Die Erfolgsgeschichte des "Räuber Hotzenplotz"

01.08.2012
Ihr Vater sei ein "Vollblutpädagoge" gewesen. Mit seinen Büchern habe er Wissen vermitteln und Zusammenhänge erklären wollen. Sie und ihre Schwestern und viele tausend Kinder hätten den "Räuber Hotzenplotz" ins Herz geschlossen, sagte Preußler-Bitsch im Deutschlandradio Kultur.
"Einmal saß Kasperls Großmutter auf der Bank vor ihrem Häuschen in der Sonne und mahlte Kaffee."

So beginnt der "Räuber Hotzenplatz", eines der wohl bekanntesten deutschen Kinderbücher - geschrieben von Otfried Preußler. Als es heute vor 50 Jahren zum ersten Mal erschien, widmete es Preußler seinen drei Töchtern, Renate, Regine und Susanne, und allen Kindern, die Freude an Kasperlgeschichten haben.

Heute leitet die Kulturwissenschaftlerin Susanne Preußler-Bitsch seit über zehn Jahren den Literaturbetrieb ihres heute 88 Jahre alten Vaters und erinnert sich noch sehr gut daran, dass der Räuber lange Zeit sozusagen eine Art Familienmitglied war:

"Nun ja! Es hat mir und meinen größeren Schwestern einfach Spaß gemacht, so zu tun, als würde er bei uns mit leben. Und das ist ähnlich wie bei den anderen Figuren aus den Büchern meines Vaters, die auch irgendwie dazugehören. Also, mein Vater ist mein Vater, und der Autor ist gleichzeitig Vater vom Räuber Hotzenplotz und der kleinen Hexe. Also, da sind wir notgedrungen in einer gewissen geschwisterlichen Beziehung."

Später wurde der "Räuber Hotzenplotz" in über 30 Sprachen übersetzt und erschien nicht nur auf Englisch, Spanisch, Russisch und Chinesisch, sondern auch auf Afrikaans, Litauisch und im rätoromanischen Dialekt Surselvisch. Noch heute werden in Deutschland Jahr für Jahr rund 60.000 Exemplare des Buches verkauft - und längst vergessen ist die Zeit, als linke Kritiker Preußler vorwarfen, er würde mit dem "Räuber" und der "Kleinen Hexe" eine Art Heile-Welt-Kitsch verbreiten:

"Vor allen Dingen hat es seine kleinen Leser nicht gestört! Also, die hatten mit dem reaktionären Personal und dem reaktionären "Hotzenplotz" überhaupt kein Problem", sagt Preußler-Bitsch. "Ganz im Gegenteil, sie haben ihn einfach in ihr Herz geschlossen und fanden es wunderbar, solche Geschichten zu hören!"

Die vollständige Fassung des Interviews finden Sie in unserer Sendung "Radiofeuilleton".
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