Die Blaulicht-App der NRW-Polizei

Von Stephanie Kowalewski · 02.08.2011
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen ist die bundesweit erste und bislang auch einzige Sicherheitsbehörde, die eine kostenlose App fürs Smartphone entwickelt hat. Der Nutzer kann hier den Polizeifunk quasi mitlesen.
Im Büro von Wolfgang Weidner läuft ständig der Polizeifunk. Der Pressesprecher der Krefelder Polizei muss immer auf dem Laufenden sein, um schnell reagieren zu können.

Weidner: "Ich hoffe mal, dass das ein Fehlalarm ist, wie so viele auch. Aber sollte jetzt tatsächlich dort ein Realalarm sein, so haben wir über diesen Informationskanal die Möglichkeit, den Bürger auch zu warnen."

Sollte es im Altenheim also tatsächlich brennen, wird Wolfgang Weidner sofort eine entsprechende Pressemeldung schreiben, die dann auf den Internetseiten der NRW-Polizei erscheint und gleichzeitig im Display von tausenden Smartphones.

Lezgus: "Die Polizei bietet täglich 300 bis 400 Pressemeldungen da. Im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung, der Verkehrs-Unfallbekämpfung, aber auch Prävention, Neuigkeiten aus den Kreispolizeibehörden."
Sagt Andreas Lezgus, der beim Ministerium für Inneres und Kommunales in Nordrhein-Westfalen für die Informations- und Kommunikationstechnik der Polizei - und damit auch maßgeblich für die Blaulicht-App - verantwortlich ist. Wer die auf seinem Mobiltelefon hat, wird überall und jederzeit sowohl über den Verkehrsunfall und den Stau auf dem Heimweg informiert, also auch über tagesaktuelle Unwettermeldungen und Informationstermine der Wache um die Ecke. Blinde Smartphonenutzer können sich das alles auch vorlesen lassen.

Atmo - Vorlesefunktion: "Polizeiliche Kriminalprävention mit Infoständen auf Wochenmärkten, Mönchengladbach, heute 14:50 Uhr."

Die Nutzer sollen über die bundesweit erste Polizei-App aber nicht nur Informationen erhalten. Mit Hilfe von Fotos sollen sie bestenfalls auch bei der Suche nach vermissten Personen, gesuchten Straftätern oder gestohlenen Gegenständen helfen. Wolfgang Weidner nennt ein Beispiel, wie das gehen könnte.

Weidner: "Wir haben einen Banküberfall, zwei Täter sind flüchtig, zum Beispiel in einem schwarzen BMW. Wenn ich jetzt schnell bin und ich schreib' so eine Pressemitteilung, dann macht es wieder Pling in der Hosentasche. Derjenige, der das sieht, 'ach - da wird jemand gesucht von der Polizei', guckt auf die Straße, sieht den schwarzen BMW und würde uns natürlich sofort über 110 anrufen."

Und Ruck-Zuck hätte die Polizei die Bankräuber mit Hilfe der gut informierten Bürger geschnappt. Doch ob das im Alltag tatsächlich so funktioniert, weiß noch keiner so genau, räumt der Polizeibeamte ein.

Weidner: "Das haben wir noch nicht gemessen. Also ich kann ihnen da noch keine Zahlen liefern, ob aufgrund der App jetzt mehr Anrufe eingegangen sind."

Doch die Chancen stehen gut, denn die erste App von Sicherheitsbehörden in Deutschland erfreut sich großer Beliebtheit, zählte zeitweise sogar zu den Top-Ten der kostenlosen Smartphone-Programme, freut sich Andreas Lezgus.

Lezgus: "Ja wir waren natürlich erstaunt, dass wir gerade in den ersten Monaten in der Rankingliste des App-Stores ziemlich weit oben waren, auch vor sehr weit verbreiteten Nachrichtensendern, die wir da teilweise sogar überholt haben. Wir haben also ungefähr 80.000 Abonennten, die diese Applikation, die mobile Anwendung nutzen. Da sind wir schon stolz drauf, dass wir so einen Erfolg haben."

Schon scharren die Kollegen in den anderen Bundesländern mit den Hufen und möchten sich ebenfalls mit der modernen Technik präsentieren. Doch in vielen Ländern hapert es noch an der notwendigen Organsiation im Hintergrund. Denn um die App mit Neuigkeiten füttern zu können, müssen die Nachrichten aus den einzelnen Polizeibehörden zentral gesammelt und aufbereitet werden. Eine Arbeit, die in NRW bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich umgesetz wurde.

Atmo - Vorlesefunktion: "Im Supermarkt Kaufland in Lippstadt kam es zu dem Diebstahl einer Geldbörse. Die Kriminalpolizei Lippstadt sucht nun Zeugen."

Damit man sich nicht täglich durch bis zu 400 Meldungen wühlen muss, lässt sich das äußerst umfangreiche Angebot auf die individuellen Bedürfnisse angpassen. Mit einem einfachen Fingertip auf das Handydisplay kann der Nutzer festlegen, ob er beispielsweise nur Verkehrsnachrichten oder nur Neuigkeiten zu Verbrechen wie Mord, Raub oder Betrug erhalten möchte. Auch eine räumliche Eingrenzung ist möglich, erklärt Andreas Lezgus vom NRW-Innenministerium.

Lezgus: "Sie können sagen, ich reduziere das auf einen bestimmten Postleitzahlenbereich, Sie können aber auch Kilometerbegrenzungen eingeben oder einfach, wie es in so einer Applikation halt eben möglich ist, mit der Wischtechnik einen Radius ziehen. So können sie sehr einfach die Inhalte auf ihre individuellen Bedürfnisse konfigurieren."