Die besten Sachbücher im März

    Angst, Politik und Sex-Maschinen

    05:26 Minuten
    Montage mit diversen Covern der Sachbuchbestenliste März 2019.
    Auf Platz eins der Sachbuchbestenliste befindet sich Frank Biess "Republik der Angst". Er erzählt die Geschichte der BRD als eine Geschichte kollektiver Ängste. © Deutschlandradio / Montage
    27.02.2019
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    Wir leben in einer "Republik der Angst", sagt der Historiker Frank Biess und erobert mit seinem gleichnamigen Buch Platz eins der Sachbuchbestenliste. Andere Autoren beschäftigen sich mit Sex-Maschinen, LSD und digitalen Stammesgesellschaften.
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern. Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

    1 (-) Frank Biess: "Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik"
    Rowohlt 624 Seiten, 22 Euro

    Cover von Frank Biess' Buch "Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik". Im Hintergrund ist ein SW-Foto zu sehen, das eine Demonstration von Ärzten zeigt, die 1985 in Wiesbaden vor der Gefahr eines Atomkriegs warnen.
    Die Erfahrung von Krieg und Gewalt, so Biess, begleitete die Demokratisierung und Liberalisierung der Bundesrepublik.© Rowohlt / dpa / picture-alliance
    Ob in der Nachkriegszeit die Bedrohung eines nuklearen Krieges oder im 21. Jahrhundert die Furcht vor Terrorismus und Einwanderung – die Bundesrepublik hat sich schon immer als Angstnation definiert. Diese Hypothese belegt der kalifornische Geschichtsprofessor Frank Biess. Er erzählt die Geschichte der BRD als eine Geschichte kollektiver Ängste. Findet diese Ära bald ihr Ende?
    118 Punkte

    2 (8) Florian Meinel: "Vertrauensfrage. Zur Krise des heutigen Parlamentarismus"
    Beck-Verlag, 238 Seiten, 16,95 Euro

    Cover von Florian Meinels Buch "Vertrauensfrage. Zur Krise des heutigen Parlamentarismus". Im Hintergrund ist die gläserne Kuppel des Deutschen Bundestages zu sehen.
    Meinels Buch ist eine Verteidigung des Parlamentarismus und zugleich eine Verlustbilanz der Großen Koalition.© C. H. Beck / Unsplash / Sven Przepiorka
    Keine Institution wurde in Deutschland so oft totgesagt wie das Parlament. Populisten verabscheuen es und fordern mehr direkte Demokratie. Ist der Bundestag nur dazu da, dem Willen der Regierung zu gehorchen? Der Jurist Florian Meinel analysiert die Bedrohungen für den Parlamentarismus und liefert Vorschläge, wie er sich reformieren muss, um die Angriffe zu überstehen.
    87 Punkte

    3 (8) Frank Bösch: "Zeitenwende 1979: Als die Welt von heute begann"
    C. H. Beck, 512 Seiten, 28 Euro

    Buchcover "Zeitenwende 1979" von Frank Bösch, im Hintergrund eine Demonstration gegen den Schah im Jahr 1979 in Teheran.
    Die iranische Revolution ist eines der prägenden Ereignisse des Jahres 1979, die Historiker Frank Bösch nennt.© C.H.Beck Verlag / dpa / United Press International
    1979 war das große Jahr der politischen Krise. Es häuften sich die Umbrüche: im Iran, in Großbritannien mit Thatchers neoliberalem Kurs, in Afghanistan mit dem Einfall der sowjetischen Truppen. Nur ein zufälliges Zusammentreffen? Oder gibt es einen Zusammenhang? Der Historiker Frank Bösch begreift 1979 als Schlüsseljahr für die Gegenwart und beschreibt die Gründe hierfür.
    36 Punkte

    4 (-) Francis Fukuyama: "Identität: Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet"
    Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter
    Hoffmann und Campe, 240 Seiten, 22 Euro

    Cover von Francis Fukuyamas Buch "Identität". Im Hintergrund ist eine Illustration zu sehen, die eine Menschenmenge zeigt.
    Francis Fukuyama untersucht, warum sich immer mehr Menschen antidemokratischen Strömungen zuwenden. © Hoffmann & Campe / imago stock & people
    Francis Fukuyama hat den Satz geprägt, dass sich nach dem Fall der Mauer allerorts die Demokratie durchsetzen werde und das Ende der Geschichte nah sei. In seinem neuen Buch korrigiert der Geschichtsprofessor die These und erklärt, warum die liberalen Demokratien sich auf dem Rückzug befinden. Als Heilmittel schlägt er vor, dem menschlichen Bedürfnis nach klaren Identitäten entgegenzukommen.
    34 Punkte

    5 (-) Daniel Mendelson: "Mein Vater, ein Epos und ich"
    Aus dem Englischen von Matthias Fienbork
    Siedler Verlag, 352 Seiten, 26 Euro

    Cover von Daniel Mendelsohn Buch "Eine Odyssee". Im Hintergrund ist die griechische Insel Korfu zu sehen.
    Daniel Mendelsohn erzählt, wie er sich mit seinem Vater auf die Spuren der homerischen Odyssee begab. © Siedler / Unsplash / Tom Grimbert
    Jay Mendelsohn ist 81 Jahre alt, pensionierter Mathematiker und ein Vater, der sich von seinem Sohn emotional distanziert hat. Eines Tages beschließt er, einen Uni-Kurs seines Sohnes zum Thema "Homers Odyssee" zu besuchen. Die Begegnung lenkt die Vater-Sohn-Beziehung in neue Bahnen und führt nebenbei zu einer faszinierenden Reise durch die Welten des griechischen Klassikers.
    32 Punkte

    6 (-) Lisa Herzog: "Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf"
    Hanser Berlin, 224 Seiten, 22 Euro

    Cover von Lisa Herzogs Buch "Die Rettung der Arbeit". Im Hintergrund ist ein Symbolfoto zu sehen, dass einen schweißenden Roboter zeigt.
    Arbeit sei etwas fundamental Menschliches, sagt Lisa Herzog. Deshalb sollten wir sie nicht dem Markt überlassen.© Hanser / imago stock&people
    Die Formen der Arbeit verändern sich. Immer häufiger übernehmen Roboter einfache Aufgaben und ersetzen den Menschen. Die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und revolutioniert den Arbeitsmarkt. Die Philosophin Lisa Herzog zeigt Wege, wie sich die Gesellschaft auf den Wandel vorbereiten kann. Ihr Credo: Wir dürfen die Bedingungen der Arbeit nicht den Märkten überlassen.
    31 Punkte

    Hier erfahren Sie mehr über das Buch.

    6 (-) Pollan Michael: "Verändere dein Bewusstsein"
    Aus dem Englischen von Thomas Gunkel
    A. Kunstmann Verlag, 450 Seiten, 26 Euro

    Cover von Michael Pollans Buch "Verändere dein Bewusstsein". Im Hintergrund ist das Foto einer bunt beleuchteten, leicht verschwommenen Rolltreppe zu sehen.
    Michael Pollan erzählt von der Geschichte und der Wirkung psychedelischer Substanzen.© Kunstmann / Unsplash / Jay Lee
    Durch T. C. Boyles neuen Roman "Das Licht" ist die Droge LSD wieder in aller Munde. Forscher beschäftigen sich schon lange mit der Frage, ob kleine Mengen LSD für den Menschen heilsam sind. Der amerikanische Journalist Michael Pollan erzählt die Geschichte der Droge, schildert den Stand der Forschung und befragt Erfahrungsberichte: Hat LSD einen Platz in der Mitte der Gesellschaft?
    31 Punkte

    6 (4) Felwine Sarr: "Afrotopia"
    Matthes & Seitz Berlin, 176 Seiten, 20 Euro

    Bewohner Afrikas in Südafrika in feierlichen Gewändern.
    Felwine Sarr fordert eine wirkliche Entkolonialisierung Afrikas, indem es sich auf seine vergessenen und verdrängten geistigen Ressourcen zurückbesinnt.© unsplash/Leo Moko
    Die Stereotype über Afrika halten sich zäh: für die einen Elendsgebiet, für andere Reservoir an exotischen Fantasien. Felwine Sarr hat ein Manifest geschrieben, das mit den Klischees aufräumt. Der senegalesische Schriftsteller geht dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf dem Kontinent nach – herausgekommen ist eine Utopie, die das Zeitalter des Afrofuturismus heraufbeschwört.
    31 Punkte

    9 (-) Christoph Türcke: "Digitale Gefolgschaft: Auf dem Weg in eine neue Stammesgesellschaft"
    C. H. Beck, 251 Seiten, 16,95 Euro

    Cover von Christoph Türckes Buch "Digitale Gefolgschaft". Im Hintergrund ist eine Illustration, die mehrere Menschen zeigt, deren Porträt auf den Displays von digitalen Endgeräten angezeigt wird.
    Christoph Türcke problematisiert, wie digitale Plattformen Nutzer abhängiger machen als jede politisch-militärische Gewalt.© C.H.Beck/ Digitale Gefolgschaft
    Bei Plattformen wie Twitter, YouTube und Facebook handele es sich nicht um Informationsportale, sondern um Clanräume von digitalen Stammesgesellschaften, warnt der Philosoph Christoph Türcke und erklärt, warum die digitalen Medien eine Brutstätte für Despotismus und Populismus sind. Er benennt die Gefahren und zeigt Wege aus der digitalen Einbahnstraße.
    30 Punkte

    9 (-) Kia Vahland: "Leonardo da Vinci und die Frauen: Eine Künstlerbiographie"
    Insel, 348 Seiten, 26 Euro

    Cover von Kia Vahlands Buch "Leonardo da Vinci und die Frauen". Im Hintergrund ist ein undatiertes Gemälde von Leonardo da Vinci zu sehen.
    Leonardo da Vinci malte Frauen als selbstbewusste und komplexe Persönlichkeiten.© Insel / Deutschlandradio
    Leonardo da Vincis wegweisende Ideen zu Naturgeschichte, Schöpfung und Kunst beziehen sich auf Formen und Vorstellungen der Weiblichkeit. Woher kommt diese Fixierung? Die Journalistin Kia Vahland befasst sich in ihrer Biografie mit dem Werk Leonardos und zeigt, warum seine Kunst als Meilenstein in der Emanzipationsgeschichte der Frauen gelesen werden muss.
    30 Punkte

    9 (-) Sophie Wennerscheid: "Sex machina: Zur Zukunft des Begehrens"
    Matthes & Seitz, 240 Seiten, 24 Euro

    Cover von Sophie Wennerscheids Buch "Sex Machina". Im Hintergrund posiert Matt McMullen, der CEO von Realbotix mit dem Sex-Roboter "Harmony".
    Sophie Wennerscheid beschreibt, wie neue Technologien die menschliche Sexualität verändern.© Matthes & Seitz / imago stock&people
    Die Liebe zwischen Mensch und Maschine ist nicht neu. Erstmals kann sie allerdings auch sexuell ausgelebt werden. Immer mehr elektronische und digitale Sexpuppen drängen auf den Markt und verändern die Bedingungen der menschlichen Sexualität. Was heißt es nun, eine Maschine zu begehren? Die Literaturwissenschaftlerin Sophie Wennerscheid plädiert für einen entspannten Umgang mit der Technik.
    30 Punkte
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