Kasotsuka Shojo" schaut sich selbst auf einem Computer an.© Deutschlandradio / Michaele Vieser
Kaz meint, dass diese Idols vor allem in der japanischen Gamer-Szene Erfolg haben. Das sind zum größten Teil Männer, deren Lebensinhalt seit der Jugend mit Computerspielen erfüllt ist. Sie lieben Charaktere mehr als echte Menschen, daher die Verkleidung der Sängerinnen. Kaz ist zwar vom medialen Erfolg der Virtual Currency Girls beeindruckt, nicht aber von ihrer Umsetzung. Er meint, das Thema Blockchain ließe sich mit so einer Formierung noch viel besser bespielen. Es hätte alle Chance ein user case für Blockchain zu sein, denn Blockchain sei ein urjapanisches Thema:
"Es handelt sich dabei um eine Community, in der alle Leute mitwirken müssen."

CD kaufen und über Lead-Sängerin abstimmen

In Kaz' Vorstellung könnten die Fans eine ICO Community sein. Er zeichnet als Beispiel die japanische Band AKB48, die in echt schon vormacht, was auf Blockchain in viel Größer denkbar wäre: Die AKB48´s treten jeden Tag in einem Theater im Elektronikbezirk Akihabara auf. Mit dem Kauf von Cds kann jeder Fan abstimmen, welches Mädchen wann Lead-Sängerin wird. Ähnlich könnte jedes der Virtual Currnecy Girls ihre eigenen Fans oder Gönner haben. Die Fans kaufen dann currency für ihre jeweilige Favoritin, damit diese Fotobücher, CDs und andere Fanartikel produzieren kann.
Kaz: "Eine gute Anwendung der Blockchain Technologie. Spektakulär."
Es wird sich zeigen, wie weit die Mädchen kommen. Gerade eben wurden Nem im Wert von 530 Millionen Dollar gehackt. Auf der Band-Webseite erklärt der Manager:
"Beendet das Leiden. Alles was wir dagegen tun können, ist zu singen und zu tanzen!"
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