"Die großen Städte auf der Welt sehen immer ähnlicher aus"

30.01.2007
Der Architekt und Städteplaner Albert Speer hat die jüngsten Entwicklungen in der Architektur Chinas kritisiert. "Es gibt Beispiele, wie die neue Oper in Peking neben der verbotenen Stadt, das sollte man eigentlich nicht machen", sagte Speer im Deutschlandradio Kultur. "Die Chinesen fallen auf solche modischen, technologisch ungeheuer schwierigen und einmaligen Entwürfe herein, und es gibt genügend Architekten, die ihnen so etwas anbieten."
Die Vorwürfe des chinesischen Architekturprofessors Peng, ausländische Architekten würden China als Testgebiet nehmen, relativierte Speer: Das seien Ausnahmen. Als Beispiel nannte er den Neubau des Architekten Koolhaas für das chinesische Staatsfernsehen CCTV. "Es ist eigentlich ein Schwachsinn aus allen ökologischen, ökonomischen und anderen Hintergründen, aber es ist spektakulär und etwas Einmaliges."

Speer verteidigte gleichzeitig, dass im Zuge der Erneuerung der Städte auch historische Gebäude abgerissen werden. "Was weggerissen wird, sind Slumgebiete, die so dicht bebaut sind, dass dort kein Mensch mehr leben kann." Das seien Lebensbedingungen, die kein Mensch aushalte und auch keiner mehr wolle. Bedeutende historische Gebäude würden schon lange nicht mehr abgerissen. "Dass die Chinesen in der Vergangenheit oft über das Ziel hinausgeschossen sind, das stimmt", so Speer. Inzwischen habe aber ein Umdenken eingesetzt.

Speer, der derzeit eine Provinzhauptstadt in China plant, sieht zudem die Notwendigkeit von moderner Bauweise in China. "Die chinesische Stadtarchitektur ist auf heutige Bedingungen überhaupt nicht übertragbar." Auch die Globalisierung hinterlässt nach Speers Auffassung in der Architektur ihre Spuren: "Die großen Städte auf der Welt sehen alle immer ähnlicher aus. Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen, weil ja auch die gleichen Akteure diese Städte bauen." Dennoch behalte jedes Land und jede Region ihre eigenen Rahmenbedingungen. Diese müssten erhalten und in den Mittelpunkt der Planungen gestellt werden, so Speer.

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